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Extavium in Potsdam: Kein falscher Fuffziger

Geheimschrift und Geldfälscher: Ein Experimentierkurs im wissenschaftlichen Mitmachmuseum Extavium bringt Kindern die Kriminalistik näher.

Unzählige Kinderstimmen hallen durch den Raum. In der bunten Mitmachwelt des Potsdamer Extaviums herrscht Hochbetrieb. Die Frau an der Kasse scheint an diesem Nachmittag schon etwas geschafft zu sein von dem Ansturm der Kinder, die mit ihren Eltern und Freunden gekommen sind. Hier tauchen sie nun ein in die Welt der Wissenschaft. An den einzelnen Experimentierstationen gibt es viel zu entdecken. Immer ist dort irgendetwas zu bewegen oder aufmerksam zu betrachten. Spielerisch wird so die geheimnisvolle Welt der Wissenschaft erlebbar.

Doch nur wenige Meter vom Gewusel der Mitmachwelt entfernt, hinter einem stilisierten Gehölz, geht es im Extavium zu einem Raum, in dem es jetzt ganz still ist – so still, dass man ganz in Ruhe wie ein Kriminalist den Verbrechern dieser Welt auf die Spur kommen kann. „Kriminalarbeit im Labor“ verspricht der Titel des Kurses, an dem hier in wenigen Augenblicken vier Kinder teilnehmen werden. Drei von ihnen sind im Grundschulalter, einer geht noch in den Kindergarten. Auch ein Vater ist dabei.

„Mein Name ist Peter. Wir machen gemeinsam heute hier den Krimikurs“, so stellt sich Kursleiter Peter Kautz den jungen Kriminalisten vor. Das erste Experiment: Geheime Botschaften schreiben, die für den Ahnungslosen überhaupt nicht sichtbar sind. Kautz macht den Kindern vor, wie das geht. Er legt ein weißes Blatt Papier vor sich auf den Tisch und nimmt eine Pyramidenkerze zur Hand. Mit der Unterseite der weißen Kerze schreibt er nun etwas auf das leere Blatt Papier.

Weiße Schrift auf weißem Blatt – das kann man nicht lesen. Oder vielleicht doch? „Na ja, man sieht es ein bisschen“, wendet Nachwuchskriminalist Hendrik ein. Diese Antwort wollte Kautz jetzt sicher nicht unbedingt hören. Egal, denn eigentlich kann man so gut wie nichts auf dem Papier erkennen. „Und habt Ihr eine Idee, wie man das jetzt sichtbar machen könnte?“, will Kautz von den Kindern wissen. Und auch jetzt ist der kleine Hendrik wieder pfiffig und weiß sofort die Antwort: „Mit Lebensmittelfarbe“, sagt der Grundschüler. Er hatte die Flaschen mit der Farbe bereits auf dem Nachbartisch stehen sehen. Kautz tröpfelt etwas rote Farbe auf sein Blatt, nimmt einen kleinen Schwamm, der aussieht wie ein Stückchen Zwieback, und verteilt damit die Farbe vorsichtig auf dem Blatt. Und schon wird gut sichtbar, was Kautz zuvor mit der Kerze geschrieben hat: Es ist der Namenszug „Peter“. Nun sind die Kinder an der Reihe und machen es dem Kursleiter nach. Sogar Konrad, der noch in den Kindergarten geht, kann schon seinen Namen schreiben – wenn auch noch etwas wackelig.

Aber wie funktioniert der Trick mit der Geheimschrift eigentlich? Ganz einfach: Das Kerzenwachs ist wasserabweisend, die Lebensmittelfarbe wiederum ist nichts anderes als gefärbtes Wasser. Das Papier saugt sich mit der Farbe voll. Dort aber, wo vorher die Wachspartikel auf das Blatt „geschrieben“ wurden, kann sich das bunte Wasser nicht halten und wird sozusagen abgewiesen. Sollten sich also Verbrecher einer solchen Geheimschrift bedienen – dem mit Lebensmittelfarbe ausgestatteten Kriminalisten wird die geheime Botschaft dennoch nicht verborgen bleiben.

Ums Geldfälschen geht es in einem der nächsten Experimente, die Kautz präsentiert. Er hält einen 50-Euro-Schein in die Höhe und fragt, ob das Geld echt ist. Fast alle Kinder sagen „ja“. Dann macht Kautz das Licht aus. Es ist jetzt beinahe zappenduster im Raum. Der Kursleiter schaltet eine UV-Lampe ein und hält sie hinter den Geldschein. Schnell ist klar: Die Note ist wirklich echt, denn im Schein der UV-Lampe leuchten im Fünfziger plötzlich kleine Partikel auf – ein Zeichen für die Echtheit des Geldes. Nach einer guten halben Stunde ist der Kriminalistikkurs vorbei. Die Kinder gehen aus der Ruhe des „Labors“ wieder hinaus ins Gewimmel im großen Hauptraum.

Der Raum ist im Vergleich zum früheren Standort des Extaviums in der Caligari-Halle auf dem Babelsberger Filmparkgelände deutlich kleiner. Doch der große Andrang von Kindern, auch an diesem Nachmittag, zeigt, dass das Extavium mehr als fünf Monate nach seiner Wiedereröffnung am neuen Standort in der Straße Am Kanal sehr gut angenommen wird. „Wir haben uns zwar verkleinert“, sagt Peter Kautz. Die Resonanz der Besucher sei dennoch positiv. Allerdings vermissten manche das eine oder andere Exponat aus der Caligari-Halle. „Der Trabbi war ja so ein Klassiker“, erinnert sich der Kursleiter. Und die Rakete, die man mit Druckluft durch die Halle schießen konnte – die hätten auch einige Besucher gerne zurück. Dafür ist jedoch kein Platz mehr. Immerhin, verloren sind die Exponate nicht. Sie sind eingelagert. „Es wurde nichts weggeschmissen“, versichert Peter Kautz.

Die wissenschaftliche Mitmachwelt des Extaviums befindet sich in den Räumen in der Straße Am Kanal 57. Noch bis zum 28. Februar läuft der beschriebene Kurs „Kriminalarbeit im Labor – Dieben und Fälschern auf der Spur“. Die Kursgebühr beträgt 5 Euro pro Person.

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