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Landeshauptstadt: Mangel an Willkommenskultur

Drei Jahre nach der Gründung zieht Potsdams Wirtschaftsrat eine erste Bilanz – sie ist nicht nur positiv

Eine Willkommensmentalität für Unternehmer – die wünscht sich Götz Friederich, Vorsitzender des Wirtschaftsrates der Stadt Potsdam. „Ich habe dieses Bild im Kopf von einem riesigen Plakat am Stern-Center, gut sichtbar für ankommende Autofahrer, auf dem steht: ,Hallo Unternehmer, was können wir für Sie tun?’“, sagte Friederich am gestrigen Mittwoch bei einem Pressegespräch zur ersten Bilanz des Rates seit seiner Gründung 2015. Bis das Kernziel des Wirtschaftsrates erreicht sei, in der Stadtpolitik ein Bewusstsein für Wirtschaft zu schaffen, bleibe noch viel zu tun, so Friederich. „Diese Mentalität sehe ich derzeit noch nicht.“

Trotzdem zieht der Vorsitzende, der sonst unter anderem als Rechtsanwalt sowie als Präsident des Marketing-Clubs Potsdam tätig ist, eine positive Bilanz der ersten rund drei Jahre seit der Gründung des Gremiums. Der Rat habe die Aufgabe bekommen, den Oberbürgermeister und die Stadtverwaltung in Wirtschaftsfragen zu beraten.

Zahlreiche Potsdamer Unternehmen und Wirtschaftsverbände – darunter die Industrie- und Handelskammer (IHK), der Branchenverein Silicon Sanssouci und die Handwerkskammer – hatten in der Zeit vor der Gründung bemängelt, dass wirtschaftliche Belange in der Stadt nicht ausreichend berücksichtigt würden. Immer wieder gab es Probleme bei der Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Rathaus. Für alles Mögliche gebe es einen Beirat, hieß es damals, aber nicht für die Wirtschaft. SPD, CDU, Grüne und Potsdamer Demokraten hatten daraufhin die Gründung vorgeschlagen.

Berufen wurde der Wirtschaftsrat Ende 2014. Insgesamt 32 ehrenamtliche Mitglieder hat das Gremium, darunter drei Frauen. Vertreten sind beispielsweise verschiedene Forschungsinstitute, die städtische Wirtschaftsförderung, die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB), der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga und Unternehmer. „Mit der Besetzung ist uns ein qualitativer Querschnitt durch die relevanten Branchen und Standorte gelungen“, sagte der städtische Wirtschaftsförderer Friederich. Die Mitglieder werden jeweils für drei Jahre berufen. Die neue Besetzung stehe bereits fest und solle im Dezember in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden, so Friederich. Die meisten Mitglieder blieben, einige wenige Änderungen werde es geben. So soll statt des Interims-Chefs der Stadtwerke, Horst Müller-Zinsius, der im Sommer 2018 in Rente geht, der Geschäftsführer der Pro Potsdam, Jörn-Michael Westphal, in den Rat berufen werden. Für die Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP) soll die Geschäftsführerin Sophia Eltrop künftig im Wirtschaftsrat sitzen.

Neben regelmäßigen Sitzungen zum Austausch, auch mit externen Gästen, waren für Friederich vor allem die beiden „Schinkelhallentalks“ wichtige Punkte der Arbeit des Wirtschaftsrates in den ersten drei Jahren. „Mit diesen Diskussionsrunden konnten wir Impulse setzen“, sagte Friederich. Eine Online-Recherche zeugt allerdings von einer recht geringen Öffentlichkeitswirkung dieser Veranstaltungen.

Bei den beiden bisherigen Talks ging es zum einen um die Schaffung von Gewerbeflächen – denn schon seit einigen Jahren sind diese Flächen in Potsdam knapp, die Wirtschaftsförderung warnte bereits 2015 vor negativen Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Steuereinnahmen. „Bei neuen Wohngebieten müssen Gewerbeflächen systematisch mitgeplant werden“, so Friederich. Kurz nach der Runde, so stellt er es dar, habe Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) den Schritt getan, mit dem „Go:In II“ in Golm selbst in einen zusätzlichen Gewerbestandort zu investieren. Wie der Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, Stefan Frerichs, betonte, sind die 30 000 Quadratmeter Gewerbeflächen neben dem „Go:In II“ bereits komplett an Investoren verkauft.

Der zweite Talk widmete sich dem Thema Digitalisierung. In diese Richtung soll es nun auch weitergehen. Ein Schwerpunkt des Wirtschaftsrates soll 2018 auf dem Bereich Digital Health, digitale Gesundheit, liegen. Sandra Calvez

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