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Landeshauptstadt: Mutters zündende Idee

Potsdams Inselgärtner Jörg Näthe feiert heute seinen 50. Geburtstag. Koch, Dekorateur und Gärtner standen auf der Berufswunschliste. Seine Mutter fand die ideale Lehrstelle

Potsdams Inselgärtner Jörg Näthe feiert heute seinen 50. Geburtstag. Koch, Dekorateur und Gärtner standen auf der Berufswunschliste. Seine Mutter fand die ideale Lehrstelle Von Hella Dittfeld Wenn es heute auf der Freundschaftsinsel besonders wuselt und sich vor dem Inselpavillon fröhliche Gruppen bilden - dann hat das seinen Grund: Inselgärtner Jörg Näthe feiert seinen 50. Geburtstag und das tut er dort, wo er seit rund 30 Jahren zu Hause ist, auf „seiner“ blühenden und grünenden Insel. Jörg Näthe, im Kreise von sechs Geschwistern groß geworden, verdankt seiner pfiffigen Mutter, dass er auf Anhieb den Beruf fürs Leben fand. Gärtner oder Dekorateur wollte er werden, eventuell auch Koch. Nach genauerer Prüfung schieden Koch und Dekorateur erst einmal aus. Blieb der Gärtnerberuf. Und da bot sich, fand Mutter Näthe heraus, eine gerade erst durch den VEB Grünanlagen und die Staatlichen Schlösser und Gärten Sanssouci in Kooperation eingerichtete Landschaftsgärtnerlehre an. Der gebürtige Treuenbrietzener absolvierte sie von 1971 bis 1973 mit Bravour. Er erlebte die Umgestaltung der Freundschaftsinsel als Jugendtreff der Weltfestspiele 1973 mit, fand Freunde im Hause des weltbekannten Staudenzüchters Karl Foerster, lernte Gartengestalter und Künstler persönlich kennen und seine neue Heimatstadt Potsdam lieben. Von 1975 bis 1978 ging Näthe dann zum Gartenbaustudium nach Erfurt, heiratete 1975 Heidi und kam nach Studienende postwendend nach Potsdam zurück. 1981, nachdem Peter Altmann in den Ruhestand gegangen war, übernahm er dessen Aufgaben als Leiter der Freundschaftsinsel und der Grünanlagen in der Innenstadt. Die Verwaltung habe damals zuerst versucht, diese Leiterstelle einzusparen, erinnert sich Näthe. Die Insel sollte so nebenher mit gepflegt werden. „Ein Garten ist ein viel zu sensibles Gebilde, als dass das gut gehen konnte. Ich merke ja schon nach vier Wochen Urlaub, dass die ordnende Hand fehlt“, sagt der Gärtner aus Leidenschaft. „Da musste eine generelle Vernachlässigung natürlich ihr Folgen haben.“ Also wurde ein neuer Inselgärtner in Amt und Würden gehoben und wer das schöne Fleckchen heute sieht, weiß, dass die Stadt es nie bereuen musste. Sicher, es waren Gartengestalter wie Hermann Mattern, Hermann Göritz und Walter Funcke und nicht zuletzt auch der Staudenzüchter Karl Foerster, die der Freundschaftsinsel in drei Gestaltungsetappen ihr Gesicht gaben, doch auch die Inselgärtner hinterließen ihre Handschrift und Jörg Näthe tut das natürlich immer noch auf seine Weise. So geht die Anlage des Gewürzgartens auf ihn zurück. Nach der Wende ließ er mit seinen Helfern so schnell es ging die hässlichen Hochbeete aus Waschbeton verschwinden. Auch gegen inseluntypische Pflanzungen, selbst wenn sie als freundliches Geschenk offeriert wurden, wehrte er sich mit Erfolg. Und immer wieder wacht er darüber, dass weder Gastronomie noch Vandalismus dem Staudengarten über Gebühr schaden. Bei immer knapperen Mitteln soll nun ein neugegründeter Freundeskreis helfen, dass die Inselschönheit weiter gepflegt werden und ein engagierter Inselgärtner mit nicht allzu großen Sorgen ins nächste Berufsjahrzehnt gehen kann. Als die Insel zur Bundesgartenschau 2001 von der Firma Topos neugestaltet und noch einmal um und um gewühlt wurde, weil neue Beregnungs- und Lichtanlagen in die Erde kamen, Beete neugestaltet wurden und der Spielplatz ein völlig neues Gesicht bekam, kannte Näthe keinen Achtstundentag. Da standen an erster Stelle die Pflanzarbeiten, auf dass die Insel rechtzeitig wieder grünen und blühen konnte. Heute kann zu allen Jahreszeiten – geführt u. a. durch Jörg Näthe – bewundert werden, wie der Blühreigen mit den Winterlingen und Schneeglöckchen beginnt und über Iris, Rittersporn und Phlox mit den letzten Rosen endet. Auf 50 Führungen bringt es Näthe auch außerhalb des Bugajahres allemal. Und auch seiner Dekorateurneigung kann er frönen, wenn Sträuße aus Naturmaterialien gesteckt oder zusammen mit Künstlern die Ausstellungen im Pavillon vorbereitet werden sollen. Gekocht wird allerdings nur privat zusammen mit Ehefrau Heidi – für die Familie, zu der zwei Söhne gehören, und für Freunde. Das geschieht bald im neuen Haus in Fahrland, das in viel Eigeninitiative - alle Brüder haben handwerkliche Berufe - hergerichtet wurde.

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