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Umweltfest in Potsdam: Mobilität und ein Mordopfer aus der Havel

Besucherrekord beim Umweltfest: Unter den 6000 Gästen am Sonntag im Volkspark waren vor allem Familien mit Kindern.

Potsdam - Man muss für die Umwelt auch mal Opfer bringen. Am Sonntag zum Beispiel mit den Öffentlichen fahren, obwohl der Wochenendtakt die Fahrt mit mehreren Umsteigepunkten spürbar verlängert. Das liegt eben am ermittelten Bedarf, erklärte ein Stadtwerkemitarbeiter. Und das ausgerechnet beim Umweltfest am gestrigen Sonntag, bei dem Mobilität eins der großen Themen war. Aber die Gäste kamen trotzdem in den sonnigen Volkspark. Ganz persönlich eingeladen hatte man alle Jahresabo-Kunden der Verkehrsbetriebe, die mit freiem Parkeintritt und kleinen Gutscheinen belohnt wurden.

Etwa 15 000 Abokunden haben die Potsdamer Verkehrsbetriebe, und Juliane aus Paaren ist eine von ihnen. Die Achtjährige benutzt regelmäßig den Schulbus nach Fahrland. Zum Umweltfest brachte sie ihre Eltern mit. Die wünschen sich einen dichteren Bus-Takt zwischen Paaren und Potsdam. „Ohne Auto geht da nichts“, sagte die Mutter. Aber das Fest sei schön, sie seien das erste Mal dabei.

115 Aussteller beim Umweltfest in Potsdam - so viele wie noch nie zuvor

Es war das achte Umweltfest, das der Volkspark gemeinsam mit Partnern veranstaltete. Mit dabei waren die Stadtwerke, die Pro Potsdam und die Stadt Potsdam. 115 Aussteller hatten sich für dieses Jahr angemeldet – so viele wie noch nie, sagte Volksparkleiterin Diethild Kornhardt. Die Resonanz aus der Bevölkerung sei ebenfalls erfreulich. Und so groß wie noch nie: Mit 6000 Besuchern wurde am Sonntag ein neuer Rekord aufgestellt.

Das Fest will auf unterhaltsame Art das Thema Umweltschutz im weitesten Sinne bespielen. Mit zahlreichen Ständen, an denen man sich zu Energie, Bauen, Lebensmitteln oder Gesundheit beraten und informieren oder nachhaltige Handwerksprodukte kaufen kann. Umweltverbände präsentierten sich, es gab Werkstattangebote, Stände zum Rätseln, zum Futtern, zum Spielen und Toben. Gleich am Eingang war eine solarbetriebene Mini-Tram aufgebaut, die die Fahrgäste im Pendelverkehr die Hauptallee hoch und runter fuhr. Eine riesige, begehbare Eisenbahnplatte der S-Bahn Berlin begeisterte sowohl Krabbelkinder als auch Erwachsene.

Mehr wissen über Bieber, Haubentaucher, Fische und Bienen in Potsdam

Niklas aus Bornstedt und seine Mutter informierten sich lieber am Stand der Naturwacht über den Biber. Der Biber ist Vegetarier, erklärte die Frau der Naturwacht, er frisst Kräuter, aber auch gerne mal Mais. Die Kinder durften das dichte Fell eines ausgestopften fetten Exemplars bewundern und ertasten. „Armer Kerl, schade dass er tot ist“, sagte Niklas mit Bedauern. Auch um die Haubentaucherpopulation macht sich der Neunjährige, der in der Schule in der Umwelt-AG ist, große Sorgen. „Davon gibt es immer weniger.“ Ein weiteres Todesopfer neben dem präparierten Biber war am Stand der Ziel-Fisch-AG aus Berlin zu verzeichnen. Der echte Havel-Blei, der hier als Anschauungsmaterial diente, war am Morgen aus der Tiefkühltruhe gekommen. Zwei Hobby-Angler erklärten den Kindern die heimischen Fische und den Unterschied zwischen Fried- und Raubfischen. Nebenbei wurden Fischbouletten gebraten. 50 Meter weiter konnte man alte Apfelsorten wie den Rheinischen Bohnapfel probieren.

Nicht nur um Bienen und Honig ging es am Stand des Imkervereins Groß Potsdam, sondern auch um Müllvermeidung: Hier konnte man mithilfe eines Bügeleisens Leinentücher mit Bienenwachs imprägnieren. Das sei prima Einwickelmaterial für Pausenbrote oder andere Lebensmittel, erklärte Hobbyimker Felix Milatz, und vor allem wiederverwendbar. Essbar waren die phantasievollen Häuser, die man am Stand der Pro Potsdam aus Keksen und Zuckerguss bauen konnte. Ebenfalls um Hausbau ging es bei „Bau-Art: ökologisch-kreativ-bauen“. Hier wurde gezeigt, wie man Häuser aus Lehm baut, wie die traditionelle Bautechnik mit Naturmaterial funktioniert. Wer wollte, konnte alles anfassen und in der Hand spüren.

Ballons innerhalb einer Vegetationsperiode biologisch abbaubar

Die Potsdamer Stadtwerke hatten ein Mini-Kraftwerk aufgebaut, das den Weg des Stroms vom Windrad zur Steckdose zeigte. Die Initiative StadtTeilAuto stellte sich vor, ebenso die neue Mitfahr-Bürgerinitiative „PotsAB“, die sich erst kürzlich aufgrund der vielen Straßensperrungen in Potsdams Norden gegründet hatte. Auf der Bühne fand schließlich zur symbolgeladenen Uhrzeit fünf vor zwölf eine Andacht des Ökologiekreises des Kirchenkreises Potsdam statt – ein Novum beim Umweltfest. Für besonders aktive Kinder gab es einen Entdeckerpass zum Ausfüllen und Stempel-Sammeln an ausgewählten Mitmachständen.

Und es gab viele bunte Helium-Luftballons. Auf die Frage nach deren Umweltverträglichkeit hieß es von Pro-Potsdam-Sprecherin Anna Winkler, Ballons als auch Bändchen seien aus einem Öko-Versand und sollen innerhalb einer Vegetationsperiode biologisch abbaubar sein. Wer des Trubels überdrüssig war, der fand Entspannung bei verschiedenen Heilpraktikern, die Massagen, Ayurveda-Tee oder eine Live-Irisdiagnose anboten. Liegestühle und rückengerechte Kissenlandschafen luden ein zum Lümmeln in umweltgerechter Atmosphäre.

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