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Fast ohne Kunden. Das Bornstedt-Carree in der Potsdamer Straße.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Händlersorgen in Bornstedt

Pläne für einen Rewe-Supermarkt und einen vergrößerten Aldi-Markt sorgen für Unmut kleiner Ladenbesitzer. Zukunft des Bornstedt-Carrees ungewiss

Bornstedt - Pläne mit weitreichenden Folgen: In Sachen Nahversorgung und Einzelhandel in Bornstedt soll kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. Laut Stadtverwaltung will ein Investor einen neuen Rewe-Supermarkt und einen neuen, vergrößerten Aldi-Markt an der Potsdamer Straße 176 errichten – dem südlichen Teil des Nahversorgungszentrums „Bornstedt-Carree und Umgebung“. Ferner ist ein Drogerie- und ein Textilmarkt vorgesehen. Bornstedts Einzelhändler laufen gegen diese Pläne Sturm: „Entweder Rewe macht die Umsätze oder wir“, erklärte der Inhaber des Getränkemarktes „Getränke City“, Uwe Weilbach, am Montag den PNN. Weilbach, der einen Mietvertrag bis 2019 hat, gibt sich kämpferisch: „Wir werden nicht weichen.“ Cerstin Hagen vom Lions-Club Potsdam-Sanssouci, deren Mann ein Optikergeschäft im Bornstedt-Carree führt, erklärte den PNN aufgebracht: „Der gesamte Einzelhandel in Bornstedt kann einpacken!“

Existenzielle Folgen für Gewerbetreibende wird die Schaffung der insgesamt etwa 4000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche südlich der Potsdamer Straße insbesondere auf deren Nordseite haben, dem Bornstedt-Carree. In einem Gutachten, das die Stadt Potsdam bei der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) beauftragte und das auf der Internet-Seite der Stadt Potsdam einsehbar ist, heißt es unmissverständlich: Das Bornstedt-Carree wird durch den neuen Rewe-Supermarkt auf der anderen Straßenseite mit Rewe-Nahkauf seinen einzigen Besuchermagneten verlieren. Im Gutachten heißt es: „Eine Revitalisierung des ,Bornstedt-Carree’ als Einzelhandelsimmobilie ist nach Auszug von Nahkauf auch aufgrund der Gebäudestruktur und -anordnung aus gutachterlicher Sicht nicht zu bewerkstelligen.“ Die GMA-Autoren schreiben, prinzipiell wäre eine Umwandlung „der entstehenden Leerstände“ in ein Alten- oder Pflegeheim mit Räumlichkeiten für medizinische Anwendungen oder betreutes Wohnen möglich. Die zurückversetzte und ruhige Lage der Immobilie spreche für eine solche Umnutzung. Dem Bornstedt-Carree stellen die Gutachter kein gutes Zeugnis aus: Schon heute sei aufgrund der ungeeigneten Gebäudestruktur nur eine geringe Kundenfrequenz zu verzeichnen: „Wohl infolge der geringen Kundenakzeptanz lässt die Pflege der Gebäude, der Mall und der Gebäude zu wünschen übrig“, so die GMA-Experten.

Vor diesem Hintergrund klingen die Klagen von Cerstin Hagen – „Es ist jetzt schon schwierig, da zu überleben“ – wie eine Bestätigung des Gutachtens. Das Optikergeschäft ihres Mannes benötige 30 Prozent Laufkundschaft, um Neukunden zu aquirieren. Ohne den Rewe-Nahkauf werde es diese Laufkundschaft im Bornstedt-Carree aber nicht geben. „Die Kunden gehen nicht über die Straße“, sagt Cerstin Hagen – der Schwerpunkt des Einzelhandelszentrums werde dann südlich der Potsdamer Straße sein und diese selbst als Kundenbarriere wirken. Bei einer Realisierung der Pläne sehen Cerstin Hagen und Uwe Weilbach zudem größte Probleme für den Verkehr auf der Potsdamer Straße auf Bornstedt zukommen. Schon jetzt sei die Straße überlastet.

Die Firma Rewe teilte am Montag mit, dass sie an dem Standort interessiert sei. Die Bemühungen stünden jedoch erst am Anfang, weitere Informationen könnten daher nicht gegeben werden.

Um die Pläne umsetzen zu können, muss laut Stadt eine zusätzliche Fläche südlich der Potsdamer Straße als Verkaufsfläche in das Potsdamer Einzelhandelskonzept aufgenommen werden. Dem müssen die Stadtverordneten zustimmen.

Am heutigen Dienstag will die Stadt Potsdam ab 18 Uhr in der Karl-Foerster-Grundschule an der Kirschallee öffentlich über die Pläne informieren.

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