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Bessere Infrastruktur, mehr Freizeitangebote. Diese Forderungen finden sich bei vielen Kandidaten für die neue Anwohner-Interessenvertretung wieder. Gewählt wird das elfköpfige Gremium für den Stadtteil vom 14. bis 26. Januar.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: „Mehr als eine Spielwiese für Investoren“

Um einen Sitz in der Interessenvertretung für das Bornstedter Feld bewerben sich 29 Kandidaten

Bornstedter Feld - Ein Stadtteil will sich engagieren: Für die geplante Interessenvertretung für das Bornstedter Feld haben sich nach Ablauf der Anmeldefrist 29 Kandidaten gefunden. Die Kandidatenliste ist auf der Internetseite des Entwicklungsträgers Bornstedter Feld abrufbar. Die eigentliche Wahl soll vom 14. bis 26. Januar stattfinden, am 28. Januar sollen die Stimmen ausgezählt werden. Wie berichtet organisiert der Entwicklungsträger, eine Tochter der kommunalen Pro Potsdam, die Gründung der Interessenvertretung für den Stadtteil, in dem künftig bis zu 13 400 Einwohner leben sollen.

Insgesamt elf Mitglieder soll das Gremium haben, das zunächst für zwei Jahre gewählt wird und in Zukunft mindestens viermal jährlich tagen soll. Zur Wahl stellen sich Anwohner vom Jugend- bis zum Rentenalter. Jüngste Kandidatin ist mit 21 Jahren die Studentin Stephanie Jüstel, die nach eigenen Angaben seit einem Jahr im Bornstedter Feld wohnt und die sich im Fall ihrer Wahl für eine „umweltschonende sowie nachhaltige Mitgestaltung der einzelnen Wohngebiete und der Infrastruktur“ einsetzen möchte. Auch bekannte Gesichter wollen sich einbringen: So etwa Matthias Finken, der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Innenstadt/Nord, Nils Naber, der frühere Fraktionschef der Grünen im Potsdamer Stadtparlament, oder die Rentnerin Sylvia Märtin, die den Kindertrödelmarkt im Volkspark ehrenamtlich organisiert.

Zwei Forderungen, die sich bei fast allen Bewerbern auf der Erklärung zur Kandidatur findet, sind die nach einer besseren Verkehrsanbindung und Infrastruktur für das Wohngebiet. Konkret fragen etwa der Pensionär Lothar Plantikow und die Krankenschwester Adelheid Schröder unter anderem nach medizinischen Einrichtungen, der Rechtsanwalt Sebastian Meinel, der seit wenigen Monaten im Bornstedter Feld wohnt, beklagt eine fehlende Drogerie. Christiane Büttner, die ein autofreies Leben anstrebt, wünscht sich bessere Anbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr, der Diplomingenieur Majid Djahani mahnt eine adäquate Infrastruktur bei der Telekommunikation und Verkehrsführung an und der Wirtschaftsingenieur Peter Hagenow will die „dringende Frage nach zusätzlichen Einkaufsmöglichkeiten und Ansiedelung von Dienstleistern“ in Angriff nehmen.

Auch eine Verbesserung des Freizeit- und Kulturangebotes wünschen sich viele Kandidaten. Für die Etablierung eines kulturellen Lebens im Stadtteil wollen sich etwa die Musiker Clemens Maria Haas und Gerd Sulger einsetzen. Der Jurist Johannes Stawowy will auch die Rolle des Volksparks und die Zukunft der Tropenhalle Biosphäre diskutieren. Die Studienrätin Manuela Sissakis kritisiert fehlende Angebote für Jugendliche und Heranwachsende und zu wenig Angebote für kleinere Kinder. Augenoptikermeister Dirk Hagen will das Gemeinschaftsdenken im Stadtteil fördern.

Mehrfach gibt es offene Kritik an der bisherigen Arbeit des Entwicklungsträgers. So beklagt zum Beispiel der Produktionsdesigner Frank Lenz, es fehle bei der Entwicklung „oftmals an einem Abgleich zwischen teilweise sehr lang zurückliegenden Planungen und den aktuell vorliegenden Realitäten“. Er will sich für die Wahrung von Anwohnerinteressen „angesichts einer intensiven und renditeoptimierten Bautätigkeit“ einsetzen. Auch Lothar Plantikow mahnt ein ausgeglicheneres Verhältnis von Interessen der Anwohner und des Entwicklungsträgers an.

Auch Matthias Jeglitza, wissenschaftlicher Referent beim Bundesverkehrsministerium, spart nicht mit Kritik: „Eine Stadt aber ist mehr als eine Spielwiese für Immobilien-Investoren mit all zu oft einfallsloser Einheitsbrei-Architektur“, heißt es in seiner Kandidatur. Das Bornstedter Feld könne „ein Labor für die Zukunft der Stadt“ werden, schreibt er weiter und mahnt eine nachhaltige Entwicklung für den Stadtteil an.

Mit Spannung darf die Beteiligung an der Wahl erwartet werden: Bei einem vergleichbaren Verfahren für das Plattenbau-Viertel Drewitz, das zur Gartenstadt umgebaut werden soll, hatten sich zwar 39 Kandidaten gefunden, aber nur 279 an der Abstimmung teilgenommen. jaha

Die komplette Kandidatenliste auf der Seite des Entwicklungsträgers unter www.propotsdam.de unter dem Stichwort „Daten und Fakten“.

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