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Landeshauptstadt: Massenhaft Spinner im Welterbe

Schlösserstiftung zählt mehr als 350 Nester mit den giftigen Raupen. Großoffensive zur Beseitigung

Von Peer Straube

Sanssouci - Den Welterbeparks droht die Insekteninvasion: Der Eichenprozessionsspinner hat sich im Neuen Garten, auf der Pfaueninsel, im Park Sanssouci und im Park Babelsberg insgesamt viel stärker ausgebreitet, als die Schlösserstiftung noch bis vor wenigen Tagen angenommen hat. Am schlimmsten hat es den Neuen Garten erwischt. Mit rund 200 Raupennestern befindet sich mehr als die Hälfte der bislang entdeckten gut 350 Nester in dem Park am Heiligen See. Praktisch jede Eiche entlang des asphaltierten Ökonomiewegs sei betroffen, sagte Michael Rohde, Gartendirektor der Schlösserstiftung, am Donnerstag den PNN. Auf dem Ruinenberg habe man etwa 20 Nester gezählt, 20 bis 30 weitere im westlichen Teil des Parks Sanssouci. Auf der Berliner Pfaueninsel seien es sogar rund 100, im Park Babelsberg indes nur einige wenige. „Es ist schlimmer, als wir vermutet haben“, erklärte Rohde.

Am heutigen Freitag will die Schlösserstiftung daher eine Großoffensive gegen die Schmetterlingsraupen starten, deren Brennhaare beim Menschen schwere Haut- und Augenreizungen sowie Atemwegserkrankungen auslösen können. Zunächst würden alle bislang entdeckten Nester an den Hauptwegen der Parks beseitigt, sagte Rohde. Anschließend werde auch das Hinterland kontrolliert. Ziel sei die vollständige Beseitigung der Raupennester in allen Welterbegärten.

Als Warnung für die Besucher seien bereits an allen Parkeingängen Hinweisschilder aufgestellt worden, so Rohde. Damit auch Touristen die mögliche Gefährdung erkennen können, soll so schnell wie möglich auch eine Beschilderung auf Englisch erfolgen, kündigte der Gartendirektor an.

Auch im Potsdamer Stadtgebiet nimmt der Befall mit Eichenprozessionsspinnern offenbar dramatisch zu. Bislang seien auf den Grundstücken von sieben Schulen, acht Kitas, mehreren Spielplätzen, am Kulturstandort Schiffbauergasse und im Strandbad Babelsberg Raupennester entdeckt worden, sagte Rathaussprecher Jan Brunzlow auf Anfrage. Diese seien aber inzwischen alle beseitigt. Das Grünflächenamt suche nach weiteren Nestern und gehe zudem Bürgerhinweisen nach. Brunzlow wies darauf hin, dass für die Beseitigung der Raupennester der jeweilige Grundstückseigentümer verantwortlich sei. Dies betreffe daher nicht nur die Stadt, sondern auch die Wohnungsunternehmen, denen ebenfalls Grünanlagen und Waldflächen gehören.

PNN-Leserin Monique Frauenstein aus der Waldstadt II berichtete am gestrigen Donnerstag von einer massiven Verbreitung des Insektes entlang der Heinrich-Mann-Allee. Dort stehen besonders viele, darunter auch sehr alte Eichen. Auf der gesamten Strecke zwischen Bahnhof Rehbrücke und Waldstadt-Center habe sie Nester gesehen, sagte Frauenstein. Vor allem in den letzten Tagen hätten sich die Insekten rasant vermehrt. Sie selbst sei Allergikerin und leide unter Atembeschwerden. Die Nester müssten entfernt werden, forderte sie. Damit ist die Gefahr aber nicht vorbei: Die feinen Härchen fliegen weiter durch die Luft und können eingeatmet werden. Im Bergmann-Klinikum bekommt man die Auswirkungen der Raupeninvasion bereits zu spüren: Die Zahl der Erkrankungen liege bereits über dem Vorjahresniveau, sagte Sprecherin Damaris Hunsmann.

Fragen zum Thema beantwortet das Gesundheitsamt der Stadt unter Tel.: (0331) 289 23 71 und -72.

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