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Einsturzgefahr auf dem Telegrafenberg. Der Helmertturm ist eine Ruine.

© A. Klaer

Spenden für den Helmert-Turm in Potsdam: Meilenstein der Geodäsie

Auf einer Veranstaltung am Dienstagabend wurde um Spenden für den 100-jährigen Helmert-Turm geworben. Viel Geld ist dafür nötig.

Potsdam - Über Schönheit lässt sich bekanntlich streiten. Aber dieses Bauwerk dürfte wohl niemand mehr für ansehnlich halten. Viel zu unübersehbar ist der Rost. Die vergangenen Jahrzehnte haben ihre Spuren am Helmert-Turm auf dem Potsdamer Telegrafenberg hinterlassen. Und doch: „Wir sind heute gekommen, um eine verborgene Schönheit wieder herzustellen“, sagte Bernd Sorge vom Deutschen Verein für Vermessungswesen am gestrigen Dienstag auf einer Spendenveranstaltung zur Rettung des über 100 Jahre alten Helmert-Turms. Sorges Geodäten-Verein und das Potsdamer Geoforschungszentrum (GFZ) hatten am Dienstagabend zu einer „Spenden-Ouvertüre für den Helmert-Turm“ in den Hörsaal des GFZ eingeladen.

Viel Geld ist nötig, um die eigentümliche 15 Meter hohe Konstruktion, die seit 1993 nicht mehr für wissenschaftliche Zwecke genutzt wird, wieder herzustellen. Mit einem Budget von einer Million Euro könnte man ersten Schätzungen zufolge sowohl den Turm als auch das historische Meridianhaus sowie das Uhrenhaus am Fuß des Turms restaurieren. Diese Gebäude gehörten einst – zusammen mit weiteren Bauten – zum Geodätischen Institut. Hier forschte man an der Vermessung der Erde. In den Jahren 1889 bis 1893 entstand das Ensemble aus Blech- und Steinhäusern auf dem Potsdamer Telegrafenberg. Als eine „Geburtsstätte der wissenschaftlichen Geodäsie“ bezeichnete Reinhard Hüttl, Leiter des GFZ, auf der Veranstaltung am Dienstagabend das einstige Geodätische Institut. Er erinnerte dabei an die Schwerefeldmessungen von Friedrich Robert Helmert, der die Forschungsstätte von 1886 bis 1917 leitete. Nach ihm, dem im Jahre 1843 im sächsischen Freiberg geborenen Geodäten, wurde später der institutseigene Turm auf dem Telegrafenberg benannt. Helmert verschaffte dem Institut durch seine Forschungen ein weltweites Renommee. Der sogenannte „Potsdamer Schwerewert“ war von 1909 bis in die 1970er Jahre ein internationaler Referenzwert.

Seit 1993 steht Helmert-Turm ungenutzt herum

Der Helmert-Turm diente ursprünglich der Untersuchung von Richtungsmessungen. Vom Turm aus wurden die Gestirne anvisiert. Für das sogenannte Europäische Datum ED50, nach dem sich ab 1950 in weiten Teilen Europas die Landvermessung ausrichtete, wurde der Helmert-Turm als Fundamentalpunkt festgelegt. Ab den 1960er Jahren stand oben auf dem Bauwerk eine Satellitenkamera von Carl Zeiss Jena. Bald kam ein Lasermessgerät hinzu. Die wissenschaftliche „Karriere“ des Turms endete im Jahre 1993. Seitdem steht er ungenutzt auf dem Gelände des Wissenschaftsparks Albert Einstein.

Der Turm besitzt eine eigentümliche Konstruktion. Im Innern befindet sich ein gemauerter, isoliert gegründeter Kern, also quasi ein Ziegelsteinturm, auf dem oben die Messinstrumente standen. Dieser Kern ist umschlossen von einer gänzlich von ihm getrennten Blechhülle. Jene Blechhaut bestand ursprünglich aus zwei Schichten. Die Doppelhülle wurde ganz automatisch von einem Luftstrom durchweht, sodass der Kern mit seinen empfindlichen Messinstrumenten wirkungsvoll vor Sonneneinstrahlung und Temperaturschwankungen geschützt werden konnte. Zu DDR-Zeiten entfernte man die äußere Hülle, weshalb heute die Stützkonstruktion von außen sichtbar ist.

Bis zur gestrigen Veranstaltung, zu der schätzungsweise rund 80 Menschen kamen, waren nach Angaben von Harald Schuh vom GFZ schon gut 15 000 Euro Spenden für die Restaurierung eingegangen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat ein Spendenkonto eingerichtet. Der Turm könnte später einmal als Aussichtspunkt dienen.

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