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Landeshauptstadt: Kein Freibrief für die Säge

Ausnahmeregelung soll die Pflege der Weltkulturerbeparke erleichtern

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten muss nun nicht mehr wegen jeder geplanten Baumfällung eine Genehmigung bei der Unteren Naturschutzbehörde einholen. Das regelt eine Vereinbarung, die gestern von Oberbürgermeister Jann Jakobs und Stiftungs-Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh im Flatowturm unterzeichnet wurde. Dieser Ort war nicht zufällig gewählt, hatte es in den letzten Jahren doch gerade um die Pflege des Babelsberger Parks heftige Kontroversen zwischen Gartendenkmalpflegern und Naturschützern gegeben.

Die auf zehn Jahre geschlossene Vereinbarung setzt die Potsdamer Baumschutzverordnung und den Biotopschutz für die Weltkulturerbeparke Sanssouci, Neuer Garten, Park Babelsberg und Sacrow aus und lässt damit der Stiftung mehr Freiheiten für die Pflegemaßnahmen. Solche Ausnahmeregelungen sollen zu einer Senkung des Verwaltungsaufwands führen.

Mit der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung gebe die Genehmigungsbehörde der Stiftung einen Vertrauensvorschuss, betonte der Oberbürgermeister. Sie bedeute „keinen Freibrief für Hacke, Schere und Säge“. Das durch Gartendirektor Dr. Michael Rohde und Dr. Claudia Walter, in der Stadtverwaltung für Arten- und Biotopschutz zuständig, erarbeitete Papier beruht auf langfristigen gartendenkmalpflegerischen Leitbildern für die einzelnen Parke. Damit ermöglicht es über Pflegemaßnahmen hinaus auch Baumfällungen und andere Eingriffe, die der Wiederherstellung der ursprünglichen Gestaltung dienen.

Dies gilt allerdings nicht für ausgewählte und auf Parkkarten eingetragene Biotope mit einer besonders wertvollen Tier- und Pflanzenwelt, so einige Waldgebiete im Babelsberger Park und im Park Sacrow. Hier ist nach wie vor für jeden Eingriff eine behördliche Genehmigung erforderlich. Gartendirektor Rohde ergänzte, in solchen Bereichen würden Gestaltungsarbeiten wie das Freimachen zugewachsener Sichtachsen äußerst behutsam und in langen Zeiträumen verwirklicht. In der nächsten Zeit werde man die Arbeiten ohnehin auf „unstrittige Bereiche“ konzentrieren. Laut Dorgerloh wurde der Entwurf der Vereinbarung dem Landesbüro anerkannter Naturschutzverbände in Potsdam übermittelt. Eine Stellungnahme habe jedoch nur die Grüne Liga eingereicht, die in der Vergangenheit zu den schärfsten Kritikern von Eingriffen vor allem in den Park Babelsberg gehörte. Sie habe besonders auf den Biotopschutz verwiesen; die Anregungen seien in die Vereinbarung aufgenommen worden. Kein Echo kam vom Parkbeirat, der 1999 gegründet worden war, um die gartendenkmalpflegerischen Arbeiten mit den Belangen des Naturschutzes abzustimmen. Aus dem Gremium waren die Vertreter des Naturschutzes 2002 ausgetreten, darunter auch die Bürgerinitiative IG Babelsberger Park. Seitdem ist der Beirat offensichtlich kaum noch arbeitsfähig.

Der Generaldirekor stellte auf PNN-Anfrage klar, dass die Stiftung die Öffentlichkeit weiterhin aktuell über zur Pflege und Gestaltung notwendige Eingriffe in die Parke informieren wird. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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