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Fälle Elias und Mohamed: 5. Verhandlungstag in Potsdam: Gruselige Funde im Haus des Angeklagten

Im Verfahren gegen Silvio S. geht es am heutigen Dienstag um die Festnahme des mutmaßlichen Kindermörders. Zwei Polizisten sagen aus - und berichten über weitere Details der Ermittlungen.

Potsdam - Im Prozess um den Tod der kleinen Jungen Elias und Mohamed sollen an diesem Dienstag Polizisten aussagen. Die Beamten waren am Tag der Festnahme des mutmaßlichen Kindermörders Silvio S. als erste bei seiner Wohnung eingetroffen.

Zunächst ging es um die Trauerkarte, die Silvio S. an Elias' Mutter geschrieben haben soll. Dort die Karte kam dort allerdings nicht an.

Eine Chance, die von S. abgesendete Trauerkarte zu orten, hatte die Polizei nicht. Eine Ermittlerin sagte im Gericht aus, auf dem Brief habe sich eine abgestempelte Briefmarkte befunden. Im zuständigen Briefverteilerzentrum sei jedoch die Post aus ganz Südwest-Brandenburg geordnet worden, daher konnte nicht ausgemacht werden, wann und wo die Karte genau eingeworfen wurde, so die Post zur Ermittlerin.

Elias-Flyer bei Silvio S. gefunden

Der Angeklagte muss am Tag nach dem Tod von Elias aus Potsdam noch einmal im Wohngebiet am Schlaatz gewesen sein. Eine Polizistin schilderte, nach der Verhaftung von S. seien Handzettel zur Suche nach Elias gefunden worden - in einer Klarsichtfolie verpackt, offensichtlich von einem Mast abgerissen. Es war einer der ersten Flyer, die auf der Suche nach Elias im Wohngebiet hingen - und zwar nur einem Tag nach seinem Verschwinden, so die Ermittlerin. Elias war am 8. Juli 2015 von einem Spielplatz am Schlaatz entführt worden.

Verstörendes Detail: Laut einer Polizistin fanden sich in der Wohnung des Angeklagten unter Müllsäcken zwei kleine Notizzettel mit unklaren Gleichungen und mit rosa Farbe von einem Textmarker geschriebenen, teils unleserlichen Worten: Kind, wie "Mädchen", "Junge", "Fesseln", "Mund zukleben", "Wohnwagen" oder "Kind betrunken machen". "Die Worte scheinen die Interessen von Herrn S. wiederzugeben", so die Polizistin. Ebenso sei bekannt, dass er sich für Wohnwagen interessiert habe. "Es klingt, wie eine Fantasieanleitung", so die Polizistin auf Nachfrage des Richters - offensichtlich gehe es also um Wünsche von S., die in die Tat umgesetzt werden sollten. Die Schrift sei dem Angeklagten zuzuordnen - die Gleichungen allerdings eher nicht. Ein DNA-Abgleich sei nicht erfolgt.

Teddy mit versteckter Kamera bei Ebay gekauft

Über seinen E-Bay-Account kaufte Silvio S. vielerlei unter dem Namen "luna14913". Unter anderem dabei waren Autoersatzteile, ein Ford und ein Hundetransportanhänger - aber auch eine Bildkamera, eine in einem Teddy verborgene Kamera, ein Nachtsichtgerät, Säuglings- und Künstlerpuppen, Prinzessinnenkleider, ein Tigerkostüm für ein Kleinkind und Horror-Latexfaschingsmasken. Dazu kamen eine Bondage-Ledermaske, Knebel- und Fesselartikel wie Handschellen oder Riemen, ein Mundknebel, ein Handeisen inklusive Stahlkette oder eine Halskrause für Kinder. Diese Liste verlas Richter Theodor Horstkötter im Gerichtssaal.

Mit der Kamera seien Bilder produziert worden, die S. im Bett mit einer Puppe zeigen – oder ihn mit einer Latexmaske, so eine Ermittlerin. Man habe geprüft, ob diese Bilder auf einschlägigen Foren zum Verkauf angeboten worden seien, allerdings ergebnislos.

Keine Verbindung zur vermissten Inga aus Sachsen-Anhalt

Zu den Polizisten, die das Haus von Silvio S. in Kaltenborn untersuchten, gehörte Grit H. Unter anderem war ihre Aufgabe, mit Leichenspürhunden nach Kleidung der in Sachsen-Anhalt vermissten Inga zu suchen. Zu ihr sei aber keine Verbindung gefunden worden - obwohl in den Räumen von S. auch Mädchenkleidung gefunden wurde. Im Schlafzimmer seien Puppen, Kinderbekleidung, Perücken, Mundspreizer und Fesselwerkzeug entdeckt worden, in einem Wohnzimmerschrank unter anderem gefüllte und leere Kondome. In einer zwei mal drei Meter großen Kammer, in der auch der Leichnam von Mohamed zwischenzeitlich abgelegt war, habe sich ein "Riesenhaufen Müll" befunden - unter anderem mit Massen an ausgeschnittenen Baby- und Jungsköpfen oder ein Fotobuch mit Zeitungsausschnitten von Kindern.

In einer Kik-Tüte mit einer Rechnung aus 2012 fand sich etwa Mädchenkleidung, ein Kinderslip, Einmalhandschuhe und Paketband, anderswo etwa ein Baderock für Mädchen. In der Mitte des Raums stand demnach ein aufblasbarer schwarzer Fesselstuhl. "Für mich ist schon klar, dass sich der Angeklagte wohl ziemlich lange mit diesem Thema beschäftigt hat", so Polizistin H.

Der Eindruck sei gewesen, die Gegenstände in der Tüte hätten zur Vorbereitung einer Kinderentführung diesen können.

Silvio S. hört den Ausführungen, was alles in seiner Wohnung gefunden wurde, mit gesenktem Kopf und häufig geschlossen Augen zu - wie so oft in dem Verfahren. 

Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt. Das Urteil wird am 26. Juli erwartet.

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