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Träumerei am Beckenrand. Ronald Kah möchte eines Tages so etwas wie die „Vier Jahreszeiten“ der Elektronikmusik schreiben. Sein aktuelles Album „Herbst“ hat er jedoch mit der Akustikgitarre eingespielt, auf der viele Freunde unterschrieben haben.

©  Cursed Runes

Landeshauptstadt: Melancholische Entdeckungsreise

Eigentlich ist der Potsdamer Musiker Ronald Kah ein Fan elektronischer Klänge. Jetzt setzt er auf Akustik

Von Sarah Kugler

Über und über ist die Gitarre mit Unterschriften verziert. Mit geübtem Griff schlagen schmale Finger ihre Seiten an und erzeugen leise Klänge. Dann beginnt eine warme Stimme zu singen: „Wir haben keine Zeit/Wir warten nur bis die Sonne scheint/Sie versucht es, doch es fehlt ihr die Kraft...“ Es ist ein melancholisches Herbstlied, passend zum Oktober, das Ronald Kah hier anstimmt.

Der 27-jährige Potsdamer ist seit 2001 musikalisch im Internet unterwegs und veröffentlichte unter dem Namen RiValdi bisher vornehmlich elektronische Musik. Seit 2012 produziert er unter dem Namen Ronald Kah auch akustische Gitarrenstücke, die er zukünftig weiter ausbauen möchte. Den jungen Musiker begleiten seine Gitarre und die Liebe zur Musik schon seit seinem achten Lebensjahr. Die zahlreichen Unterschriften auf seinem Instrument stammen von Freunden und musikalischen Begleitern.

„Ich wollte schon immer eigene Melodien entwickeln“, sagt Kah, der eigentlich Ronald Koch heißt. „Der klassische Unterricht hat mich eher eingeschränkt und deswegen habe ich nach vier Jahren aufgehört zu spielen.“ Erst mit 16 Jahren hat er seine Liebe zum Gitarrenspiel wiederentdeckt. Damals entstanden auch die ersten Lieder, welche bis heute vor allem emotionale Themen verarbeiten. „Die erste Liebe eignet sich immer gut als Muse“, sagt Kah schmunzelnd. „Aus Emotionen entstehen halt immer die besten Texte und Melodien.“ Ein paar Mal hat er sich auch an politischen Themen versucht, dabei aber festgestellt, dass die Lieder dann sehr erzwungen wirken.

Seine Songs sind größtenteils in englischer Sprache, was er damit begründet, dass die Wörter weicher klingen und einfacher zu singen sind. „Was das angeht, bin ich ein Kind meiner Zeit“, sagt er. „Irgendwie erscheint mir die englische Sprache beim Singen attraktiver.“ Dennoch lehnt er deutsche Songtexte nicht völlig ab. Sein jüngstes Werk „Herbst“ ist ein Beispiel dafür. Die Melodie ist das Gerüst, auf die der Musiker seine Worte aufbauen kann. Der gebürtige Babelsberger beschreibt die Entstehung eines Stückes als Entdeckungsreise. „Eine neue Idee ist wie eine Tür, durch die man guckt und die sich ganz schnell wieder schließt“, so Kah. „Man muss sie dann gleich verarbeiten, sonst ist sie wieder weg.“

Mithilfe seines Notebooks, einem Mikrofon und einem Interface nimmt Kah seine Songs selbstständig zu Hause auf. Als technikbegeisterter Mensch ist der Musiker immer an neuen Kniffs und Tricks interessiert. „Mit Programmen wie Audacity oder Frootiloops kann man super arbeiten“, sagt er. „Aber es geht ja immer noch mehr.“ Auf dem Faible für Technik gründet sich auch Kahs anfängliche Affinität zur elektronischen Musik. „Zu Beginn wollte ich immer Musik machen, zu der man gut tanzen kann“, erklärt der Musiker. Und lachend ergänzt er: „Eigentlich war es mal mein Ziel, die elektronischen vier Jahreszeiten zu schreiben. Deshalb auch der Name RiValdi, als Anlehnung an Vivaldi.“

Ganz abgekommen ist Kah davon auch immer noch nicht. Im Internet lernt er immer wieder neue Künstler kennen und arbeitet auch mit ihnen zusammen. „Es kommt schon mal vor, dass ich ein Gitarrenstück geschrieben habe, es ins Netz stelle und dann jemand anders einen Elektrosong daraus macht“, sagt er. „Das Internet bietet einfach tausend Möglichkeiten der Verwirklichung.“

Im Moment liegt der Schwerpunkt aber auf seinen akustischen Songs. „Das sind einfach Stücke, die näher bei mir sind“, so Kah. „Sie handeln von persönlichen Empfindungen und Erlebnissen.“ Daher auch die veränderte Namensgebung, die den klaren Bezug zum Geburtsnamen erkennen lässt. Seine musikalischen Vorbilder sind dabei vor allem Pink Floyd und Queen. „Das sind Bands, die viele verschiedene Stile ausprobiert haben, sehr experimentierfreudig und vielseitig waren“, sagt er. „Sie waren mutig und trotzdem kommerziell erfolgreich, das bewundere ich.“ Als Fan von PC-Spielen ist er außerdem ein großer Bewunderer von Kai Rosenkranz, einem deutschen Komponisten, der vor allem durch den Soundtrack zu dem Computerspiel „Gothic“ bekannt geworden ist. „Er macht deutlich, wie Musik einen in eine virtuelle Welt entführen kann“, so Kah. „Solche Musik möchte ich auch machen. Solche, die man erkennt die und sich trotzdem jedes Mal anders anhört.“

Insgesamt ist die Musik für Kah aber eher ein Hobby. Nach seiner Ausbildung als Tourismusassistent hat er an der Stenden University Leeuwarden in den Niederlanden Tourismusmanagement studiert und strebt langfristig eine Anstellung im Tourismus- oder Online-Marketing an. „Die Musik wird immer Teil meines Lebens sein“, so Kah. „Aber im Moment ist sie eher ein Ausgleichsventil. Was die Zukunft bringt, werden wir sehen.“

Zurzeit ist er im Internet vor allem auf www.ronaldkah.blogspot.de und auf www.youtube.com/user/rivaldi86 unterwegs. In naher Zukunft soll auch noch eine Youtube-Seite nur für Akustikmusik unter Ronald Kah erscheinen.

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