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Im Entstehen. Am Montag begann das diesjährige „Stadt der Kinder“-Projekt, bei dem die Teilnehmer unter Anleitung von Erwachsenen eine Stadt aus Holz bauen. Dabei bestimmen die Kinder selbst, was es in ihrer Stadt alles geben soll. In der kommenden Woche wird dann in den fertigen Häusern richtiges Stadtleben gespielt.

© Andreas Klaer

Stadt der Kinder: Nachwuchsarchitekten am Nutheufer in Potsdam

Zum zwölften Mal organisieren Ehrenamtliche im Potsdamer Nuthewäldchen die „Stadt der Kinder“. Die jungen Teilnehmer bestimmen dabei selbst, wie diese aussehen soll.

Potsdam - Eine Strandbar, ein Bauernhof, ein Museum und – ganz wichtig – ein Piratenschiff mit integriertem Wellnessbereich. Der Plan für eine von Kinderhand erbaute Stadt an der Nuthe im Schlaatz steht.

Seit dem gestrigen Montag heißt es in dem kleinen Wäldchen wieder „Stadt der Kinder.“ Dabei bestimmen die teilnehmenden Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren selbst, wie ihre Stadt aussehen soll. Am ersten Tag wimmelte es in dem kleinen Waldstück bereits von gut gelaunten Kindern, die eifrig Bauholzplatten und andere Materialien zu den ihnen zugeteilten Baustellen trugen. Ein eifriges Mädchen lief mit Zettel und Stift herum und führte Interviews für die Stadt-Zeitung, die es in jedem Jahr gibt. Die nächsten Tage werden die Kinder damit verbringen, Häuser zu bauen. Dabei müssen sie selbst Werkzeuge zur Hand nehmen – die Helfer leiten sie dabei lediglich an, die Kinder sollen ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Den Häusern mit maximal zwei Etagen dienen Holzpaletten als Fundament – nach dem Ende des Projekts dürfen Eltern diese dann als Erinnerung ersteigern und beispielsweise zum Spielen im eigenen Vorgarten aufstellen.

Zwischen den aufgeregten Kindern wimmelte es am Montag von zahlreichen Helfern – gut erkennbar an den roten T-Shirts mit der „Stadt der Kinder“-Aufschrift. Martina Wilczynski, die bei dem Projekt die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt und unter anderem auf der Facebookseite Fotos veröffentlicht, zählt seit drei Jahren zum Helferteam. „Gut 180 Kinder sind hier“, schätzt sie. Diese Zahl variiere jedoch – denn viele Eltern entscheiden sich spontan oder nicht an jedem Tag, ihre Kinder vorbeizubringen.

Wilczynski ist eine von rund 70 ehrenamtlichen Helfern – das zehnköpfige Küchenteams, das täglich für eine warme Mahlzeit sorgt, nicht mitgerechnet. „Wir machen das hier alle aus Liebe zum Projekt“, erzählt die 55-Jährige, die auch im wahren Leben in der Öffentlichkeitsarbeit arbeitet – im Friedrich-Reinsch- Haus im Schlaatz. Pascal Engelbrecht ist vom Teilnehmer zum Veranstalter geworden: Vier Mal hat er selbst als Junge an „Stadt der Kinder“ teilgenommen, in diesem Jahr ist er zum zweiten Mal als Helfer dabei und leitet die Gruppe Zirkus. „Ich habe mir hier in den vergangenen Jahren eine Menge angeeignet“, sagt der 15 Jahre alte Potsdamer auf die Frage, ob besondere handwerkliche Fähigkeiten für die Tätigkeit vonnöten seien. Ihm gefalle die Palette an Möglichkeiten, die er hat, um gemeinsam mit den Kindern einen Zirkus zu gestalten: So wünschen sie sich nicht nur einen großen Zirkuswagen, sondern auch Tierkäfige und einen einladenden Durchgang. „Vielleicht kann ich irgendwo noch Heu für die Käfige besorgen“, sagt er. „Dann sieht es etwas realistischer aus.“

Jeweils von neun Uhr bis 16 Uhr bauen und planen die Kinder ihre Stadt, die ganz aus Holz besteht. Seit nunmehr elf Jahren gibt es das kostenlose Ferien- Bau-Projekt, bei dem Haupt- und Ehrenamtliche den Kindern helfen, eine Stadt nach ihren eigenen Vorstellungen aufzubauen. Es wird von zahlreichen Potsdamer Trägern der Kinder- und Jugendhilfe, darunter dem Bürgerhaus am Schlaatz als hauptverantwortlichem Träger, organisiert. Wie in den Vorjahren ist auch die Stadtspitze beteiligt: Am gestrigen Montag hatte Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) seinen Besuch angekündigt, am Freitag wird Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erwartet. Er wird dann traditionell das Stadtrecht verleihen. Der Name der Stadt, der auf der Urkunde stehen soll, muss noch ausgewählt werden – natürlich von den Kindern.

Eduard Granzow (9), Maximilian Heinke (10), Angelique Jacobs (12) und Lea Mattheus (9) sind alle Mitglieder der Bühnenbaugruppe und haben sich hier kennengelernt und angefreundet. „Es ist cool, dass man so viel bauen kann“, findet Eduard. Angelique sagt: „Man lernt total schnell andere Kinder kennen. Und ehe ich in den Ferien drinnen rumhocke, komme ich lieber hierher.“ Besonders freuen sich die vier Freunde auf die kommende Woche: Wenn die Stadt steht und dort eigenes Leben einzieht. Auf der Bühne werden Theaterstücke gespielt, im Zirkus Kunststücke bestaunt, auf dem Bauernhof der Acker bestellt, im Restaurant wird diniert. Dazu gibt es wie in jedem Jahr auch eine eigene Stadt-Zeitung, in der die Bewohner auf dem Laufenden gehalten werden. Auch können sie mit Waren handeln und einen Bürgermeister wählen. Dazu gibt es Workshops und Stadtfeste. Und sollten die die jungen Stadtgründer eine Auszeit von all dem Trubel brauchen – auf dem Piratenschiff gibt es ja eine Wellnessoase.

Das Projekt läuft noch bis 3.8. Alle Infos auf www.stadtderkinder-potsdam.de

Anne-Kathrin Fischer

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