Landeshauptstadt: „Mr. SAP“ zieht nach Potsdam

Familie Plattner baut am Jungfernsee in Nachbarschaft der Villa Jacobs ein Privathaus Von Günter Schenke Der Gründer des Software-Konzerns SAP, Prof. Dr. Hasso Plattner, will sich in Potsdam niederlassen. Wie Berthold Wipfler, Geschäftsführender Vorstand der Walldorfer Hasso-Plattner-Stiftung die PNN informierte, plane Plattner, der am kommenden Mittwoch 60 Jahre alt wird, den Neubau einer Villa am Jungfernsee. Der Software-Unternehmer hatte im Juli 2002 ein 35 Hektar großes Kasernengelände im Potsdamer Norden gekauft, um hier den High-Tech-Wissenschaftspark „Campus am Jungfernsee“ zu errichten. Wie Wipfler sagte, habe sich Plattner ein attraktives Gelände am südlichen Rand des Areals ausgesucht, um hier wohnen zu können. Plattner wäre dann unmittelbarer Nachbar von Matthias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, wenn dieser seinen Plan verwirklicht, die Villa Jacobs historisch getreu wieder aufzubauen. Plattner habe schon nachbarliche Kontakte geknüpft, sagt Wipfler. Allerdings hat sich der Aufbau der Villa Jacobs erheblich verzögert. Bis heute ist es noch nicht zum Kaufvertrag zwischen Döpfner und der Stadt Potsdam gekommen. Hindernis ist unter anderem der Widerstand von 21 Kleingärtnern, die ihre Parzellen nicht räumen wollen. Möglicherweise könnte der Baustart für beide Anwesen zeitgleich im Herbst dieses Jahres erfolgen. Plattner hatte zusammen mit Wipfler das Gelände nach Abschluss der Abrissarbeiten und umfangreichen Bodensanierungen vor zwei Wochen besucht und war fasziniert von der Schönheit der Lage. Selbst Ex-US-Präsident George Bush, Vater des jetzigen Präsidenten, hatte bei seinem Besuch der Grauen Kasernen gemeinsam mit seiner Frau Barbara schon vor Jahren Interesse an dem Areal gezeigt. Plattner will in diesem Sommersemester an dem von ihm gebauten und nach ihm benannten Institut am Griebnitzsee erstmals eine Vorlesung über Softwaresystem-Engineering halten – eine Verpflichtung, die er auch in den folgenden Jahren wahrnehmen dürfte. Allein aus diesem Grund erscheint ein Wohnsitz vor Ort sinnvoll. Für die Wahl des Ortes war auch das Hobby des Unternehmers und Technikers von Bedeutung, denn neben Golf ist das Segeln die große Leidenschaft von Hasso Plattner. Der gebürtige Berliner hatte im Mai vergangenen Jahres den Posten des Vorstandschefs von SAP aufgegeben und war an die Spitze des Aufsichtsrates gerückt. Seine Leistung besteht vor allem darin, dass es ihm gelang, die Walldorfer Softwareschmiede SAP als einziges deutsches Unternehmen der Informationstechnologie an die Weltspitze zu führen. Deren jährlicher Umsatz liegt bei etwa 1,2 Milliarden Euro. Fertige Baupläne für das private Haus der Familie Plattner gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht. Auf jeden Fall sei ein angemessenes Anwesen in modernem Baustil in der Nähe der von Persius entworfenen Villa Jacobs angestrebt, sagt Wipfler. Und: „Mit Sicherheit wird es keine Glaskugel“. Das Areal „Campus Jungfernsee“ ist als so genanntes Mischgebiet geplant. Das heißt Wohnungen, Büros und andere Arbeitsplätze sollen ausgewogen vertreten sein. Die Bodensanierungsarbeiten waren laut Wipfler, der auch Geschäftsführer der Bauträgergesellschaft des Campus ist, viel schwieriger als zuvor angenommen. Allein die Abfuhr von Schutt und kontaminiertem Boden belief sich auf einen Kubikmeterzahl „im sechsstelligen Bereich“. Derzeit sind noch 40000 Kubikmeter Boden abzufahren. Das Gelände in Ufernähe ist nach den Abräumarbeiten um acht bis zehn Meter tiefer als vorher. Wipfler: „Dadurch ist die alte Uferlinie wieder sichtbar geworden und das Ganze ist noch schöner, als es ohnehin schon war.“ Die Baupläne seien erheblich geändert worden. Die Ansicht einer „chinesischen Mauer“ von der Wasserseite aus werde es nicht geben. Die ersten Kräne sollen sich noch in diesem Jahr drehen. Die Geburtstagsfeier für den am 21. Januar 60 Jahre alt werdenden Hasso Plattner ist einen Monat später, am 20. Februar, an seinem Potsdamer Institut geplant. Langjährige Wegbegleiter der ersten Stunde und Prominenz aus Politik, Medien und Wirtschaft gehören zu den Gästen. Bundeskanzler Gerhard Schröder hat als Lobesredner auf den Jubilar bereits zugesagt. Außerdem findet zur „Geburtstagsfeier“ eine Podiumsdiskussion zum Lebensmotto Hasso Plattners „Kreativität und Wettbewerb“ statt.

Günter Schenke