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Renovierung des St. Josefs-Krankenhauses: Historisches Antlitz mit neuem Kern

Das Potsdamer St. Josefs-Krankenhaus beginnt mit dem letzten Bauabschnitt. Der Stammsitz wird umfangreich saniert und teils vermietet.

Von Birte Förster

Innenstadt - Ein kleines rotes Licht hängt an einer langen Schnur von der Decke der Kapelle. Es ist das ewige Licht, das niemals aufhören darf zu leuchten. Dies aber stellt das St. Josefs-Krankenhaus vor eine besondere Herausforderung. Im angrenzenden Gebäude, dem historischen St. Josefs-Haus, beginnen Ende des Monats die Sanierungsarbeiten im Rahmen des dritten Bauabschnitts. Das Gebäude werde komplett entkernt, auch die Stromleitungen werden entfernt und neu eingebaut, sagt Marco Gutzschebauch, Leiter für Organisation, Projekte und Patientenmanagement. Während der Arbeiten gebe es in dem kompletten Gebäude daher nur Baustromversorgung, über die Steckdose komme kein Strom mehr.

Die Frage, wie sich das Brennen des ewigen Lichts dennoch gewährleisten lässt, ist für die Bauplaner und die Krankenhausverwaltung also eine knifflige Aufgabe. Der Stromkreislauf, der ursprünglich mit dem Sankt Josefs Haus verbunden war, wurde schließlich an den Neubau angeschlossen. „Es ist ein kirchlich geweihter Raum“, erklärt Benjamin Stengl, Pressesprecher des Krankenhauses. Gehe das Licht aus, werde der Raum entweiht. Regelmäßig finden in der Kirche des Krankenhauses Andachten und Gottesdienste statt.

Das ewige Licht ist aber nicht die einzige Hürde im Bauprozess. Durch die Nähe zum Unesco-Weltkulturerbe, dem Schlosspark Sanssouci, laufen sämtliche Bauplanungen in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. „Das macht das Projekt nicht einfacher“, sagt Gutzschebauch, der die Bauarbeiten am Krankenhaus seit 2006 begleitet. Viele Kompromisse müssten gefunden werden. „Das dauert aber.“ Der ursprüngliche Plan sei gewesen, die Bauarbeiten bis zum Ende des Jahres abzuschließen, so Gutzschebauch. Nun wird mit der Inbetriebnahme erst 2020 gerechnet.

„Hier noch eine Gaube und dort“

Vor etwa 160 Jahren wurde das historische St. Josefs-Haus gebaut und anfangs als Waisenhaus genutzt. Seitdem sei wie in einem Puppenhaus immer wieder etwas hinzugekommen, „hier noch eine Gaube und dort“, erklärt Stengl die Entwicklung des Gebäudes. Dadurch sei der ursprüngliche Charakter immer mehr verändert worden. Nun plane die Alexianer St. Josefs Potsdam GmbH wieder den ursprünglichen Gebäudekörper aus den Gründungsjahren herzustellen. Seit 2016 wird das St. Josefs-Haus inzwischen nicht mehr benutzt. Die Planungsphase habe länger gedauert als gedacht, so Stengl. In den langen und leeren Gängen haben sich Staub und Dreck ausgebreitet. In einigen der Räume unter dem Dach ist der Boden aufgerissen, Schutthaufen sind zu sehen, lose Kabel hängen von der Decke.

Der Blick aus dem Fenster führt zum Schlosspark Sanssouci. Früher sei hier die Geburtshilfe untergebracht gewesen, erzählt Gutzschebauch. Inzwischen ist diese ins neu renovierte Hauptgebäude umgezogen, wo der Kreißsaalbereich modernisiert und vergrößert wurde. Auf mehreren Etagen des St. Josefs-Haus zieren verschiedene Muster und Farben den Boden. „Im Denkmalschutz sind die historischen Fliesen ganz wichtig“, sagt Gutzschebauch. Diese dürften nicht zerstört werden. Es sei erstaunlich, dass die Fliesen zum Teil schon seit 150 Jahren liegen und trotzdem noch in einem guten Zustand sind, so der Projektleiter.

Einer der kritischen Punkte im St. Josefs-Haus ist das Dach. Die Denkmalpflege befürworte eine Schiefereindeckung, erklärt Gutzschebauch. Diese hätte man in den 30er Jahren aber nicht ohne Grund von dem Gebäude entfernt, da es Risse gegeben habe. Außerdem sei diese schwerer als Bitumenschindeln aus Dachpappe, die er befürwortet, und würde eine Überprüfung der tragenden Wände erfordern. Das wiederum bedeute zusätzliche Kosten. Im Aufwand und in den Kosten sei vieles nicht machbar, sagt er. Das trifft auch auf die Außenfassade zu. „Die Denkmalpflege möchte, dass wir die komplette Fassade mit einer Dichtschlämme und Fugenstrich versehen", sagt er. „Aber in der Qualität gibt das unser Budget nicht her.“ Mit der Denkmalschutzbehörde sei daher ein Kompromiss gefunden worden.

