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Geburtstag in Potsdam: Heute gelobt, einst abgewählt

Potsdams Ex-Oberbürgermeister Horst Gramlich wird 80.

Potsdam - Als Horst Gramlich Oberbürgermeister von Potsdam war, da gab es selten Rekorde zu verkünden. Stattdessen machte die Stadt bei Umfragen meist eine schlechte Figur. Auf die wohl bekannteste wird immer noch gern Bezug genommen. 1996 war es, da ergab eine Befragung, dass die Potsdamer diejenigen in Ostdeutschland waren, die sich am schlechtesten fühlten – was dazu führte, dass der „Spiegel“ den bleibenden Satz schrieb: „Der Jammer-Ossi hat ein Zuhause: Potsdam.“

Diese Zeit ist lang vorbei, und auch Horst Gramlich, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, hat sich offenkundig mit Potsdam wieder versöhnt. Lange wollte er, der in Caputh lebt, keinen Schritt mehr in die Landeshauptstadt machen, so die Legende. Denn seine Amtszeit, begonnen 1990, endete jäh und unschön: Die Potsdamer wählten Gramlich 1998 in einem Bürgerentscheid mit großer Mehrheit ab – ein Novum deutschlandweit. Auch seine Partei, die SPD, ließ ihn fallen und forderte zu seiner Abwahl auf.

„Grundlegende Entscheidungen, die die Stadt bis heute prägen“

Vorangegangen war die Baufilz-Affäre um den damaligen SPD-Baubeigeordneten Detlef Kaminski. Sie brachte auch Gramlichs Stuhl ins Wanken. Die Oppositionsfraktionen CDU, Grüne, Bürgerbündnis und Die Andere warfen dem Rathaus-Chef vor, Kaminskis vermeintliche Bestechlichkeit gedeckt zu haben. Zudem kritisierten seine Gegner Gramlich wiederholt wegen angeblicher politische Instinktlosigkeiten und verfehlten Bauvorhaben wie dem umstrittenen Potsdam Center – den heutigen Bahnhofpassagen.

Heute indes stellt sich die Amtszeit Gramlichs in einem anderen Lichte dar. Er habe getan, was er konnte, meinen viele. Auch der heutige Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) betont, Gramlich habe „sich sehr um die Entwicklung der Stadt Potsdam verdient gemacht“. In die Amtszeit des ehemaligen Genossen, der nach seiner Abwahl aus der SPD ausgetreten war, seien viele „grundlegende Entscheidungen, die die Stadt bis heute prägen“ gefallen, sagt Jakobs. Dazu gehöre die Entscheidung zum Abriss des Theaterrohbaus am Alten Markt, die es möglich gemacht habe, die Potsdamer Mitte zu gestalten. „Auch von der Entscheidung für ein Kraftwerk mit Kraftwärmekopplung, die er gegen den Widerstand der Landesregierung durchgesetzt hat, profitiert Potsdam noch heute“, so Jakobs. Er werde Gramlich bei seiner Geburtstagsfeier in zwei Wochen persönlich gratulieren. 

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