zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: „Man muss vor uns keine Angst haben“

Die Alternative für Deutschland stellt künftig drei Stadtverordnete. Noch müssen sie sich sortieren

Sie gehören zu den Überraschungssiegern der Kommunalwahl, obwohl sie in der Stadtpolitik bisher keine Rolle spielten und auch im Wahlkampf nur wenig auffielen: Ein früherer Sozialdemokrat, ein Ex-CDU-Mitglied und eine bekannte Augenärztin werden die teils rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) im Stadtparlament vertreten.

4,5 Prozent hat die AfD aus dem Stand in Potsdam geholt. Doch Erfahrung mit der Arbeit eines Stadtparlaments hat keiner von ihnen. „Das ist für uns alle Neuland“, sagt Dennis Hohloch, 25, der Geschichte und Geografie auf Lehramt studiert. Früher war er im Ortsverband Drewitz der SPD aktiv. Doch brachte ihn insbesondere die Eurorettungspolitik seiner und anderer Parteien zum Nachdenken, es seien kaum kritische Fragen gestellt worden. Das Thema beschäftigt ihn auch in seiner Examensarbeit: „Der Weg in die Haftungsunion“ lautet ihr Titel. Schließlich sei er in die AfD eingetreten, in Potsdam ist er ihr Sprecher: „Man muss vor uns keine Angst haben.“

Ebenfalls im Stadtparlament sitzt nun der AfD-Vizechef in Potsdam, der Verwaltungswissenschaftler Lothar Wellmann, der nach seinen Angaben bei einer Bundesbehörde im Bereich Sicherheit tätig ist. Politisch war er jahrelang in der CDU aktiv. „Den Eintritt in die AfD habe ich mir wohlüberlegt“, sagt der 36-Jährige. Ihm gehe es um eine Debatte, wie Europa künftig aussehen solle. Und er beobachte genau, wie sich seine Partei entwickle – und fügt hinzu: „Mit mir ist kein Millimeter Grenzverletzung nach rechts machbar.“ Kritiker werfen der AfD vor, rechtpopulistische Positionen zu vertreten. In Potsdam setzt sich die Partei laut ihrem Wahlprogramm dafür ein, Asylbewerber in Regionen Brandenburgs mit Wohnungsleerstand unterzubringen – und nicht in Potsdam. Auch geplante Wohnprojekte für Flüchtlinge im Staudenhof und Am Stern lehnt die Partei ab.

Wellmann sagt, die Wohnungen im Staudenhof seien schlicht zu klein für Flüchtlingsfamilien. Für den Stern könne er sich so ein Projekt – es geht um zehn Wohnungen – nur vorstellen, wenn sich eine Mehrheit der Anwohner bei einer Bürgerbegfragung dafür entscheide, so Wellmann. Ob solche Forderungen bald zu Anträgen im Stadtparlament werden, ließ Wellmann offen: Derzeit müsse sich die Fraktion noch sortieren. Dabei gehe es auch um die Frage, ob man mit anderen Stadtverordneten kooperiere. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hat bereits jede Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen.

Auch Sylke Kaduk, die seit Anfang 2012 eine Augenarztpaxis im Bornstedt-Carree betreibt, sitzt für die AfD künftig im Stadtparlament. Zuvor war sie 20 Jahre lang am Bergmann-Klinikum tätig, auch als Oberärztin der Klinik für Augenheilkunde. Die 50-Jährige war am Mittwoch für die PNN nicht zu erreichen. Nicht ins Stadtparlament geschafft hat es der Potsdamer AfD-Parteichef, der Anwalt Thomas Jung, der wie berichtet bis 2011 für knapp ein Jahr Mitglied in der islamkritischen Partei „Die Freiheit“ war. HK

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false