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Da schaut Lukas Knechtel hin. Nämlich in die obere Region der Tabelle der Regionalliga, in die der 22-Jährige mit dem SV Babelsberg 03 vorstoßen möchte. Dafür müsste am heutigen Abend der Berliner AK besiegt werden.

© Jan Kuppert

SV Babelsberg 03: Handlungsreisender in der Offensive

Lukas Knechtel zog es im vergangenen Sommer vom VfB Lübeck zum SV Babelsberg 03. Es war nicht der einzige Positionswechsel, der den 22-Jährigen letztlich in der Stamm-Elf ankommen ließ. Mit dem SVB empfängt er nun den Berliner AK.

Im Norden rieb sich der eine oder andere Fußballkundige vor fast genau einem Jahr verwundert die Augen. Der Regionalligist VfB Lübeck ließ für einen seiner besten Spieler den Vertrag ohne Verlängerung auslaufen und Lukas Knechtel ziehen. In der Lübecker Fußball-Nachbarschaft wurde verständnislos der Kopf geschüttelt: „Lukas bringt charakterlich und sportlich alle Attribute mit und hat gehobenes Regionalliganiveau“, meinte etwa Oliver Zapel, Trainer des SV Eichede, der kurz danach in die Regionalliga aufstieg und den Außenverteidiger gern verpflichtet hätte. Doch Knechtel ging nicht zurück nach Eichede, zu einem seiner Jugendvereine, sondern völlig neue Wege: Erstmals weg aus seiner Heimatstadt Hamburg, raus aus dem Elternhaus – hin zum SV Babelsberg 03.

Ein gutes dreiviertel Jahr später fühlt sich der 22-Jährige angekommen – „in Potsdam, einer völlig anderen Stadt als Hamburg, mit einer ganz anderen Mentalität“, wie er sagt. Ruhiger und entspannter wirke es hier im Babelsberger Kiez als in der Hansestadt. Auch der Fußball in der Regionalliga Nordost sei anders als der in der Nordstaffel. „Nicht stärker oder schwächer“, sagt Knechtel diplomatisch. Aber durch die Traditionsduelle gegen Jena, Lok Leipzig, den BFC Dynamo oder die Berlin-Brandenburger-Derbys wie am heutigen Freitagabend gegen den Berliner AK (Beginn: 19 Uhr/Karl-Liebknecht-Stadion) sei die Nordoststaffel von viel mehr Stimmung und Atmosphäre geprägt.

Vom Abwehr- zum Angriffspieler umgeschult

Eine Zwischenstation gab es indes noch bis zu Knechtels Ankunft als Stammspieler des SVB, der er seit der Rückrunde ist. Bei seinen Einsätzen in der Hinrunde spielte er in der Viererkette, inzwischen hat ihn Nulldrei-Trainer Cem Efe zum Offensivakteur auf der linken Außenbahn umgeschult. Seinen stürmischen Drang nach vorn konnte Knechtel schon als Außenverteidiger nicht verbergen, er selbst sagt, dass er seine defensive Rolle schon immer offensiv interpretiert habe. Als Resultat der Umschulungsmaßnahme in der Winterpause kann der SVB-Anhang Knechtel nunmehr im Angriffsmodus sehen. „Ich komme immer besser mit der Position klar und fühle mich gut damit“, meint er selbst, gesteht aber: „Eine Umstellung war es schon.“ Während er als Abwehrspieler eher abwartend „die Situation lesen konnte“, ist er jetzt Handlungsreisender in der gegnerischen Hälfte: „Jetzt muss ich die Aktion bestimmen“, sagt Knechtel, was eine ganze andere konditionelle Qualität verlangt: „Man ist ständig im Spiel, hat wenig Pausen.“ Zumal Trainer Efe weiterhin auch Knechtels Defensivqualitäten und somit ein hohes Laufpensum verlangt. „Es ist ja nicht verkehrt, wenn vorn jemand weiß, wie zu verteidigen ist“, so der gebürtige Hamburger zu den Ansprüchen seines Trainers.

Für Knechtel war der Wechsel von der Alster an die Havel nur konsequent. Als in Lübeck zu Beginn der neuen Saison Neu-Trainer Rolf Martin Landerl gleichzeitig einen neuen linken Außenverteidiger aus Österreich mitbrachte, war Knechtel klar, dass er nur zweite Wahl sein würde. „Das wollte ich nicht sein“, betont er. Mit Almedin Civa, Babelsbergs sportlichem Leiter, war er schnell einig. Die Chemie stimmte. „Das war alles sehr ehrlich und familiär“, beschreibt der 22-Jährige die Verhandlungen, die letztlich in einen Zwei-Jahresvertrag mündeten.

Tabellenplatz drei als Saisonziel des SVB

„Alles, was mir in den Gesprächen vergangenen Sommer gesagt wurde, ist auch eingetreten“, meint Knechtel. Der SVB wurde ihm als traditionsreicher, ehrgeiziger Klub mit „beeindruckenden Fans“ vorgestellt, der sich nach seinem Drittliga-Abstieg und wirtschaftlichen Problemen in einem Entwicklungsprozess befindet. Knechtel passt da ins Profil junger, lernwilliger Spieler, mit denen der SVB attraktiven Fußball spielen will, der perspektivisch die Qualität für die dritte Liga hat. Dass es bei Nulldrei nicht viel Geld zu verdienen gibt, vielmehr der Verein – durchaus aussichtsreich – um seine Entschuldung kämpft, war und ist Knechtel bewusst. „Aber ich sehe schon das Potenzial, das in dem Verein steckt“, sagt er. Und er trage seinen sportlichen Teil dazu bei, dieses zu entwickeln.

Dass der SVB aktuell als Tabellensechster den Blick nach oben hat und im besten Fall die Saison hinter Jena und Cottbus als Dritter abschließen kann, ist für den BWL-Studenten keine große Mathematik. „Ja“, betont er, „wir können oben rankommen. Und da schauen wir auch hin.“ Er spreche für das gesamte Team, wenn er sagt: „Das ist auch das Ziel.“ Und es muss wohl jene Charakterstärke gemeint sein, die man im Norden zu schätzen wusste, wenn Knechtel auf der möglichen Zielgeraden zur SVB-Entschuldung sagt: „In seiner jetzigen Situation kann es dem Verein nur gut tun, wenn wir mit guten Ergebnissen auf ihn aufmerksam machen.“

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