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Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam.

© Andreas Klaer

Künstliche Intelligenz in Potsdam: Klinikum hofft auf bessere Krebsvorsorge, Rathaus noch ohne KI

Potsdams kommunale Unternehmen nutzen zunehmend KI-Anwendungen: Das Bergmann-Klinikum kann dadurch Darmspiegelungen patientenfreundlicher durchführen.

Die großen kommunalen Unternehmen in Potsdam setzen zunehmend auf die Vorteile Künstlicher Intelligenz (KI). Für die Stadtverwaltung ist das Thema hingegen noch Neuland. Das zeigen aktuelle Mitteilungen und Antworten auf PNN-Nachfragen.

So meldete das städtische Bergmann-Klinikum in der vergangenen Woche, dass man als eine der ersten Kliniken in Brandenburg seit diesem Monat die KI-Möglichkeiten in der Endoskopie, zum Beispiel bei Darmspiegelungen, nutze. Damit setze man Maßstäbe „bei der computerunterstützten Echtzeit-Bewertung von Bildbefunden im Verdauungstrakt“, erklärte das Klinikum. Das verbessere die Früherkennung von Krebs, sagte eine Kliniksprecherin. Schleimhautveränderungen könnten so automatisiert erkannt werden.

Während der Behandlung wertet die Künstliche Intelligenz die Bilder aus und charakterisiert diese. In diesem Fall wurde das sichtbare Gewebe laut Klinikum als möglicherweise bösartig markiert.
Während der Behandlung wertet die Künstliche Intelligenz die Bilder aus und charakterisiert diese. In diesem Fall wurde das sichtbare Gewebe laut Klinikum als möglicherweise bösartig markiert.

© KlinikumEvB 2023

Der Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Daniel Baumgart, erklärte weitere Vorteile. Bisher seien nach Endoskopien oft Gewebeproben notwendig gewesen – und im Nachgang eine weitere Endoskopie. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz könnten viele Gewebeveränderungen nun schon in einer Sitzung diagnostiziert und behandelt werden, so der Mediziner und Experte für Digitale Gesundheit, der zum Jahresanfang aus Kanada nach Potsdam gewechselt war.

Das System könne Ärzte bei der Arbeit in Bruchteilen von Sekunden unterstützen. Weitere Anwendungen seien bereits in der Entwicklung - für eine besser auf Patientenbedürfnisse zugeschnittenen Medizin.

Dieses Beispiel aus der Endoskopie zeigt deutlich den Gewinn für Patienten und für das medizinische Personal.

Hans-Ulrich Schmidt, Sprecher der Geschäftsführung des Bergmann-Klinikums

In dem Zusammenhang fand Klinikchef Hans-Ulrich Schmidt ein seltenes Lob für die brandenburgische Krankenhausfinanzierung. „Die durch das Brandenburg-Paket der Landesregierung zeitlich befristete Erhöhung der Investitionsmittel für Krankenhäuser versetzt uns in die Lage, aktuell punktuell in innovative Medizintechnik zu investieren.“ Das sei ein deutlicher Gewinn für Patienten. Wie berichtet will das derzeit in finanziell schwieriger Lage befindliche Klinikum auf dem Gerichtsweg für höhere Zuschüsse vom Land streiten.

Auch die kommunale Bauholding Pro Potsdam befasst sich mit KI. Diese sollen die „bei uns eingesetzten IT-Anwendungen zunehmend ergänzen“, sagte eine Sprecherin den PNN. Als zwei Beispiele nannte sie die IT-Sicherheit, aber auch das Bereitstellen von Informationen bei der von Chatbots unterstützten Kommunikation mit Mietern.

So solle die Mieter-App entsprechend weiterentwickelt werden. Um die Chancen von KI-Anwendungen nutzen zu können, werden zunächst „auch Aus- und Weiterbildung und die Schaffung der technischen und rechtlichen Voraussetzungen – insbesondere Datenschutz – Schwerpunkte bilden“, so die Sprecherin.

Rathaus will sich mit kommunalen Unternehmen austauschen

So weit ist die Stadtverwaltung bei ihren Überlegungen noch nicht. KI werde bisher nur als Produktbestandteil der verwendeten IT-Sicherheitskomponenten genutzt, sagte ein Rathaussprecher. „Darüber hinaus werden momentan keine spezifischen KI-Anwendungen im engeren Sinne in der Verwaltung eingesetzt.“ Man wolle aber „bei zukünftigen Überlegungen zur weiteren Prozessoptimierung die mögliche Unterstützung durch KI-Anwendungen pragmatisch mitdenken“. Dafür wolle man den Austausch mit den kommunalen Unternehmen wie den Stadtwerken nutzen, wo KI-Anwendungen bereits zum Einsatz kommen.

Vom Stadtwerke-Konzern sagte ein Sprecher, dort würden die KI-Komponenten von Microsoft-Produkten genutzt, ebenso nutze man die neue Technologie für die Kommunikation mit Kunden oder für die IT-Sicherheit. „Der Einsatz weiterer KI-Komponenten wird evaluiert.“ Vor einer Entscheidung werde jeweils die ethische Vertretbarkeit geprüft, etwa mithilfe entsprechender Leitlinien der EU für eine vertrauenswürdige KI, erklärte der Sprecher.

Zuletzt hatte die Stadtwerke-Tochter Stadtentsorgung Potsdam (Step) den Einsatz von fünf Kehrmaschinen bekannt gegeben, die mit KI-gestützten Kameras ausgerüstet sind. Diese sollen die Verschmutzung in der Stadt praktisch im Vorbeifahren analysieren. Damit will man laut Step passgenaue Reinigungsstrategien für die verschiedenen Stadtteile entwickeln. „So kann etwa der Reinigungsturnus für besonders schmutzige Hotspots erhöht und der für sehr saubere Straßenzüge reduziert werden“, hatte das Unternehmen erklärt.

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