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Homepage: Kunst als Widerstand

Carsten Uhlig studiert an der FH Architektur und baut ein Forum für junge Künstler auf

Carsten Uhlig studiert an der FH Architektur und baut ein Forum für junge Künstler auf Von Ulrike Strube Das hohe Fenster ist geöffnet. Sanft setzt der Wind die transparent scheinenden Vorhänge in leichte Bewegungen. Im weiß gestrichenen Raum sitzt tief in seine Arbeit versunken Carsten Uhlig. Unmittelbar an seiner Hochschule, der Fachhochschule an der Pappelallee hat der Architektur-Student mit einem Freund Räume zum Arbeiten angemietet. An den weißen Wänden hängen Bilder in Öl und Acryl. Auf einem hellen Sockel steht ein Modell mit den ersten Ideen für die Neugestaltung des ehemaligen Waisenhauses im italienischen Neapel, an dem er im Rahmen eines Studienprojektes mitarbeitet. Erst vor ein paar Wochen war der in Nauen Geborene mit Kommilitonen in der südlichen Hafenstadt, um das Gebäude hautnah zu erkunden, Eindrücke zu gewinnen. Begeistert von den Erlebnissen zeigt er Schwarzweißfotografien, die das alte Gemäuer und unzählige zerfleddert Papierblätter zeigen. Zeugnisse vergangener Tage. In das ungefähr drei Fußballfelder große Gebäude soll perspektivisch studentisches Leben einziehen. „Auf den jahrhundertealten Grundmauern könnten beispielsweise würfelartige Aufbauten entstehen, in denen sich Ateliers, Hörsäle oder Wohnungen befinden“, schwärmt der Student. Von der Straße dringt der Lärm des zunehmenden Feierabendverkehrs. Der 25-Jährige beginnt das chaotische Leben in der alten italienischen Stadt und das bunte Treiben der Menschen zu beschreiben, zeigt Bilder mit unzähligen Vespas, alten Fassaden und liest aus seinem in schwarzes Leder gebundenen Skizzen- und Notizbuch Gedanken und Eindrücke vor. Er studiere Architektur und mache Kunst, sagt Uhlig. Diese Kombination sei für ihn wichtig, erläutert der junge Mann gedankenversunken. Für ihn bedeute Kunst Widerstand und die Möglichkeit auf Probleme in der Welt hinzuweisen, zudem sei sie für ihn ein Mittel kleine unscheinbare Dinge groß und bedeutend werden zu lassen. Er weist auf den blauen Himmel und die weiß-grau melierten Wolken, die von der Sonne mit Glanz versehen werden. Nach der zehnten Klasse wollte er zunächst auf eigenen Füßen stehen, nicht mehr abhängig sein. In Berlin lies er sich zum Industriemechaniker ausbilden, lernte schweißen und fräsen. Aus jenen Tagen verarbeite er nach wie vor kleine Silber schimmernde Metallplatten oder ähnliches. Er zeigt auf seine aktuelle Arbeit, in blau gehalten mit drei silbern schimmernden knapp zehnmal zehn Zentimeter großen Plättchen. Später wird er einen Schmetterling auf die Leinwand zeichnen. Blau und Rot seien seine Farben. Sie seien für ihn Ausdruck für Gefahr und Liebe, andererseits aber auch Bewegung und Weite. Zur Malerei und Kunst habe er durch ein „Schicksalserlebnis in München“ vor ungefähr vierzehn Jahren gefunden. Damals stand sein Leben auf Messers Schneide. Früh schon hätten ihn seine Eltern durch den Besuch von Ausstellungen, Kirchen und Konzerten mit den Künsten vertraut gemacht, doch erst Jahre später sollte er diese Welt für sich entdecken. Während eines Krankenhausaufenthaltes habe er sein Leben überdacht und stellte für sich fest, dass es „noch etwas anderes“ gibt. Zunächst holte er neben dem Zivildienst sein Abitur nach und begann mit eigenen Studien zur Malerei. Vor drei, vier Jahren ging er dann nach England und arbeitete zum Maler William Turner, in der Galerie Tate Modern und dem Museum of Modern Art. Vor vier Semestern begann er mit dem Architekturstudium an der FH, zunächst mit dem Ziel eines Bachelors. Ihn reize der Prozess des Einswerdens der Architektur mit der Natur oder auch der kalt erscheinenden Baustoff Beton. Neben dem künstlerischen Ausdruck, sehe er seinen Platz auch im Praktischen. So suche er seinen Platz, helfen zu können – vielleicht in der Entwicklungshilfe. Mit seinem Wissen möchte Carsten Uhlig eines Tages Gutes tun. Aktionismus klingt aus seinen Worten. Ja, er glaube an eine bessere Welt. Der Weg dazu beizutragen liege für ihn in Kunst und Architektur. Zurzeit richtet sich sein Blick vor allem auf das Studium und die Kunst. So baue er momentan ein Forum für junge Künstler in den Bahnhofspassagen mit Unterstützung des Center-Managements auf. Um ihnen die Chance zu geben, ohne finanziellen Aufwand ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Geld verdirbt Kunst“, meint er und schaut auf sein Bild, auf dem mittlerweile die zarten Konturen eines Schmetterlings sichtbar werden. Dann sagt er, dass er gern noch einmal für eine längere Zeit nach England gehen möchte, um dort zu studieren. Doch zunächst möchte er hier seine Ausbildung beenden.

Ulrike Strube

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