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Am Palais Lichtenau befindet sich der Sitz des Potsdamer Jugendamts.

© Ottmar Winter PNN

Update

Kriselnde Potsdamer Stadtverwaltung: Chefin hat keine Hoheit mehr über das Jugendamt

Hintergrund der Entscheidung ist offenbar Wunsch nach effektiveren Arbeitsstrukturen. Suche nach Nachfolge für die Beigeordnete Noosha Aubel geht in die finale Phase.

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Neue Unruhe in einem besonders sensiblen Teil der Stadtverwaltung: Die bisherige pädagogische Leiterin für den wichtigen Rathaus-Fachbereich Bildung, Sport und Jugend hat nicht mehr die Hoheit über das Jugendamt inne. Diese Entscheidung von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) wurde nach PNN-Recherchen den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses am Donnerstagabend im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung mitgeteilt. Die genauen Hintergründe für den Schritt wurden offiziell nicht kommuniziert.

Nach PNN-Informationen geht es aber vor allem um den Versuch der Stadtspitze, die Organisationsstrukturen für das Jugendamt effektiver zu gestalten - hier hat es nach dem Abgang der bisher zuständigen Beigeordneten Noosha Aubel (parteilos) offenbar Aufräumbedarf gegeben, hieß es.

Die Stadtverwaltung äußerte sich auf Anfrage nur kurz. Rathaussprecher Markus Klier bestätigte: „Herr Robert Pfeiffer hat nach Verfügung des Oberbürgermeisters die Leitung des Jugendamtes seit dem 9. Februar inne.“

Die Leiterin, Annegret Lauffer, war im September 2021 offiziell vorgestellt worden und hatte zuvor in der Bildungsverwaltung von Berlin gearbeitet. Sie sollte zusammen mit dem aus Rostock nach Potsdam gewechselten Pfeiffer den Fachbereich führen. Allerdings soll sie sich in der Folge mit ihrer damaligen vorgesetzten Dezernentin Aubel überworfen und in der Folge krankheitsbedingt oft gefehlt haben. Zur Frage, ob die Stelle nun neu ausgeschrieben werden müsse, sagte Klier: „Aus Gründen des Personaldatenschutzes kann dazu keine Auskunft gegeben werden.“

Die nun von der Rathausspitze getroffene und auch schon im Jugendamt kommunizierte Entscheidung kommt in einer Zeit, in der auch das übergeordnete Jugend-Dezernat nach dem Abgang von Aubel nur kommissarisch von Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) geführt wird. Nach PNN-Informationen hilft inzwischen sogar Rathauschef Schubert persönlich mit aus, vor allem im Schulbereich.

Die Situation im Jugendamt gilt seit Monaten als kritisch. Vielfach ist von Überlastung die Rede, gerade im Kinderschutz-Sektor, der mögliche Kindeswohlgefährdungen verhindern soll, oder in der Familienberatung. Auch Aubel hatte in ihrem Abschluss-Interview Ende Januar eingeräumt, dass ihr das Ausmaß der Überlastung im Jugendamt erst zu spät bewusst geworden sei. Sie hätte mehr direkt mit den Mitarbeitenden das Gespräch suchen müssen - statt sich nur von Vorgesetzten berichten zu lassen. So seien Informationen verloren gegangen, so ihre Selbstkritik.

Gegen die Überlastung hatten die Stadtverordneten bereits neue Stellen beschlossen, allerdings hatte auch Aubel die Hoffnung gedämpft, dass sich diese so schnell neu besetzen lassen. Auf Anfrage sagte Stadtsprecher Klier: Für den Bereich der Regionalen Kinder- und Jugendhilfe seien seit dem Sommer 2022 vier neue Mitarbeitende im Allgemeinen Sozialen Dienst und zwei für den Krisendienst eingestellt worden. Aber auch: „Fünf Kolleg:innen haben den Bereich verlassen.“ Zur Frage nach der Arbeitsfähigkeit im Bereich Kinderschutz sagte Klier: „Der Fachbereich kommt unverändert der Erledigung seiner Aufgaben nach.“

Für Aubels Nachfolge wiederum beginnt in der kommenden Woche die finale Phase, in der den Fraktionen die anonymisierten Profile der bisherigen Favoriten vorlegt werden sollen. Wie berichtet hatte es rund 80 Bewerbungen für den Job gegeben - angesichts der derzeit männlich dominierten Stadtspitze wird wieder eine Frau erwartet. Diese müsste dann die Stadtverordneten küren, nach PNN-Informationen möglicherweise bei einer Sondersitzung noch im März. Die Kommunalpolitiker müssen dann in geheimer Abstimmung wählen - in der Vergangenheit hatten sich solche Wahlen teilweise als sehr knapp entpuppt oder waren im Einzelfall sogar gescheitert.

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