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Aus dem Wasser gefischt. Olaf Neuendorf geht mit seinem Fuchs spazieren.

© ZB

Landeshauptstadt: Huckepack im Doppelpack

Spaziergang mit Füchsen in Frankfurt (Oder)

Frankfurt (Oder)  - Zu kuriosen märkischen Tiergeschichten gesellt sich nun eine weitere, die von Herrn Walter und Fussel. Das sind zwei junge Füchse, die bei einer Familie in Frankfurt (Oder) leben und schon so manches Aufsehen in der Stadt erregt haben: Frauchen und Herrchen gehen regelmäßig mit den Tieren auf der Schulter spazieren, auch in einem Einkaufszentrum. „Dort kennt man uns“, sagt Olaf Neuendorf. Er und seine Gefährtin Janka Dobbert, sie zog Fussel mit der Flasche groß, werden zumeist von Kindern und älteren Menschen angesprochen. „Viele registrieren nicht, dass wir mit Füchsen unterwegs sind und denken, das sind Hunde.“ Während das ungewöhnliche Quartett seine Runden dreht, legt sich Herr Walter bei Neuendorf um den Hals und genießt den „Ausritt“.

Fussel dagegen richtet sich auf den Armen von Dobbert auf und kann nicht genug von der Welt erhaschen. „Fussel ist sehr neugierig“, sagt sie. In dem Einkaufszentrum kehren die vier oft in einem Imbiss ein. Dann aalt sich Herr Walter in einem Hundetragekorb unter dem Tisch, Fussel sitzt auf dem Schoß von Frauchen. Die Tiere sind mit Leinen gesichert. „Es sind Raubtiere und immer hellwach“, sagt Neuendorf.

Wie kam Olaf Neuendorf auf den Fuchs? Der 43-Jährige lacht. „Hund und Katze hat jeder“, sagt der Lkw-Fahrer. Im Mai 2007 führte ihn ein Auftrag zu einem Recyclingplatz in der Oderstadt. Dort traf er auf aufgeregte Menschen: In einem Wasserbecken paddelte ein junger Fuchs um sein Leben. Neuendorf holte ihn heraus und nahm ihn auf. Und weil der Chef des Geländes ein Herr Walter war, heißt das „Findelkind“ jetzt auch so.

Auf dem Hof der Familie Neuendorf zog Herr Walter in ein Gehege. Kurze Zeit später entdeckte die Familie einen jungen Fuchs fiepend auf freiem Feld. Vermutlich fand er nicht mehr in den Bau oder hatte die Mutter verloren, meint Neuendorf. „Und weil der kaum Fell, sondern nur ein paar Fusseln hatte, nannten wir in Fussel“, erklärt Dobbert. Beide Füchse seien geimpft und den Behörden gemeldet.

Auf dem Hof leben auch drei Waschbären und zwei Eichhörnchen. Hühner tippeln angstfrei an den Gehegen vorbei. Die Tierfreunde wollen über die Tiere aufklären. Interessierte Kinder waren schon da.

Die Füchse werden mit Obst, frischem Geflügel, Hundefutter und auch mal einem Leckerli gefüttert. In der Wildnis könnten sie nicht überleben. „Auch Jagen haben sie nicht gelernt.“ Das sieht der Tierschutzverband Brandenburg auch so. „Füchse gewöhnen sich schnell an den Menschen und sind deshalb leichte Beute für Jäger, sollten sie ausgewildert werden“, sagt Landesvorsitzende Renate Seidel. Zudem gebe es im Land zu wenig Stationen, wo solche Tiere dauerhaft bleiben könnten. Steffi Prutean

Steffi Prutean

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