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Der 1. Mai über Potsdam. Flugzeuge im Anflug auf Berlin-Tegel.

© jab

Flugrouten über Potsdam: Mehr Fluglärm durch Ostwind

Flugsicherung dementiert „Test“ für neue Flugrouten über Potsdam /Nachfragen auch aus anderen Regionen

Es ist Sonntag 23.30 Uhr, als der Airbus in geringer Höhe über Potsdam fliegt. Sein Ziel ist der Flughafen Schönefeld, die Simulation der Deutschen Flugsicherung im Internet gibt als Flughöhe 1000 Meter über der Potsdamer City an. Es ist das letzte Flugzeug über der Stadt an diesem Tag. Es war eins von 40, das am 1. Mai im Anflug auf die Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel über die Innenstadt der Landeshauptstadt geflogen ist. Seit Tagen sind am Himmel über Potsdam mehr Flugzeuge zu sehen und zu hören als üblich – hat der Flugverkehr über Potsdam zugenommen? Oder probt die Deutsche Flugsicherung gar die Belastbarkeit der Potsdamer, um sie auf den drohenden Lärm des neuen Großflughafens vorzubereiten? Axel Raab von der Deutschen Flugsicherung weist dies zurück. „Es gibt keine anderen Routen “, sagt der Sprecher der Flugsicherung. Er meint, es würden allein aufgrund der Witterung mehr Flüge über der Stadt wahrgenommen. Potsdams sei dabei dieser Tage kein Einzelfall, so Raab. Auch die Menschen in Mainz und Rüsselsheim hätten in den letzten Tagen vermehrt bei der Flugsicherung angefragt, warum derzeit so viele Flugzeuge über ihre Orte fliegen. Beide Städte liegen in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens – bei Ostwind landen die Airlines gegen den Wind und fliegen von Westen aus an die Flughäfen.

Gleiches gelte auch für Potsdam, sagte Raab. Potsdam liege im Anflugkorridor der beiden Flughäfen, wenn Ostwind herrsche. Dies sei an einem Drittel der Tage pro Jahr der Fall. Die Zahl der Anflüge und die Routen hätten sich aber nicht verändert, so Raab. Ein Leser schrieb den PNN, es gebe das Gerücht, die Flugsicherung würde „testweise“ über Potsdam fliegen und auf Reaktionen warten. Wenn sich weniger als vier Prozent der Potsdamer beschweren, sei die Route okay. Raab dementiert das und bezeichnet die mögliche Zunahme des Lärms als subjektives Empfinden. Das Nutzerverhalten dieser Tage sei anders als in den Wintermonaten, in denen sonst häufig Ostwind übers Land ziehe. Jetzt sei es warm und die Menschen würden draußen sitzen beziehungsweise die Fenster offen haben. Da würden Fluggeräusche anders wahrgenommen. Zudem sei die Änderung von Flugrouten laut Raab nicht einfach, es würde Wochen vorher bei den Airlines angekündigt. Diese müssten dann neu in die Bordcomputer eingegeben werden, denn die Flieger gleiten computergesteuert über Potsdam. Erst beim direkten Anflug übernimmt ein Flugkapitän das Steuer.

Die Deutsche Flugsicherung führt als Nachweis eine Computersimulation im Internet an. Daraus geht hervor, dass die Flugzeuge mindestens 900 Meter Höhe über Potsdam haben. 25 Flüge nach Tegel führten über die City, weitere 25 über den Bereich Eiche und Golm. Die Anflüge auf Schönefeld kommen noch hinzu. Auch an anderen Tagen der vergangenen Woche weist der Simulator „Stanly Track“, den sich jeder im Internet anschauen kann, keine besondere Zunahme der Flüge über Potsdam aus. So waren es beispielsweise am Montag vergangener Woche 13 Überflüge über Potsdam auf dem Weg nach Schönefeld. Zum Vergleich: In Werder (Havel) und vor allem über dem Schwielowsee waren es doppelt so viele.

Dies könnte auch künftig bei Anflügen auf den BBI möglich sein. Ob Potsdam Überfluggebiet wird oder nicht, ist noch nicht entschieden. Gegen den drohenden Fluglärm und die geplanten Flugrouten treffen sich die Gegner am Samstag bereits zum vierten Mal zu einer Großdemonstration. Erstmalig sei dann auch eine Sitzblockade geplant, wie die veranstaltende Bürgerinitiative „Schallschutz“ aus Rangsdorf (Teltow-Fläming) mitteilte. Für zehn Minuten soll die B 96 vor dem Flughafengebäude unpassierbar sein. Mit der Aktion wolle man die Forderungen nach einem Nachtflugverbot unterstreichen und sich gegen den geplanten Großflughafen aussprechen, hieß es. Die Initiative rechnet wiederum mit mehr als 10 000 Demonstranten. In der Vergangenheit hat es schon mehrere große und kleine Aktionen verschiedener Zusammenschlüsse gegeben.

Deutsche Flugsicherung online

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