zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Klinik-Ärzte enttäuscht

Keine Tariferhöhung, Ärzte befürchten Abwanderung

Innenstadt - Ärzte im städtischen Klinikum Ernst von Bergmann werden trotz der Einigung zwischen der Gewerkschaft Marburger Bund und den kommunalen Arbeitgebern nicht von den neuen, erhöhten Tarifverträgen profitieren. Wie die Stadt Potsdam als Eigentümerin des Hauses gestern mitteilte, wurde die Tarifbindung für das Klinikum aufgehoben. „Die sofortige Unwirtschaftlichkeit wäre die Folge“, begründete Bürgermeister Burkhard Exner (SPD) den Schritt. Es bestehe die Möglichkeit eines Haustarifvertrages.

Das Klinikum hat nach Informationen von Teilnehmern an der gestrigen außerordentlichen Betriebsversammlung im ersten Halbjahr 2006 ein Plus von drei Millionen Euro im operativen Geschäft erwirtschaftet. Ärzte im Klinikum äußerten die Befürchtung, dass nach dem nunmehr erfolgten Tarifausstieg in den 13 kommunalen Krankenhäusern im Land Brandenburg eine weitere Lohnschere zwischen einzelnen Krankenhäusern sowie den Weggang von Fachärzten aus dem Land nach sich ziehen werde.

Während die Klinikum-Ärzte auf Distanz zu dem Tarifausstieg der Stadt Potsdam gingen, erklärte Geschäftsführer Wilhelm Kahle nach PNN-Information: Es habe trotz Rationalisierung im Hause und dem Ziel, ab 2010 jährlich acht Millionen Euro Gewinn zu erzielen, keine Stellenstreichungen im Bereich der Ärzteschaft gegeben. Dagegen seien beim Pflegepersonal 60 Stellen abgebaut worden. Nach Informationen von Versammlungsteilnehmern wurden jedoch bereits Ende des vergangenen Jahres Arzt-Stellen im Klinikum nicht neu besetzt. Kahle habe während der gestrigen Betriebsversammlung der Belegschaft vorgerechnet, dass Arztstellen im zweistelligen Bereich gestrichen würden, wenn die Tarifeinigung am Klinikum umgesetzt werden würde, hieß es. Er distanzierte sich jedoch von den Wünschen der Stadt, die Gewinne des Klinikums an den Gesellschafter Potsdam abzuführen. Das Haus sei eine gemeinnützige Gesellschaft und dürfe keine Gewinne abführen. Das erreichte Plus soll in die bauliche Substanz des Klinikums investiert werden. Burkhard Exner habe vor der Belegschaft erklärt: Wäre der Klinikum-Eigentümer nicht die Stadt sondern ein Konzern, dann wären die Einschnitte tiefer. Er wünsche sich, dass auch „ein bisschen Betriebswirtschaftlehre zum Medizinstudium“ gehöre.

In der Tarif-Auseinandersetzung zwischen dem Marburger Bund und der Vereinigung kommunaler Arbeitgeber haben sich die Ärzte des Klinikums nicht an den deutschlandweiten Ärztestreiks beteiligt. Allerdings habe es nach PNN-Informationen zuletzt eine verstärkte Bereitschaft zur Arbeitsniederlegung im Klinikum breit gemacht. jab

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false