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Diskussion. Bei einer Versammlung ging es um die Zukunft der FH.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Neue Runde im Protest gegen FH-Abriss

Rund 250 Menschen bei Versammlung auf dem Alten Markt. „Stadtmitte für alle“ will am Mittwoch Kaufangebot für FH unterbreiten

Von Valerie Barsig

Innenstadt - Eigentlich wollen sie alles. Ein Wissenschaftsfenster, Platz für Wohnprojekte, Kreativwirtschaft, einen Fahrradladen – wenn es nach dem Bündnis „Stadtmitte für alle“ geht, soll das Gebäude der Fachhochschule am Alten Markt, das im Herbst abgerissen wird, erhalten bleiben und ein Haus für die Stadtgesellschaft sein. Am Freitag hatte das Bündnis zu einer Bürgerversammlung eingeladen. Für rund 250 Menschen war auf den aufgestellten Bierbänken vor der Nikolaikirche Platz, sie waren voll besetzt. Die Polizei war deutlich präsent, 16 Polizeiwagen waren vor Ort. Es blieb friedlich.

„Der Prozess ist hier keinesfalls am Ende“, sagte André Tomczak vom Bündnis „Potsdamer Mitte neu denken“. Anfang Juni hatten Abrissgegner das Gebäude zehn Stunden lang besetzt (PNN berichteten), das Haus musste von der Polizei geräumt werden. Seitdem ist es nicht mehr zugänglich und mit einem Bauzaun abgesperrt. Am Mittwoch will das Bündnis nun ein Kaufangebot für die FH an Stadt und Land richten. Damit solle laut Bündnissprecher Holger Zschoge auch Druck auf das Land, dem die Fachhochschule noch gehört, ausgeübt werden. „Die rot-rote Landesregierung muss sich endlich positionieren“, forderte er. „Das Land darf sich nicht wegducken.“

Das Angebot enhalte neben dem Kaufangebot auch ein Konzept zum Umbau der Fachhochschule. Beides zusammen liege im zweistelligen Millionenbereich, sagte Tomczak. Verschiedene Stiftungen und Banken hätten Interesse, sich am Erhalt der FH zu beteiligen. Die Stadt würde mit dem Erhalt samt neuer Nutzung kein Minusgeschäft machen, behauptet Tomczak. Man habe bereits mit Architekten Pläne erarbeitet und eine Bedarfsabfrage bei Insitutionen gestartet. 12 000 der insgesamt 15 000 Quadratmeter Fläche der FH seien darüber quasi verplant. „Es ist wichtig, dass sich in der FH Wissenschaft und Forschung präsentieren können“, so Tomczak. Die Hochschulen in der Stadt hätten durch ihre vielen Standorte kein gemeinsames Zentrum. „In der FH könnte man sie sichtbar machen.“

Bis dahin wollen die Bündnismitglieder mit Aktionen weiter gegen den von Potsdams Stadtverordneten mehrfach beschlossenen FH-Abriss mobil machen – unter anderem mit einer am Freitag gestarteten Petition für „faire Bürgerbegehren“. Das Bündnis „Potsdamer Mitte neu denken“ war Mitte des Jahres mit einem Bürgerbegehren zum Erhalt von DDR-Bauten in der historischen Mitte vor dem Potsdamer Verwaltungsgericht gescheitert. Der Text sei ungenau und zum Teil irreführend, urteilten die Richter. Das sei nicht fair gewesen, sagen die Mitglieder von „Stadtmitte für alle“. Allerdings hatten die Initiatoren damals das Angebot der Stadt, das Begehren vor Beginn auf Zulässigkeit zu prüfen, nicht angenommen. Jetzt wünshen sie sich zur FH einen Bürgerentscheid. Auf der Online-Petitionsplattform change.org hatten bis Freitag 583 Menschen die Petition „Eine Stadt für alle - Potsdam kämpft für seine FH!“ unterschrieben. Am ersten September-Wochenende soll mit einem Sportfest für den Erhalt der FH demonstriert werden, denn auch der Hochschulsport habe einst in der FH seinen Platz gehabt, hieß es vom Bündnis. Auch gebe es „Gruppen, die weitere Aktionen planen“. Deren Engagement sei weiterhin ungebremst.

Die kommunale Bauholding Pro Potsdam sucht derzeit Investoren für die zwei Wohn- und Geschäftskarrees, die anstelle des 70er-Jahre-Baus entstehen sollen. Gemäß den Beschlüssen der Stadtverordneten wird die FH im November abgerissen. In den neuen Häusern sollen auch Sozialwohnungen und Gastronomie entstehen – dies war eine Reaktion auf das gescheiterte Bürgerbegehren. Valerie Barsig

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