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Landeshauptstadt: Hochburg der Fahrraddiebe

Mit fast 2000 gestohlenen Rädern im vergangenen Jahr landet Potsdam im deutschlandweiten Städte-Ranking auf Platz sieben

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In Sachen Diebstahl gehört Potsdam zu den unsichersten Städten für Fahrrad-Eigentümer. Das ist das Ergebnis einer Studie des Versicherungs-Vergleichsportals Geld.de. Demnach befindet sich Potsdam als Hochburg für Fahrraddiebe auf Platz sieben von achtzig untersuchten Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern in Deutschland.

Verglichen wurden Zahlen von 2012 und aus dem vergangenen Jahr. Auf 100 000 Potsdamer entfielen demnach 1169 gestohlene Fahrräder. Dieser Wert lag beispielsweise in Berlin bei 786 und bei dem Spitzenreiter der Studie, Magdeburg, bei 1665. Insgesamt stuft die Studie Potsdam als „unsicher“ ein.

Bereits im Frühjahr hatte die Polizei einen deutlichen Anstieg bei gestohlenen Fahrrädern gemeldet. Demnach wurden im vergangenen Jahr in Potsdam insgesamt 1864 Fälle von Fahrraddiebstahl erfasst, 2012 waren es dagegen nur 1257 und im Jahr 2011 sogar nur 1223. Der Potsdamer Anstieg ist laut der Studie bundesweit mit einem Plus von 48,3 fast einmalig hoch. Nur im westfälischen Herne und im niedersächsischen Hildesheim wurden mit jeweils rund 50 Prozent höhere Zuwächse verzeichnet. Laut Geld.de stieg die Zahl der Raddiebstähle deutschlandweit um rund 9,3 Prozent. Für Potsdam hatte die Polizei Ende Mai bestätigt, dass sich der Anstieg zumindest im ersten Quartal 2014 weiter fortgesetzt hatte – und zwar mit einem zusätzlichen Plus von 30 Prozent. Aktuellere Zahlen konnte die Polizei am Montag noch nicht vorlegen.

Geklaut wird in Potsdam nach Polizeiangaben nahezu alles, was zwei Räder hat – egal ob nagelneu oder verrostet. „Am Bahnhof zum Beispiel werden sogar manchmal hochwertige Fahrräder stehen gelassen und vermeintlich minderwertigere geklaut“, berichtete Christoph Koppe, Sprecher der Polizeidirektion West, den PNN auf Nachfrage. Oft sei es wohl eher die Frage, wie schnell sich ein Schloss knacken lasse. „Wir haben auch schon Täter auf frischer Tat erwischt, die angeben, einfach nur mal eben ein Fahrrad benötigt zu haben“, sagt Koppe. Allerdings liegt die Aufklärungsquote laut Polizeiangaben bei nur 10,5 Prozent. In Deutschland wurden insgesamt 9,6 Prozent der Fahrraddiebstähle aufgeklärt.

Auf den Anstieg beim Fahrradklau will die Polizei in Potsdam laut Koppe mit verstärkten Kontrollen und Zivilstreifen an Orten, an denen viele Fahrräder abgestellt werden, reagieren. „Es gibt keinen speziellen Schwerpunkt, die Diebstähle verteilen sich leider über die ganze Stadt“, berichtete der Polizeisprecher.

Erklären kann sich die Polizei die Zunahme von Fahrraddiebstählen in Potsdam nicht. „Es hat sich eigentlich nichts verändert“, so Polizeisprecher Koppe. Es besteht immer auch die Möglichkeit, dass hinter einem Teil der Diebstähle das organisierte Verbrechen stehe, die geklauten Drahtesel nach Osteuropa geschafft würden, sagte Koppe. 36,6 Prozent der im vergangenen Jahr erwischten Tatverdächtigen beim Räderklau stammten laut Polizei nicht aus Deutschland, nach Informationen aus Sicherheitskreisen fallen vor allem Polen und Letten auf.

Die Polizei geht zudem davon aus, dass die Dunkelziffer generell deutlich höher ist. „Das Problem ist, dass viele gestohlene Fahrräder gar nicht angezeigt werden“, bestätigte Koppe. „Manche denken einfach, es bringe ohnehin nichts, bei anderen handelte es sich vielleicht nur um das so genannte Bahnhofsfahrrad, das sowieso nicht viel wert war.“ Koppe rät trotzdem dazu, im Vorfeld Rahmennummern aufzuschreiben, Fotos zu machen und jeden Diebstahl anzuzeigen. Ansonsten ließen sich vermeintlich herrenlose Räder kaum zuordnen. „Wir haben schon geklaute Fahrräder bei Hausbränden im Keller gefunden.“ Außerdem sollte man keinesfalls beim Fahrradschloss sparen. Händler würden empfehlen, mindestens ein Zehntel des Fahrradkaufpreises in das Schloss zu investieren.

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