1500 Quadratmeter werden vom Krankenhaus als Konferenzräume genutzt

Im weiteren Verlauf sei nun geplant, bei der Stiftung Denkmalschutz einen Antrag auf Fördermittel zu stellen. Erst so könne die Fassade in der Qualität saniert werden wie die Denkmalpflege es gern hätte, erklärt Gutzschebauch das Vorgehen. Bis auf den geplanten Antrag würden die Bauarbeiten komplett aus Eigenmitteln bezahlt. Für die Erweiterung des Krankenhauses mit einem neu entstandenen Anbau, der 2006 fertiggestellt wurde, sowie den Neubau, der im Rahmen des zweiten Bauabschnitts hinter der denkmalgeschützten Fassade in der Zimmerstraße errichtet wurde – beides im Haus St. Alexius vereint – hat die Alexianer GmbH 53 Millionen Euro ausgegeben. Insgesamt belaufen sich die Kosten für alle Baumaßnahmen auf insgesamt etwa 76 Millionen Euro, darunter fallen unter anderem Umbau und Erweiterung des Operations- und Intensivpflegebereichs sowie die Anpassung mehrerer Gebäude.

Das Budget für das St. Josefs-Haus, das historische Hauptgebäude, ist mit etwa 15 Millionen Euro deutlich geringer als für das Haus St. Alexius. Das Gebäude wird nach Ende der Bauarbeiten für die ambulante Versorgung genutzt, aber nur zu einem kleinen Teil vom Krankenhaus selbst. 1500 Quadratmeter der insgesamt 3800 Quadratmeter werden vom Krankenhaus als Konferenzräume genutzt. Die anderen Räume werden vermietet. „Kooperationspartner mieten die Fläche bei uns an“, erklärt Stengl. Ursprünglich sei geplant gewesen, den Bürobereich für die Verwaltung dort unterzubringen. Diese zieht diese Woche in das Dachgeschoss des Franz-Xaver-Hauses, das kurz vor der Fertigstellung steht. Im St. Josefs-Haus muss durch die hohen Ausgaben nun ein größerer Teil vermietet werden. Nur so sei die Finanzierung des Bauprojekts überhaupt möglich, so Gutzschebauch. Fest steht bereits, dass in den unteren Teil des Gebäudes ein Wundenzentrum einziehen wird, in dem Menschen mit schwer heilenden und chronischen Wunden behandelt werden.

150-jährige Tradition an dem Standort

Das St. Josefs-Haus ist aber nicht die einzige Baumaßnahme rund um den dritten Bauabschnitt. Geplant ist auch, eine seit 20 Jahren ungenutzte Bauruine an der Zimmerstraße komplett zu sanieren. Derzeit werden die Ausschreibungen vorbereitet. Etwa 1,5 Millionen Euro Eigenmittel fließen in das Projekt. Dort werde ein Beratungszentrum entstehen. Das St. Josefs-Krankenhaus und der Caritasverband würden dort ihre Beratungsangebote bündeln. „Das Thema Beratung in sämtlichen Lebenslangen wird an einem Ort zentriert“, sagt Gutzschebauch. Aber auch in diesem Fall ist die Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde gefragt. Unter dem Gebäude würden historische Holzwasserleitungen entlanglaufen. Diese stammen laut Stengl vom ehemaligen Dampfmaschinenhaus vom Schloss Sanssouci und sind im 18. Jahrhundert entstanden. „Das ist ein technisches Denkmal“, sagt Gutzschebauch. Dadurch seien sie bei Baumaßnahmen in der Tiefe eingeschränkt.

Eine der letzten geplanten Maßnahmen ist der Abbau des provisorischen Container-Krankenhauses. Wenn die Bauarbeiten in den umliegenden Gebäuden abgeschlossen sind, könnten darin die entsprechenden Abteilungen untergebracht werden, so der Gesundheitsökonom. Die frei werdende Fläche wird für zusätzliche Parkplätze genutzt.

Letztendlich soll auf dem Gelände ein ganzer Gesundheitscampus entstehen, der sowohl aus modernen Gebäuden mit Glasfassaden als auch historischen Bauten besteht. „Wir haben eine 150-jährige Tradition an dem Standort, die wir nicht vergessen wollen“, sagt Krankenhaussprecher Stengl. Sie hätten eine Verantwortung das historische Antlitz zu wahren.

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Im St. Josefs Krankenhaus laufen noch bis zum 28. Mai Dreharbeiten für die Serie „Praxis mit Meerblick“. Um Innenaufnahmen in typischer Krankenhauskulisse zu drehen, seien in der ersten Etage des Westflügels, der derzeit nicht vom Krankenhaus genutzt wird, Patientenzimmer, Wartebereiche und Anmeldung eingerichtet worden, berichtete Benjamin Stengl, Pressesprecher des Krankenhauses. Bis zum Ende der Dreharbeiten seien auch die Parkplätze in der Allee nach Sanssouci Richtung Luisenplatz gesperrt. 

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