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Geburtstagskind. Hertha Engler wurde 1917 geboren.

© Eileen Schüler

101. Geburtstag in Potsdam: Kein Geheimrezept

Herta Engler feierte ihren 101. Geburtstag.

Herta Engler lacht fröhlich. Für sie singt an diesem Freitag der Kinderchor – im großen Saal des Evangelischen Seniorenzentrums „Hasenheyer-Stift“. Eine ehemalige Schülerin ist auch anwesend und begrüßt die 101-Jährige und frühere Lehrerin mit Küsschen auf die Wange. Außerdem überbringt ihr der Fachbereichsleiter für Soziales der Stadt Potsdam, Frank Thomann, im Auftrag des Oberbürgermeisters die Glückwünsche und überreicht ihr einen Blumenstrauß.

Herta Engler blickt auf ein langes Leben zurück. Was ihr Geheimrezept für das hohe Alter sei, wisse sie allerdings nicht, sagt sie – denn sie habe ganz normal gelebt. Am 6. April 1917 wurde sie in Rathenow geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie auf einem Bauhofsgelände an der Havel in Rathenow, wo ihr Vater Obervorsteher war. Sie besuchte ein Lyzeum und machte ihren Abschluss an der Haushaltsschule. Danach arbeitete sie als Sekretärin in den Arado-Werken in Potsdam, wo sie ihren späteren Ehemann, den Ingenieur Johannes Engler, kennenlernte. Aus diesem Grund musste sie dann von Rathenow nach Babelsberg ziehen, weil sie sonst „ins Gerede“ der Leute gekommen wären, erzählt Herta Engler.

Im Jahr 1941 kam ihr Sohn Wolfgang zur Welt und ein Jahr darauf wurde ihr zweiter Sohn Siegbert geboren. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges starb ihr Mann. Auch deswegen gehöre das Kriegsende zu den wichtigsten Ereignissen in ihrem Leben, sagt die 101-Jährige. Als Alleinerziehende hatte sie kein leichtes Leben. Sie studierte Deutsch und Geschichte in Potsdam, um Lehrerin zu werden und absolvierte zusätzlich ein Sonderstudium an der Humboldt-Universität in Berlin. Danach arbeitete sie jahrelang an der Schwerhörigenschule in Potsdam tätig. Der Lehrerberuf bereitete ihr viel Freude. Ein Höhepunkt ihres Lebens war eine Reise zur Krim samt Hubschrauberrundflug. Aus gesundheitlichen Gründen ging sie in den 1970er Jahren in den vorzeitigen Ruhestand. In ihrer Freizeit unternahm sie gerne Spaziergänge, besuchte wöchentlich die Freundschaftsinsel in Potsdam und pflegte liebevoll ihren kleinen Garten.Im Jahr 2014 zog sie in das Seniorenzentrum „Hasenheyer-Stift“ in Potsdam West ein. Sie sei zufrieden mit der Unterkunft, weil die Betreuerinnen und Betreuer alles „mit Liebe“ gestalten würden.

An ihrem Ehrentag gibt es in dem Heim für alle Sekt, Schnittchen und eine große Geburtstagstorte. Außerdem spielt eine Klavierspielerin Lieder wie „Veronika, der Lenz ist da“ oder „Schön wie der junge Frühling“. Herta Engler wiegt ihren Kopf im Takt zur Musik. Bei „Alle Vögel sind schon da“ singen alle Gäste im Saal mit. Am Nachmittag bekommt sie noch Besuch von ihren beiden Söhnen und weiteren ehemaligen Schülern. Für die über 100-jährige Frau ist es ein Tag mit viel Trubel. 

Eileen Schüler

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