zum Hauptinhalt
Innerhalb von zehn Monaten wurde die Halle am Möbelhof gebaut.

© Andreas Klaer

Neue Halle im Potsdamer Industriegebiet: Gewerbefläche für den Mittelstand

In der Nähe des Heizwerks ist ein Projekt mit Lager- und Fertigungsflächen und Büros für Firmen entstanden. Den Investoren geht es auch um Nachhaltigkeit.

Gewerbeflächen für den Mittelstand: Im Industriegebiet Potsdam-Süd ist am Freitag eine neue Halle eingeweiht worden, in die acht Firmen einziehen sollen. Das Besondere an dem 5-Millionen-Euro-Projekt ist, dass jede Einheit von 480 Quadratmetern aus einem Hallenteil für Lager oder Fertigung mit eigenem LKW-Tor, Büro mit Teeküche und Sanitäranlagen besteht. „Der Trend geht zu einer gemischten Nutzung, die mittelständischen Firmen suchen so etwas, gerade hier vor den Toren zweier Metropolen“, sagte Karsten Stein, einer der Bauherren des Projekts. „So etwas fehlt bislang in Potsdam.“

In der Tat wird der Chef der Potsdamer Wirtschaftsförderung, Stefan Frerichs, nicht müde zu betonen, dass die Landeshauptstadt dringend mehr Gewerbeflächen braucht. Laut Stadtentwicklungskonzept Gewerbe liegt der prognostizierte Flächenbedarf in den kommenden Jahren bei rund 50 Hektar - auch für emissionsarmes produzierendes und verarbeitendes Gewerbe.

Im Industriegebiet Süd werden aktuell gleich mehrere Gewerbeprojekte umgesetzt: Die nun fertiggestellte Halle liegt nur wenige Straßen von der Fläche entfernt, auf der GLS am Donnerstag den ersten Spatenstich für ein neues Paket- und Logistikzentrum gesetzt hat.

5
Millionen Euro wurden investiert

Gemeinsam mit Martin Hintze hat Karsten Stein vor drei Jahren die 18.000 Quadratmeter große Fläche gekauft. Die Investoren haben sich auf derartige Gewerbemischnutzungen spezialisiert, haben nach eigenen Angaben schon mehrere Projekte in Brandenburg umgesetzt. Auf dem Gelände in der Straße Möbelhof - so nennen sie auch das Objekt - standen Lagerhallen und ein Bürogebäude aus den 1990er Jahren - und zwei ungeheizte Blechhallen aus den 1950er Jahren. „Früher wurden hier Broiler hergestellt“, sagt Stein. Die Bauherren ließen diese Hallen abreißen und innerhalb von zehn Monaten die neue, 4000 Quadratmeter große Halle errichten.

Die Bauherren Martin Hintze (links) und Karsten Stein.

© Andreas Klaer

Besonders wichtig ist den Investoren der Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit. Das Dach ist mit Solaranlagen bedeckt, die Wände nach neuen Standards gedämmt, hinter der Halle stehen Ladesäulen für 16 Elektroautos und E-Fahrräder. Der Strom vom Dach, so Hintze, könne von den Mietern der Hallenteile zu vergünstigten Konditionen genutzt werden. „Das bedeutet eine Kostenersparnis bei den Nebenkosten.“

Geheizt wird das Gebäude mit einer Luft-Wärme-Pumpe. Zunächst sollte Fernwärme genutzt werden, berichtet Stein. Wobei es Nahwärme in dem Fall besser träfe: Das Heizwerk Süd liegt gleich nebenan. Doch dann habe die Energie und Wasser Potsdam (EWP) für den Anschluss an das Netz ein Angebot in Höhe von 450.000 Euro unterbreitet, so Stein. „Das ist viel zu teuer und komplett unwirtschaftlich“, schimpft der Investor.

Luft-Wärme-Pumpe heizt die Halle

Aufgrund der Unwirtschaftlichkeit sei es gelungen, den bestehenden Anschlusszwang zu umgehen. „Damals haben wir uns geärgert, heute sind wir froh“, sagt Stein mit Blick auf die steigenden Gaspreise. Die Luft-Wärme-Pumpe kann tagsüber durch den Strom aus der Solaranlage betrieben werden. Zudem denken die Investoren über eine ergänzende Holzschnitzelheizung nach, die mit Abfällen eines Gartenbetriebs im Industriegebiet betrieben werden könnte.

Jeder Hallenabschnitt hat ein LKW-Tor und ein kleines Büro.

© Andreas Klaer

Der Nachhaltigkeitsfokus scheint zu überzeugen. Vertreter der Firma Tulpar Gaming Notebook, einer der neuen Mieter, nennt diesen als Hauptargument für den Standort, neben der guten Anbindung an die Autobahn. „Wir wollen wegkommen von der Wegwerfökonomie“, sagt Igor Volis von Tulpar. Die Firma, die Laptops für passionierte Computerspieler verkauft, biete eine lebenslange kostenlose Wartung für die Rechner. „Wenn wir die Notebooks einmal jährlich reinigen, halten sie viel länger“, so Volis.

Bislang nutzt die Firma eine Fläche in Marienfelde. „Wir suchen schon sehr lange nach einer neuen Lagerhalle, aber in Berlin gibt es fast nichts oder es ist viel zu teuer“, sagt Volis. An dem neuen Standort in Potsdam sollen die Lieferungen per Container aus Fernost ankommen, zusammengebaut und gelagert werden.

Die Nachfrage nach den Gewerbeeinheiten sei hoch, sagt Bauherr Stein. Zwei Mietverträge seien unterschrieben, vier weitere in „fortgeschrittener Verhandlung“. „Ich bin optimistisch, dass bis Jahresende alle Flächen bezogen sind.“ Dabei funktioniert die Halle auch in Kombination mit den Bestandsgebäuden. In einem mehrstöckigen Bürogebäude haben die Investoren ein Coworking-Space eröffnet.

Dort seien einige Mieter mit reiner Büronutzung eingezogen, so Hintze, Architekten oder Marketingfirmen. Doch es gebe weitere Unternehmen, die auch Lagerflächen brauchten. Denn das Industriegebiet bleibt etwas ab vom Schuss, bis ins Potsdamer Stadtzentrum sind es sieben Kilometer, an den öffentlichen Nahverkehr ist das Gebiet kaum angebunden. „Als reiner Bürostandort hätte das hier wohl nicht funktioniert“, mutmaßt Hintze.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false