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Im Interview: Anton Ruliou: „Journalisten werden angegriffen“

Der Jungjournalist Anton Ruliou (28) aus Weißrussland hat am M100 Young European Journalists Workshop teilgenommen. Im Interview spricht er über die Schwierigkeiten seines Berufs in seinem Heitmatland.

Von Helena Davenport

Sie haben gerade bei den ersten beiden Sessions des M100 Sanssouci Colloquiums zugehört. Was ist Ihr Eindruck?

Ich finde es bemerkenswert, dass hier gerade über die Fehler der Demokratie diskutiert wurde – über die Fehler der westlichen Demokratien wohlbemerkt – und dass einige Sprecher es in Betracht zogen, die Demokratie zu begrenzen, um ihre Probleme zu bekämpfen.

Sie arbeiten für das Belarus in Focus Information Office. Was genau ist das?

Das ist eine Organisation, die 2011 in Brüssel gegründet wurde – von Leuten aus Weißrussland, die ihre Heimat wegen der starken Unterdrückung verlassen hatten. Unser Ziel ist es, die Berichterstattung über Weißrussland durch internationale Medien zu fördern.

Welche Probleme haben Journalisten dort?

Journalisten werden verhaftet, sie müssen hohe Geldstrafen zahlen, andere werden sogar angegriffen. Außerdem ist es in Weißrussland illegal, als freiberuflicher Journalist zu arbeiten – es gibt ein Gesetz dagegen. Einige machen das natürlich trotzdem und haben große Probleme. Der Medienmarkt ist zudem sehr klein, weswegen es schwer ist, sich als Journalist zu finanzieren. Das liegt auch daran, dass Unternehmen Angst davor haben, Anzeigen in kleineren, von der Regierung unabhängigen Medien zu schalten. Und die Journalisten bleiben sozusagen von der hochwertigen Medienpraxis isoliert.

Warum haben Sie am M100 Young European Journalists Workshop (M100 YEJ) teilgenommen?

Ich habe Sabine Sasse, die Organisatorin, letztes Jahr bei einem anderen Workshop in Berlin kennengelernt. Darauf hat sie mich zu M100YEJ eingeladen. Ich hatte also nicht wie andere Teilnehmer ein spezielles Projekt, an dem ich während des Workshops gearbeitet habe. Aber ich dachte, es wäre doch gut, Journalisten aus den Ländern der östlichen Partnerschaft kennenzulernen und in ein deutsches Medienunternehmen zu schnuppern.

Was war Ihr Highlight?

Ich hatte die Chance, meine Erfahrungen in Punkto Finanzierung von journalistischen Projekten mit anderen Teilnehmern auszutauschen. Mein Highlight war der Workshop von Galina Timchenko (Gründerin des Onlinemediums Meduza, Anm. d. Red.). Sie hat mir eine ganz andere Sichtweise auf Journalismus gezeigt.

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