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Bisher eine Grünfläche. Auf der unbebauten Fläche zwischen den Hochhäusern am Humboldtring, der Nuthestraße und der Havel sollen 270 Wohnungen entstehen.

© A. Klaer

Wohnblöcke am Welterbe: Humboldtring: Sichtachsen-Ärger spitzt sich zu

Die Stadt hält an ihren Planungen für 270 Wohnungen am Humboldtring fest. Nun droht ein Konflikt mit der Stiftung Preußische Gärten (SPSG) und dem Landesdenkmalamt.

Potsdam - Für den Bau von 270 neuen Wohnungen lässt es die Stadt Potsdam auf einen erneuten Konflikt mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) und dem Landesdenkmalamt ankommen. Am Montag stellte die Bauverwaltung das überarbeitete städtebauliche Konzept für das seit Jahren umstrittene Wohnungsbauprojekt „Humboldtring“ vor. Das will ein Berliner Investor entlang der Nuthestraße am Rande des Wohngebiets Zentrum Ost errichten – mitten in der Pufferzone zum Welterbepark Babelsberg. Schlösserstiftung und Landesdenkmalamt fürchten nun um die letzten verbliebenen Sichtachsen zwischen dem Babelsberger Park und der Potsdamer Innenstadt. Selbst eine Klage ist nun möglich.

Für die Bauverwaltung geht es dagegen um einen zentral gelegenen „mustergültigen Wohnstandort“, wie es Stadtplanungschef Andreas Goetzmann formuliert. Investor ist die Firma BMP Immobilienentwicklung Berlin. Von ihr sind drei riegelartige Drei- bis Fünfgeschosser parallel zur Nuthestraße vorgesehen, in den Bereichen dahinter einige kleinere Punkthäuser. Den Bedenken der Stiftung sei man entgegen gekommen, indem ein besonders kritisiertes Gebäude rund 25 Meter zurückgesetzt worden sei – und so mehr Baumbestand erhalten werden könne.

Stadtplanungschef Goetzmann: Gebäude hinter der Vegetation kaum wahrzunehmen

Doch „sehr zu unserer Enttäuschung“ habe auch dieses Zugeständnis keine Früchte getragen, machte Goetzmann deutlich. Dabei seien die Gebäude hinter der bestehenden Vegetation kaum wahrzunehmen, so seine Überzeugung. „Die Neubebauung wird nur nachrangig wahrgenommen“, heißt es auch in den Konzeptunterlagen für die anstehenden Beratungen der Stadtverordneten, die die Pläne noch absegnen müssen. Um die Dimensionen des Eingriffs in die Kulturlandschaft zu demonstrieren, hatte die Stadtverwaltung unter anderem die Gebäudehöhen mithilfe von Luftballons, langen Feuerwehrleitern und Scheinwerfern simuliert.

Das Landesdenkmalamt und die Stiftung argumentieren dagegen, schon mit den restlichen Bauten im Zentrum Ost seien einstige Sichtbeziehungen – etwa vom Flatowturm aus – erheblich beeinträchtigt worden. Daher müsse man den Umgebungsschutz an der Stelle besonders berücksichtigen, so ihre Kritik. Unter anderem will die Stadt für das Projekt den dort gültigen Flächennutzungsplan ändern, der an der Stelle zur Hälfte eine Grünfläche statt Bauland vorsieht. Doch dieser Plan war in den 1990er-Jahren zwischen allen Beteiligten ausgehandelt worden – daher sieht ihn die Stiftung als verbindlich an. Eine darüber hinausgehende Bebauung könne man „nicht mittragen“, sagte Stiftungssprecher Frank Kallensee den PNN auf Anfrage. Ob die Stiftung notfalls auch vor ein Verwaltungsgericht ziehen will – was laut Goetzmann prinzipiell möglich ist – ließ Kallensee offen. Anfang des Jahres hatten auch die Unesco-Welterbehüter von Icomos Bedenken gegen das Projekt erhoben (PNN berichteten).

50 geplante Sozialwohnungen auf der Kippe?

Doch die Stadt will nun handeln. Würde man auf die Änderung des Flächennutzungsplans verzichten, würde ein Drittel der geplanten Wohnungen wegfallen – insbesondere auch 50 geplante Sozialwohnungen, sagte Goetzmann. Diese soll der Investor vor allem über den Wertzuwachs finanzieren können, die sich aus der Planänderung ergibt – die bisherigen Grünflächen sind nach PNN-Informationen rund zehn bis 20 Euro pro Quadratmeter wert, Bauland an der Stelle dann mehr als 300 Euro. „Wir müssen Flächen für neue Wohnungen finden“, so Goetzmann. Sollten die Stadtverordneten zustimmen und keine Klage erfolgen, könnte schon ab Anfang 2019 gebaut werden, hieß es. Vorher wird vermutlich ab November der Plan öffentlich ausgelegt, dann können weitere Einwände geltend gemacht werden.

Schon mehrfach hat es in den vergangenen Jahren Streit zwischen der Stadtverwaltung und der Schlösserstiftung sowie dem Landesdenkmalamt gegeben, etwa um den Fußballplatz Nowawiese und den Bau eines Radweges in der Lindenallee.

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