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Potsdam: Neue Pläne für die Schiffbauergasse

In der unendlichen Geschichte um ein zentrales Standortmarketing für die Schiffbauergasse wird ein neues Kapitel geschrieben: Diese Aufgabe soll die kommunale Bauholding Pro Potsdam übernehmen.

Berliner Vorstadt - Diese neue Idee für den Kulturstandort und entsprechende erste Gespräche bestätigte am Montag Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) auf Anfrage.

Mit den neuen Verhandlungen reagiert die Stadt laut der Dezernentin auf eine erfolglos abgebrochene Ausschreibung zum Marketing und Management für den vor einigen Jahren mit 100 Millionen Euro sanierten Kultur- und Gewerbestandort. Das Ziel sei es weiterhin, die Schiffbauergasse zu beleben und die Arbeit der Akteure vor Ort zu koordinieren. Das bis jetzt zuständige Kulturamt – dort kümmert sich ein Mitarbeiter – könne die Aufgabe des Standortmanagements „auf Dauer nicht schultern“, so Magdowski.

Seit Jahren fordern die Einrichtungen an der Schiffbauergasse ein Standortmanagement aus einer Hand. Dazu hatte die Stadt im Frühling vor einem Jahr eine europaweite Ausschreibung von „Marketing- und Managementleistungen“ für das Areal gestartet. Der Auftrag war hoch dotiert: Allein für dieses Jahr plante die Stadt Ausgaben in Höhe von 589 000 Euro. Konkret sollte die Gewinner-Firma mindestens drei Jahre lang unter anderem die Interessen der Einrichtungen in der Schiffbauergasse bündeln, Flächen in dem Gelände zentral vermarkten und auch Veranstaltungen wie das „Stadt für eine Nacht“-Festival durchführen. Dazu wurde die Akquise von Sponsoren und Förderern gewünscht, ebenso die Verwaltung, Pflege und Wartung der Gebäude und Grünanlagen im Areal samt der Berechnung der Betriebskosten. Doch vor drei Monaten wurde diese Ausschreibung gestoppt. Es hatte nur zwei Bewerber gegeben – unter anderem die Pro Potsdam. Offiziell begründete das Kulturamt die Entscheidung für den Abbruch damit, dass untersucht werde, ob und wie das „Waschhaus“-Kulturzentrum in das Auftragspaket einbezogen werden könne.

Zumindest diese Idee ist vom Tisch. Denn dieses Vorhaben sei aus förderrechtlichen Gründen nur schwer zu realisieren, sagte Magdowski. Gleichwohl werde eine neuerliche Ausschreibung der Schiffbauergasse als nicht sinnvoll erachtet. Daher werde nun ein sogenanntes In-House-Geschäft mit der Pro Potsdam versucht – also die Vergabe des Auftrags an einen selbstständigen Dritten, der aber von der Stadt kontrolliert wird. Der Zeitplan für die Dauer der Gespräche hänge von der Pro Potsdam ab, sagte Magdowski. Da das Unternehmen bereits ein Bewerbungskonzept angefertigt habe, seien zumindest die Rahmenbedingungen für die Verhandlungen allseits bekannt.

Für die Pro Potsdam bestätigte Sprecherin Jessica Beulshausen die Verhandlungen mit der Stadt: „Grundsätzlich sind wir bereit, den Betrieb in der Schiffbauergasse zu übernehmen.“ Zum jetzigen Zeitpunkt seien aber noch keine konkreten Aussagen zum Betreiberkonzept möglich. Die Pro Potsdam hat bereits ihre Erfahrungen mit dem Kulturstandort gemacht: Ihre Tochterfirma, die kommunale Sanierungsträger GmbH, war seinerzeit für die viel kritisierte Sanierung des Areals zuständig. Das Gelände sei „totsaniert“, heißt es immer wieder.

Auch Magdowski sagte, die Schiffbauergasse sei „kein einfacher Standort“. Offen sei laut der Beigeordneten, ob tatsächlich alle Aufgaben, die in dem Auftrag der abgebrochenen Ausschreibung enthalten waren, nun auch an die Pro Potsdam vergeben würden. Diese Frage müsse noch entschieden werden. Wichtig sei, dass in Sachen Belebung des Standorts ein Erfolg eintrete. Ein Problem stelle weiterhin die Schinkelhalle dar – in dieser bislang kaum genutzten Halle würde Magdowski gern Kunstausstellungen sehen. Bisher aber ist die Halle, die für größere Veranstaltungen weder über eigene Sanitäranlagen noch über eine Bühne verfügt, ein Zuschussgeschäft (PNN berichteten).

Und noch eine Schwierigkeit sorgt bei Magdowski für Bauchschmerzen, wie sie sagte: Es werde sich erst zeigen, welche Lärmwerte bei Veranstaltungen in der Schiffbauergasse künftig überhaupt noch möglich seien. Schon bei der „Stadt für eine Nacht“ Anfang Juli habe es wegen der Lautstärke Anwohnerbeschwerden aus der Berliner Vorstadt gegeben. Hinzu komme nun das neue Boardinghaus, das gerade gebaut wird und wie eine Art Hotel funktionieren soll – für Menschen, die beruflich eine längere Zeit in Potsdam zu tun haben. Auch hier sei die Frage, inwiefern Geräusche von Veranstaltungen zu Konflikten führen könnten, sagte Magdowski: „Man wird sehen müssen, was noch machbar ist.“

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