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Spannung unter der Freileitung. Grünen-Politikerin Marie Luise von Halem und Marquardts Ortsvorsteher Wolfgang Grittner im Gespräch mit erbosten Anwohnern (v.r.), die gegen die Stromtrasse in ihren Gärten kämpfen.

© M. Thomas

Von Kay Grimmer: Hochspannung in Marquardt

Grüne und Stadt für Mitsprache der Bürger bei der Stromleitung-Sanierung

Marquardt - Die Grünen-Politikerin Marie Luise von Halem versteckt ihr Erstaunen nicht. „Diese Freileitung geht ja direkt durch die Vorgärten.“ Die Landtagsabgeordnete und einstige Oberbürgermeister-Kandidatin ihrer Partei steht am regnerischen Freitagvormittag vor den Masten der 110-Kilovolt-Leitung, die den Potsdamer Ortsteil Marquardt durchkreuzt: Hochspannung, die quer durch Gärten, direkt über Einfamilienhäuser verläuft.

Diese Leitung – 1936 errichtet – will der Eigentümer, der Energiedienstleister Eon.Edis, nun rekonstruieren. Zum Unmut der Anwohner, die allerdings ihre Häuser erst dort bauten, nachdem die Leitung schon stand. 200 Unterschriften sind im 1000- Seelen-Ort gesammelt – damit wollen die Marquardter Eon.Edis zur Verlegung der Stromtrasse bewegen. Das Energie-Unternehmen jedoch reagiert bisher auf solche Wünsche nicht. Die Freileitung werde „in der vorhandenen, circa 23 Kilometer langen Trasse“ rekonstruiert, so Eon.Edis, selbstverständlich bei Einhaltung aller „in Deutschland gesetzlich geregelten Grenzwerte“.

Doch die Marquardter wollen ein Planfeststellungsverfahren erreichen. Für ihre Forderung haben sie nicht nur die Grünen-Politikerin von Halem an ihrer Seite. Auch die Stadtverwaltung befürwortet ein solches Verfahren. „Der Reiz besteht in der Mitsprache der Anwohner“, so von Halem. Außerdem seien dabei Gutachten zur Umweltverträglichkeit genauso zwingend vorgeschrieben wie die Auflistung von alternativen Leitungsverläufen, inklusive Kosten. Von Halem hat dabei vor allem die nahe Bahntrasse im Auge, die „wie geschaffen für eine Erdverkabelung ist“. Parallel zu den Gleisen würde eine Erdleitung nur „wenige Mehrkosten“ verursachen, glaubt die Grünen-Politikerin.

Über die Notwendigkeit eines Planfeststellungsverfahrens entscheidet das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe. Von Halem will aber auch über den Landtag für eine Verlegung der Leitung kämpfen: „Am Dienstag werde ich in einer Kleinen Anfrage um ein Planfeststellungsverfahren bitten. Sollte dies nicht bewilligt werden, werde ich schon fragen, ob das Anliegen von Bürgern keine Rolle spielt.“ Parallel steht der Beschluss über einen Grünen-Antrag aus, der eine Erdverkabelung bei Leitungen bis zu 110 Kilovolt zwingend vorschreiben will. Am 9. Februar wird es eine öffentliche Anhörung im Landtag geben. Für Marquardt würde indes selbst ein positives Votum keine Auswirkung haben, räumt die Politikerin ein: „Rückwirkend gelten Gesetze nicht.“ Umso mehr setzt sie auf das Landesamt. Doch mindestens bis zur Stellungnahme bleiben die Marquardter und ihre Stimmung unter Hochspannung.

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