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Landeshauptstadt: Kein Platz für Familie

Ein Flüchtlingspaar mit sieben Kindern findet keine Wohnung. Die Chancen darauf bleiben schlecht

Die Wohnungsknappheit in Potsdam belastet auch die Integration von Migranten: Seit September vergangenen Jahres sucht die Großfamilie Kuto aus dem Irak eine Wohnung. Damals wandte sich eine Sozialarbeiterin an die PNN, weil die Wohnsituation für die neunköpfige Familie, Eltern und sieben Kinder von Baby bis Teenageralter, im Heim unerträglich wurde – und die Wohnungssuche aussichtslos schien. Getan hat sich seitdem kaum etwas. „Familie Kuto wohnt noch immer im Heim, ihnen wurde allerdings eine weitere kleine Wohneinheit mit zwei Zimmern, Bad und Kochecke zugewiesen“, sagt Katrin Böhme vom Beratungsfachdienst für Migranten und Migrantinnen des Diakonischen Werks. Von einer eigenen Wohnung, die der Familie eigentlich zustünde, ist sie weit entfernt.

Es habe ein Angebot von einer Genossenschaft gegeben, das aber kurz vor Vertragsabschluss zurückgezogen wurde, sagt Sozialarbeiterin Ina Stiebitz. Ihr Eindruck sei, dass es nicht genügend große Wohnungen in Potsdam gibt. Da hilft auch ein Wohnberechtigungsschein nicht weiter sowie die von der Diakonie neu eingerichtete Stelle von Beate Eberlein, die wohnungssuchende Flüchtlinge betreut, oder die Bemühungen des Fachbereichs Wohnen der Stadt.

Dessen Leiter Joachim Böttche sagt, man könne schließlich nur die Wohnungen verteilen, die auch da sind. In Potsdam gibt es aber immer weniger mietpreisgebundenen Wohnraum. Besonders Ein- bis Zweiraumwohnungen sind gefragt – auch seitens der Asylbewerber.

Derzeit suchen 22 Einzelpersonen und acht Familien aus dem Asylbewerberheim eine Wohnung, sagt Katrin Böhme. Ausziehen kann, wer als Flüchtling anerkannt wird. Aber auch während der Duldung könne man vom Sozialamt der Stadt eine Genehmigung zum Auszug in eine eigene Wohnung erhalten, sagt Böhme. Die Kosten bis zu einer Nettokaltmiete von 5,50 Euro werden übernommen. Für Wohnungen für mehr als vier Personen wird über die Höhe eine Einzelfallentscheidung getroffen. Wer ausziehen möchte und jünger als 25 Jahre ist, muss außerdem einen sogenannten Wohnfähigkeitscheck durchlaufen, sagt Böttche. „Wir schauen, ob er selbstständig genug ist und die Kommunikation mit dem Vermieter klappen wird“, so Böttche.

Wer ausziehen will und darf, muss geduldig sein: Es dauere bis zu einem Jahr und länger, etwas Passendes zu finden, sagt Böhme. Böttche empfiehlt, sich auf dem Wohnungsmarkt umzusehen. Die Chancen, dass das Wohnungsamt der Stadt eine der etwa 1200 Sozialwohnungen vergibt, sind mager. Nur etwa zehn Prozent davon werden pro Jahr frei und können neu vergeben werden. Es freue ihn deshalb, dass sich durch die flexible Regelung der Mietpreisbindung die Zahl dieser Wohnungen wieder erhöhen werde, so Böttche. An der Gesamtzahl der Wohnungen in Potsdam ändere das allerdings nichts. Für Großfamilien wie die Kutos bietet sich manchmal eine individuelle Lösung wie der Ausbau einer ehemaligen Arztpraxis zu einer großen Wohnung an, wie es die Pro Potsdam im vergangenen Jahr gemacht hat. Zwei kleinere zu einer großen Wohnung zusammenzulegen, sei hingegen ein Glücksfall, da es immer weniger verfügbaren Leerstand gebe.

Etwa 500 Personen werden derzeit noch von Beate Eberlein von der Diakonie betreut und beraten – bei allem, was mit Aus- und Umzug, Mietvertrag, Strom und Telefon, dem Einrichten und Ankommen in der Selbständigkeit zu tun hat. In Potsdams Integrationskonzept heißt es, dass eine Wohnungsunterbringung so schnell wie möglich erfolgen soll. Familie Kuto wohnt jedoch weiterhin im Asylbewerberheim. Die Unterkunft in einem Plattenbau am Schlaatz ist mit 185 Personen derzeit voll belegt. Steffi Pyanoe

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