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Landeshauptstadt: „Liebe und alles, was so dazugehört“

Eine 21-Jährige über ihre Arbeit als Jugendberaterin

Therese Müller (*Name geändert), Sie sind 21 Jahre alt, wollen anonym bleiben und kümmern sich seit anderthalb Jahren als Jugendberaterin um die Probleme von Kindern und Jugendlichen. Wie kam es dazu, dass Sie sich bei dem Projekt „Jugendliche beraten Jugendliche“ des Kinder- und Jugendtelefons engagieren?

Ich interessiere mich für Psychologie. In der Schule hatte ich einen Leistungskurs Psychologie. Vor dem Studium wollte ich erste Berührungspunkte mit Menschen außerhalb meines Freundeskreises finden. Und da hab ich mich dann auf den Aushang im Waschhaus gemeldet.

Was motiviert Sie an dieser Arbeit?

Das Besondere ist, dass man an einem Samstagnachmittag einfach mal jemandem hilft. Man hat eigentlich einen „Minimalaufwand“ und schenkt ziemlich viel.

Und was erzählen Ihnen die Jugendlichen bei Ihren Samstagsschichten?

Es geht hauptsächlich um Liebe und alles, was so dazugehört. Also das erste Mal, Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft, Liebeskummer und so weiter.

Wie helfen Sie dann den Anrufern?

Kinder und Jugendliche erwarten im Gegensatz zu Erwachsenen eine fertige Lösung. Zum Beispiel hätten sie am liebsten drei Tipps von mir gegen Liebeskummer, damit der schnell vorbei ist. Aber es ist psychologisch viel klüger, wenn man zusammen die Lösung findet.

Wenn Ihnen Ihre Anrufer, die ja meist minderjährig sind, von schlimmen Dingen berichten, wie geht es Ihnen dabei?

Bei schweren Fällen bin ich immer wieder aufgeregt und sehr gespannt am Telefon. Ich bin dann fast schon in so einer Verteidigungshaltung. Ich wollte schon öfters gerne Kinder aus ihren Familien holen. Aber dann denke ich immer, wie ich reagieren soll, wenn ich dann vor deren Tür stehe. Die Eltern haben bei den Kleinen, egal wie böse sie sind, immer einen Stein im Brett. Wir haben auch alle sechs Wochen Supervision und können dort dann über schwierige Gespräche nochmals sprechen.

Was war Ihr schönstes Erlebnis?

Ein neunjähriger Junge lobte mich, dass ich so toll telefonieren würde. Er wollte meinen Chef anrufen, um eine Gehaltserhöhung für mich zu fordern.

Das Interview führte Eva Schmid

Interessenten für die Ausbildung zum Jugendberater können sich per E-Mail an d.berg@dwpotsdam.de wenden.

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