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Sport: Mit Ball und Kamera

Potsdams Stürmerin Conny Pohlers will vor Olympia schon morgen gegen Nigeria treffen

Potsdams Stürmerin Conny Pohlers will vor Olympia schon morgen gegen Nigeria treffen Von Michael Meyer Als sich ihre Mannschaftskameradin Ariane Hingst 2000 in Sydney mit den deutschen Frauen Bronze erspielte, saß sie daheim vorm Fernseher. „Damals habe ich überhaupt nicht damit gerechnet, 2004 in Athen bei den nächsten Olympischen Spiele dabei zu sein, obwohl man immer davon träumt,“ erinnert sich Potsdams Turbine-Stürmerin Conny Pohlers. „Um so glücklicher bin ich, dass es geklappt hat und ich dieses große Ereignis nun selbst erleben darf.“ Es sei „das Größte überhaupt“, bei den Spielen zu spielen. „Da trifft sich die ganze Welt, da sind alle Sportarten vertreten, wozu sich nur alle vier Jahre die Chance bietet. Ich werde natürlich auch das alles mit meiner Videokamera festhalten.“ Vor vier Jahren galt der nur 1,65 Meter große, wuselige Blondschopf mit den typischen Fußballerbeinen, der seit 1998 für den diesjährigen Deutschen Meister und DFB-Pokalsieger kickt, noch als „Conny Chancentod“. Das änderte sich, als Pohlers in die Potsdamer Sportfördergruppe der Bundeswehr einzog und sich ganz ihrem Sport widmen konnte. Zwar zog sich die Sportsoldatin bei einer Übung eine Knieverletzung zu, als sie mit einer Panzerfaust auf der zarten Schulter stolperte. Doch davor hatte sie sich in der Meisterschaftssaison 2001/ 2002 mit 27 Treffern die Torschützenkrone geholt, und in diesem Spieljahr trug sie mit 18 Toren zur bislang erfolgreichsten Saison des Vereins bei. In den letzten drei Jahren reifte die gebürtige Hallenserin, deren Eltern bei fast allen Turbine-Heimspielen auf der Tribüne die Daumen drücken, auch zur Nationalspielerin. Am 10. Mai 2001 trug sie gegen Italien erstmals das Nationaltrikot, und nur fünf Monate später machte sie spektakulär auf sich aufmerksam, als sie im WM-Qualifikationsspiel in Wolfsburg gegen Portugal (9:0) gleich fünfmal einnetzte. Mittlerweile hat die Potsdamerin insgesamt 12 Tore aus 18 Länderspielen in ihrer Erfolgsstatistik. Am Mittwoch im Olympia-Testspiel in Hoffenheim gegen Norwegen hätte Conny Pohlers diese Bilanz durchaus weiter erhöhen können. „Stimmt. Ich hatte einige Chancen. Und wenn man dann noch verliert, ist das doppelt ärgerlich“, gestand die 25-Jährige nach dem Abpfiff. „Das war eine vermeidbare Niederlage. Wir sind schon nach zwei Minuten im Rückstand geraten, hatten aber genügend Zeit, das Ergebnis noch zu drehen.“ Obwohl das 0:1 gegen Norwegen kein Ruhmesblatt und Nationaltrainerin Tina Theune-Meyer entsprechend sauer war, traf deren Bannstrahl die in der 61. Minute in die Partie gekommene Potsdamerin nicht. Zu ihren Einwechselspielerinnen nämlich erklärte Theune-Meyer: „Die haben mir sehr gut gefallen – ohne Ausnahme.“ Die Nationaltrainerin weiß, was sie an Conny Pohlers hat: Die quirlige Offensivspielerin, die manchmal lieber die schweren als die leichten Chancen nutzt, könnte mit ihrer Schnelligkeit das richtige Angriffsrezept gegen die wieselflinken Chinesinnen – am 11. August in Patras Deutschlands Olympia-Auftaktgegner – sein. „Natürlich brenne ich auf einen Einsatz“, gesteht die Potsdamerin, die vor Jahresfrist mit einem Tor gegen Argentinien zum Gewinn des Weltmeistertitels beigetragen hatte. Trotzdem hatte auch sie bei der Olympia-Selektion der letzten Wochen keine Freifahrtschein, und als die Nationaltrainerin sie nach dem zweiten Lehrgang in Bitburg für die Partien zunächst in Patras und Athen nominierte, „ist mir ein Mega-Stein vom Herzen gefallen, denn wir haben so viele Stürmerinnen, dass ich mir vorher überhaupt nicht sicher sein konnte.“ Um so ehrgeiziger bereitet sich das Sunny-Girl, das Essen und Weggehen als seine Hobbys nennt, nun auf den Ernstfall Olympia vor, bei dem das deutsche Nationalteam erneut Edelmetall gewinnen möchte. „Natürlich wollen wir Gold, vor allem aber eine Medaille. Mal sehen, in welchem Glanz die dann erstrahlt“, hofft Conny Pohlers, die sich in Griechenland das Zimmer mit Abwehrspielerin Sarah Günther vom Hamburger SV teilen wird. Derzeit in Heusenstamm bei Frankfurt bewohnt Conny Pohlers ein Einzelzimmer. „Weil sich die Möglichkeit dazu bot, habe ich zugegriffen, denn so habe ich meine Ruhe und kann mein eigenes Ding machen“, sagte sie dazu. „Wobei wir meist ja doch zusammen hängen, beispielsweise um DVD zu gucken. Navina (Omilade, ihre Vereinskameradin/d. Autor) beispielsweise ist oft bei mir.“ Gestern trainierte Pohlers mit den anderen Nationalspielerinnen, die am Mittwoch nur zu Kurzeinsätzen kamen, zweimal. Heute ist eine Einheit geplant, ehe am Sonnabend in Offenbach die olympische Generalprobe gegen Nigeria (17.45 Uhr/live in der ARD) ansteht. An den afrikanischen Olympia-Teilnehmer, der in Athen im Viertelfinale auf Deutschland warten könnte, hat die Potsdamerin gute Erinnerungen: Beim letzten Aufeinandertreffen in Trier (3:0) traf sie zum 1:0. „Ich hoffe jetzt auf ein erneutes Erfolgserlebnis“, bekannte sie. Schließlich will sie in Hellas nicht nur filmen, sondern auch selbst kicken. Um später selbst einiges erzählen zu können. „Von einigen Mitspielerinnen“, berichtete sie, „habe ich schon ein bisschen gehört, wie es bei Olympia so abgeht. Da waren ein paar schöne Storys zu hören.“ Beispielsweise auch von Vereinskameradin Ariane Hingst.

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