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Landeshauptstadt: Lelbach-Stiftung soll Palast Barberini aufbauen

Pro Potsdam erklärt Kaufvertrag mit Schmack für unwirksam. Neuer Investor setzt auf Wohnungen, Kultur und Gastronomie

Von Peer Straube

Innenstadt - Um 15.30 Uhr am Donnerstag war die Uhr für Gertrud Schmack abgelaufen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Pro Potsdam der Investorin und Inhaberin des Fünf-Sterne-Hotels „Bayrisches Haus“ ein letztes Ultimatum gestellt, um einen notariell beurkundeten Betreibervertrag für das Luxushotel vorzulegen, das sie im Palast Barberini unterbringen wollte. Sie ließ es verstreichen.

Das wichtigste Wiederaufbauprojekt an der Alten Fahrt wird nun an den Zweitplatzierten im Bieterwettstreit gehen – die gemeinnützige Berliner Lelbach-Stiftung und die Projektentwickler-Tochterfirma des Baukonzerns Hochtief, die eine Bietergemeinschaft gebildet hatten. Mit ihr werde man nun Verhandlungen über den Kauf des Grundstücks führen und diese „kurzfristig zum Abschluss bringen“, kündigte Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius am Donnerstag vor Journalisten an. Die Pro Potsdam vermarktet die Grundstücke an der Alten Fahrt im Auftrag der Stadt. Ein Zeitverzug für die anderen Bauprojekte dort droht laut Müller-Zinsius nicht. Wenn der Kaufvertrag unter Dach und Fach und von den Stadtverordneten bestätigt worden sei, könne 2013 Baustart sein.

Das wünscht sich auch Lelbach-Stiftungsgründer Abris Lelbach. „Wir freuen uns darauf, diese Aufgabe zu realisieren“, sagte er am Donnerstag den PNN. Lelbach will im Gegensatz zu Schmack aus dem Palast Barberini kein Luxushotel machen. Geplant seien vorrangig Eigentumswohnungen in den beiden zum Wasser ausgerichteten Seitenflügeln. Schließlich habe „gutbürgerliches Wohnen“ in dem Gebäude Tradition.

Der repräsentative Kopfbau mit seiner dem Alten Markt zugewandten Prachtfassade soll auch öffentlich genutzt werden. So sollen unter anderem Flächen für eine „bezahlbare Gastronomie“ zur Verfügung stehen. Die beiden großen Festsäle, die weitgehend originalgetreu rekonstruiert werden sollen, könnten künftig auch für öffentliche Veranstaltungen oder Ausstellungen genutzt werden, so Lelbach. Im Hof soll ein Garten angelegt werden.

Nach Angaben der Pro Potsdam unterscheidet sich Lelbachs Architekturentwurf von Schmacks Version, die vom Potsdamer Architekten Christopher Kühn stammt, vor allem in der Gestaltung der Seitenflügel. Diese seien etwas moderner gestaltet. Lelbachs Entwurf hat Bernd Albers geliefert, der auch als Architekturprofessor an der Fachhochschule Potsdam lehrt. Öffentlich zeigen wollte Lelbach den Entwurf noch nicht, weil er noch an einigen Stellen überarbeitet werden müsse.

Wie Schmack schätzt auch Lelbach das Investitionsvolumen auf rund 22 Millionen Euro. Allein die Fassade wiederzuerrichten, die Carl von Gontard 1771/72 geschaffen hatte, sei eine Herausforderung. „Das ist sehr aufwendig“, so Lelbach. Der Palast Barberini sei daher kein Renditeobjekt: „Reich wird man damit nicht“, sagte er.

Lelbach hatte bereits für ein anderes Grundstück an der Alten Fahrt den Zuschlag erhalten: In der Brauerstraße 2 will er ein Vorder- und ein Gartenhaus errichten, in denen ebenfalls größtenteils Wohnungen entstehen sollen. Im Vorderhaus sind zudem ein Café und ein Kunstsalon geplant. Die Entwürfe stammen vom italienischen Stararchitekten Franco Stella, der in Berlin das frühere Stadtschloss unter dem Namen Humboldt-Forum wiederaufbaut.

Laut Müller-Zinsius hatte Schmack bereits eine Fristverlängerung eingeräumt bekommen. Ursprünglich hätte sie bereits am 30. Juni einen Betreibervertrag vorlegen müssen. Sie habe dann zwei Tage vor Ablauf der Frist um Aufschub gebeten. Dieser sei ihr dann gewährt worden. Wie berichtet hatte Schmack nach PNN-Informationen zuletzt kurz vor einer Vertragsunterzeichnung gestanden. Allerdings war der potenzielle Hotel-Betreiber in letzter Minute abgesprungen. Zu den Interessenten gehörte auch eine Gruppe chinesischer Investoren.

Schmack, die im Urlaub weilt, war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Bei Pro Potsdam hat sie sich allerdings gemeldet: Sie habe ihm geschrieben, dass sie mit weiteren Interessenten verhandele, sagte Müller-Zinsius. Außerdem habe sie ihn informiert, dass sie sich beim Patentamt die Rechte für die Wortmarke „Barberini“ gesichert habe.

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