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Links und rechts der Langen Brücke: Langwierige Suche

Jan Brunzlow über Blindgänger, deren Gefahren und der Forderung, die Suche nach Notwendigkeiten auszurichten

Die Spur des Krieges ist in Potsdam allgegenwärtig: 66 Jahre ist die Nacht von Potsdam inzwischen her, in der Tausende Bomben einen beachtlichen Teil der Stadt zerstörten. Und noch immer sind deren Schäden nicht gänzlich beseitigt. Sei es allgemeiner Natur im Stadtbild, das an vielen Stellen an die Zerstörungswut der Bomben erinnert. Oder sei es die Erblast des Krieges unter der Erde. Immer wieder werden Bomben der alliierten Truppen gefunden, die über der Stadt abgeworfen worden sind. War es letzte Woche eine, sind es diese Woche wieder zwei. Sie liegen im Wald, manche nicht einmal mehr als einen halben Meter tief. Die Männer des Munitionsbergungsdienstes sprechen gar von einem Bombenteppich in diesem Bereich der Landeshauptstadt. Seit Jahren wird in der Stadt systematisch nach Blindgängern gesucht, seit Jahren wird auch etwas gefunden. Zwei Mal musste das Klinikum wegen Bombenfunden evakuiert werden. Und immer wieder trifft es Schulen und Kitas, auf deren Grundstücken die Blindgänger geortet werden. Selbst in der Nuthe war die Suche erfolgreich. Experten warnen immer wieder vor den Gefahren, die die Blindgänger mit sich bringen. Die Zünder werden marode, die Möglichkeit einer unkontrollierten Explosion wahrscheinlicher. Sie gehen davon aus, dass in Deutschland etwa ein bis zwei Blindgänger im Jahr durch Selbstzündung explodieren. Dass die Munition tatsächlich noch scharf und die Arbeit des Munitionsbergungsdienstes gefährlich ist, zeigen diverse Vorfälle. Nicht zuletzt der von Manuel Kunzendorf, der viele der mehr als 120 Bomben in Potsdam in den letzten 20 Jahren entschärft hat. Er ist bei einem Unfall mit Sprengstoff auf dem Betriebsgelände des Bergungsdienstes verunglückt und hat einige Finger verloren. In Göttingen sind im vergangenen Jahr sogar Sprengmeister ums Leben gekommen, als ein Blindgänger in die Luft gegangen ist. Wie schon 2003 in Salzburg und 1990 in Wetzlar. Dass die Suchintervalle und -intensitäten in Potsdam wie in den anderen Regionen Brandenburgs von den finanziellen Möglichkeiten abhängen, ist aufgrund der zunehmenden Gefahr zu hinterfragen. In Potsdam wird die Suche nach Bomben in jenem Wald, in dem 38 Blindgänger in zwei Jahren gefunden worden sind, wegen zu geringer finanzieller Ausstattung des Bergungsdienstes wieder unterbrochen. Es wäre beruhigender, wenn die Suche nicht nach finanziellen Möglichkeiten, sondern nach Notwendigkeiten erfolgt.

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