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Von Dirk Becker: Luftig und neu

Der Erhalt der Fassade der Stadt- und Landesbibliothek erscheint vor allem aus Kostengründen unsinnig

Innenstadt - Sie ist wieder einmal im Gerede, die Stadt- und Landesbibliothek. Genauer gesagt, die Fassade. Im Kulturausschuss forderte die Fraktion Grüne/Bündnis 90, dass die Fassade an der Nordseite zum Platz der Einheit hin auch nach der in diesem Jahr beginnenden dreijährigen Sanierungs- und Umbauphase in seiner jetzigen Form erhalten bleiben soll. „Nachdem für den Ausbau des Alten Rathauses zum Museum der Innenausbau der DDR-Zeit nicht mehr erhalten bleiben kann, ist die Bibliothek das einzige Gebäude aus der DDR-Zeit, das auch auf lange Sicht in der Potsdamer Innenstadt erhalten bleiben kann“, lautet die Begründung von Grüne/Bündnis 90. Doch wird dieser Wunsch wohl unerfüllt bleiben.

„Ein Erhalt der Fassade ist schon aus wirtschaftlichen Gründen untragbar“, sagte Bernd Richter, Werkleiter beim Kommunalen Immobilienservice (KIS) der Stadt, den PNN gestern auf Nachfrage. Der KIS sei bei der anstehenden Sanierung an die Vorgaben der Energieeinsparverordnung gebunden. Ein Erhalt der Vorhangfassade aus Stahlbeton von 1974 würde dieser Verordnung zuwiderlaufen. Schwerwiegender sei jedoch, dass ein Erhalt der Fassade eine starke finanzielle Belastung bedeuten würde. Die so genannten Lisene, die senkrechten, pfeilerartigen Mauerblenden, die der Fassade ihre gitterartige Struktur geben, seien so stark geschädigt, dass sie entweder erneuert oder von einem Restaurator überarbeitet werden müssen. „Da liegt ein klarer Konstruktionsfehler vor“, sagte Richter. So sei die Betonschicht der Lisene zu dünn berechnet und der darunter liegende Stahl durch Witterungseinflüsse stark korrodiert. Der Zustand sei teilweise so desolat, dass aufgrund von herabfallenden Betonteilen bereits Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden mussten.

Das mit der Sanierung und dem Umbau beauftrage Potsdamer Architekturbüro Reiner Becker sei mit der Gestaltung der zukünftigen Fassade beauftragt, die natürlich zusammen mit dem KIS besprochen werde, so Richter.

Gegenüber den PNN beschrieb Reiner Becker die zukünftige Fassade der Stadt- und Landesbibliothek als „sehr offen, freundlich und licht“. An ein Bücherregal soll die Fassade erinnern und so das Innere der umgebauten Bibliothek aufgreifen. Der Vorschlag der Fraktion Grüne/Bündnis 90 für den Erhalt der derzeitigen Fassade findet bei Becker keinen Zuspruch. „Diese Fassade, die den gesamten Gebäudekomplex wie ein Mantel umschließt, unterstreicht deren Stellung als ein Solitär“, sagte Becker. Im Zuge der geplanten Baumaßnahmen in der Potsdamer Mitte werde das derzeit noch allein stehende Gebäude durch neue Gebäude sowohl links als auch rechts eingebunden. Daher sei es zwingend, dass die Fassade der Stadt- und Landesbibliothek erneuert werde und sich zur Stadt hin durch mehr Transparenz öffne. Wie KIS–Werkleiter gegenüber den PNN sagte, soll im Kulturausschuss in der kommenden Woche ein vorläufiger Entwurf dieser Fassade vorgestellt werden.

Den Vorschlag von Ludger Brands, Architekt und Professor an der Potsdam School of Architecture, den Kolonnadenbereich am Bibliotheksgebäude rückzubauen (PNN berichteten), wies Richter zurück. Hier sei vor Jahren schon im Workshop zur Potsdamer Mitte der Entschluss für dessen Erhalt „basisdemokratisch“ gefallen.

Dirk Becker

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