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Bunt erleuchtet zeigte sich die Bildergalerie im Park Sanssouci während der Schlössernacht 2021.

© dpa

Lassen sich Schließungen von Schlössern noch abwenden?: Stiftungsrat muss entscheiden – auch zum Eintritt für Sanssouci

Die Schlösserstiftung verlangt mehr Geld. Ansonsten müssten die Bildergalerie im Park Sanssouci und das Schloss Glienicke schließen. Der Stiftungsrat hält sich bedeckt.

Die von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) am Montagabend überraschend angekündigte Schließung der Bildergalerie im Park Sanssouci und des Schlosses Glienicke in Berlin für Besucherinnen und Besucher im kommenden Jahr hat zu verhaltenen Reaktionen geführt. Ob es tatsächlich zur zeitweiligen Schließung aus Kostengründen kommt, darüber muss der Stiftungsrat entscheiden.

Stiftungsgeber der SPSG sind die Länder Brandenburg und Berlin sowie der Bund. Auf Nachfrage der PNN bei allen Stiftungsgebern antwortete Brandenburgs Kulturministerium im Namen der drei Zuwendungsgeber: Der Stiftungsrat hat sich mit dem konkreten Vorschlag der SPSG noch nicht befasst.“ Die Zuwendungsgeber hätten noch Fragen, die in der kommenden Stiftungsratssitzung durch die SPSG zu beantworten seien.

Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr hatte den Stiftungsrat auf seiner Sitzung am 9. Juni über die beabsichtigte Schließung informiert. Normalerweise kommt das Gremium nur zweimal jährlich zusammen. Die nächste Sitzung im Herbst dürfte allerdings zu spät für eine Diskussion und Entscheidung über die beabsichtigte Schließung sein.

Das Bild „Der Raub der Europa“ nach Guido Reni (um 1630) ist in der Bildergalerie im Park Sanssouci zu sehen.
Das Bild „Der Raub der Europa“ nach Guido Reni (um 1630) ist in der Bildergalerie im Park Sanssouci zu sehen.

© Roland Handrick

Wahrscheinlich ist, dass der Stiftungsrat nach den Sommerferien zu einer Sondersitzung zusammenkommt. Schließlich muss auch über den noch immer nicht abgewendeten Eintritt für den Park Sanssouci befunden werden. Ein zwischen Kulturministerin Manja Schüle und Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) vereinbarter Kompromiss sieht vor, dass die Stadt Potsdam statt einer Million Euro in den kommenden fünf Jahren jeweils 800.000 Euro für die Parkpflege an die SPSG überweist.

Zunächst sollte der städtische Zuschuss ganz gestrichen werden, die SPSG hatte bereits ein Eintrittsmodell vorgelegt, das ab dem kommenden Jahr für den Park Sanssouci gelten sollte. Schüle sowie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) für den Bund hatten sich deutlich gegen einen Parkeintritt ausgesprochen. Für den Kompromiss zeichnet sich eine Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung ab.

Stimmt der Stiftungsrat dem Kompromiss zu?

Ob aber auch der Stiftungsrat dem Kompromiss zustimmt oder Berlin und der Bund darauf bestehen, dass sich Potsdam weiterhin mit einer Million Euro jährlich an der Parkpflege beteiligt, ist völlig offen. Im Stiftungsrat, dem aktuell die neue Berliner Kulturstaatssekretärin Sarah Wedl-Wilson vorsitzt, können Beschlüsse lediglich ohne Gegenstimme gefasst werden.

Unabhängig von der Zahlung aus Potsdam geht die SPSG von einem Jahresdefizit in Höhe von fünf Millionen Euro ab 2024 aus. Diese Summe entstehe, wenn im kommenden Jahr dieselben Leistungen wie 2022 zu erbringen seien. Grund seien Preissteigerungen und Tariferhöhungen für die Beschäftigten. Die Stiftung sei verpflichtet, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, sagte deren Sprecher Frank Kallensee. Generaldirektor Vogtherr habe wiederholt auf das drohende Defizit hingewiesen.

Das Casino des Schlosses Glienicke ist bereits seit 2016 nur zeitweilig geöffnet. Jetzt droht dieses Schicksal auch dem Schloss.
Das Casino des Schlosses Glienicke ist bereits seit 2016 nur zeitweilig geöffnet. Jetzt droht dieses Schicksal auch dem Schloss.

© SPSG/André Stiebitz

Während der Jahrespressekonferenz der Stiftung in Berlin hatte Vogtherr bereits Anfang April angekündigt, einige kleinere Häuser zu schließen. Ein Grund seien auch Einnahmeverluste. So wurden im vergangenen Jahr 609.007 Gäste in Potsdam gezählt, die 6,7 Millionen Euro Einnahmen aus Eintrittsgeldern generierten. 2019 waren es fast eine Million Gäste und 10,2 Millionen Euro Einnahmen.

Die Schließung der Bildergalerie und des Schlosses Glienicke soll zusammen jährlich 300.000 Euro Ersparnisse bringen. Die Betriebsaufwendungen würden deutlich über den Einnahmen aus Eintrittgeldern liegen, so Kallensee. Darüber hinaus müsse in allen Bereichen der Stiftung gespart werden. Geplante Restaurierungen würden verschoben.

Bereits 2016 hatte die Stiftung das Dampfmaschinenhaus, das Belvedere auf dem Klausberg, den Normannischen Turm, den Hofdamenflügel des Schlosses Sanssouci, die Pesne-Galerie im Neuen Palais und das Casino des Schlosses Glienicke wegen Sparzwängen geschlossen. Die Häuser werden seither nur zeitweilig geöffnet. Der Damenflügel war in diesem Jahr im Rahmen von Führungen, die allesamt ausgebucht waren, erstmals wieder zu besichtigen, so Kallensee, der die Schließung weiterer Häuser im Unesco-Welterbe nicht ausschloss, sollte das Defizit der Stiftung nicht durch höhere Zuschüsse ausgeglichen werden.

Oberbürgermeister Schubert drückte am Dienstag sein Bedauern über die Einschränkung kultureller Angebote in Potsdam aus. SPD-Fraktionschef Pete Heuer zeigte sich verwundert. Manja Schüle habe begrüßenswerterweise einen Parkeintritt ausgeschlossen. „Das bedeutet aber gleichzeitig, dass das Land in der Pflicht steht, die erforderlichen Mittel bereitzustellen, um den Betrieb zu sichern“, sagte Heuer zur drohenden Schließung der beiden Häuser.

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