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Bringt Chaplin zum Laufen. Filmvorführer Dietmar Jakisch.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Kostenloser Goldrausch im Nikolaisaal

Silvesterpremiere im Nikolaisaal: Erstmals bietet das Haus Empfängern von Sozialleistungen an, umsonst der Generalprobe eines der beliebten Filmlivekonzerte des Filmorchesters Babelsberg beizuwohnen, inklusive Film versteht sich. Gezeigt wird Charlie Chaplins Stummfilm-Klassiker „Goldrausch“ von 1925.

Silvesterpremiere im Nikolaisaal: Erstmals bietet das Haus Empfängern von Sozialleistungen an, umsonst der Generalprobe eines der beliebten Filmlivekonzerte des Filmorchesters Babelsberg beizuwohnen, inklusive Film versteht sich. Gezeigt wird Charlie Chaplins Stummfilm-Klassiker „Goldrausch“ von 1925.

Die Idee sei nicht nur gewesen, Hartz-IV- oder Sozialhilfeempfängern, denen ein Konzertbesuch sonst nur selten oder gar nicht möglich sei, etwas Kultur zu ermöglichen, sondern „auf diese Weise etwas soziale Vermischung herzustellen und Barrieren zwischen den Schichten zu überwinden“, sagt Nikolaisaal-Chefin Andrea Palent. Die Idee dafür kam vom Chef des Filmorchesters, Klaus-Peter Beyer. Gerade in Potsdam, wo die Lebenserhaltungskosten nicht die geringsten sind, mache ein solches Angebot Sinn, so Palent.

Das Publikum ist sehr gemischt, viele Familien mit Kindern sind gekommen. „Es ist eine tolle Sache, dass es das für sozial Schwache umsonst gibt; das könnte ruhig öfter sein“, meint Dietmar S., freiberuflicher Unterhaltungstechniker und Hartz-IV-Empfänger. Auf die Frage, was vom Geld monatlich für Kultur übrig bleibe, antwortet der 42-Jährige: „Eigentlich nichts. Einmal im Monat machen wir Kino-Tag, ansonsten gehen wir eher in kostenlose Museen.“

Die großartige Filmmusik stammt von Chaplin selbst und unter dem Titel „Goldrausch – Der zweite Versuch“ live intoniert. 2008 gab es schon einmal den Versuch, den Film plus Konzert zu zeigen, doch die Noten waren auf der Reise von Amerika im Zoll steckengeblieben. „Wir haben bis einen Tag vor dem Konzert gewartet, haben dann in unserer Not eine DVD mit ,City Lights’, einem anderen Chaplin-Film, ausgeliehen und mussten schnell die Noten lernen. Hinzu kam, dass Noten und DVD-Aufnahme nicht synchron waren“, erinnert sich Palent.

Heute Abend sind jedoch sowohl Film als auch die Noten da. „Der einzige Unterschied zu dem offiziellen Konzert nachher und der Generalprobe jetzt besteht darin, dass ich jetzt keine Fliege anhabe“, begrüßt Dirigent Helmut Imig das Publikum. „Lachen sie ruhig sehr laut, dann können wir da unsere ganzen falschen Noten spielen, und wissen schon, wo nachher gelacht wird!“, fügt er scherzend hinzu. Leider ist in den folgenden eineinhalb Stunden nicht sehr lautes Lachen zu hören, was nicht am Film liegt, sondern daran, dass nur etwa 50 bis 70 Potsdamer vom dem Angebot Gebrauch gemacht haben, und sich im 700 Plätze fassenden Nikolaisaal etwas verlieren. Der lang anhaltende Applaus, nach dem das Orchester noch eine Zugabe spendiert, spricht jedoch dafür, dass alle Besucher den Abend genossen haben. Erik Wenk

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