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Richtfest mit Protest: Kritiker bestehen auf einer ockerfarbenen Fassade, die Volksbank will grau "mit gelben Eineinschlüssen".

© Andreas Klaer

Fassadenstreit Alte Post: Grau mit Gelbeinschlüssen

Grau oder ocker: Bei der Alten Post in der Potsdamer Innenstadt wurde Richtfest gefeiert. Und der Streit um die Fassadenfarbe geht weiter.

Potsdam – Der Architekt Henner Rolvien sprach am Mittwoch aus, was wohl viele dachten. Er hoffe, dass das Gebäude der Alten Post alle zufriedenstelle und „die ein oder andere leidvolle Diskussion verstummen lässt“, sagte er in einer kurzen Rede im Rohbau der neue Filiale der Berliner Volksbank an der Ecke Yorckstraße/Friedrich-Ebert-Straße. Gemeint war damit der Streit um die Farbe der Fassade der Alten Post, für die am Mittwoch das Richtfest gefeiert wurde.

Ein Ende der Diskussion um die Farbe ist aber vorerst nicht in Sicht. Zum Richtfest schickten weder die Stadt noch die stadteigene Bauholding Pro Potsdam Vertreter. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der noch bei der Grundsteinlegung im Sommer vergangenen Jahres eine Ansprache hielt, sei am Mittwoch nicht in Potsdam gewesen. „Eine Vertretung war aus terminlichen Gründen nicht möglich“, sagte Stadtsprecher Stefan Schulz. Dies habe aber nichts mit der Fassadenfarbe zu tun. Auch die drei Geschäftsführer der Pro Potsdam waren laut einer Sprecherin terminlich verhindert.

Initiative Mitteschön demonstrierte gegen die Fassade in Grau

Zudem zeigten zu Beginn des Richtfestes am Nachmittag Kritiker der geplanten Fassade in grau Präsenz. Mit Plakaten protestierten die Aktiven der Bürgerinitiative Mitteschön gegen die aus ihrer Sicht erfolgten Abweichungen von einem Stadtverordnetenbeschluss aus dem Jahr 2013, der den Wiederaufbau der Alten Post nach einem Entwurf des Architekten Bernd Redlich vorsieht – inklusive einer Sandsteinfassade in einem warmen, ockerfarbenen Ton. Die Volksbank will aber stattdessen grauen Sandstein verwenden.

Das passe doch gut in die direkte Umgebung des Standortes, sagte Volksbank-Chef Holger Hatje den PNN. Der Stein habe „zudem viele Gelbeinschlüsse und biete damit eine gute Kombination“. Dies sei auch so von der Denkmalschutzbehörde genehmigt worden. Er habe Verständnis für die Gegner der grauen Fassade, sagte Hatje. Allerdings sei die Volksbank hier der falsche Ansprechpartner, da sie die Fassade nehmen müsse, die von der Denkmalschutzbehörde vorgegeben werde. „Für uns ist damit kein Glaubensstreit verbunden.“

Entspricht die Fassade den Vorgaben oder nicht?

Zugleich zeigte sich Hatje irritiert über die Debatte. „Wenn ein anderer Stein vorgeschlagen worden wäre, hätten wir auch einen anderen genommen.“ Irgendwann müsse nun die Diskussion abgeschlossen sein, forderte er. Unklar ist damit allerdings immer noch, ob die Fassade mit gelben Farbtupfern dem Redlich-Entwurf entspricht – oder eben nicht.

Dies ließ auch die Stadt offen. Die Denkmalschutzbehörde habe der vorgesehenen Fassadenfarbe „aus Umgebungsschutzgründen“ zugestimmt, so Schulz. Das bedeute, dass geprüft worden sei, ob der Farbton zum benachbarten Gebäude-Ensemble passe. „Grau und gelb sind möglich.“ Entscheidend sei aber letztlich, was Käufer und Verkäufer – also die Pro Potsdam und die Berliner Volksbank – vertraglich geregelt hätten.

Kritiker verweisen auf Stadtverordnetenbeschluss

Kein Verständnis für die Position der Berliner Volksbank hat hingegen die Bürgerinitiative Mitteschön. Es gebe schließlich einen Beschluss der Stadtverordneten, nach dem sich der Bauherr richten müsse, sagte Sprecherin Barbara Kuster den PNN. Gegen diesen habe die Berliner Volksbank aber mehrfach verstoßen. Den warmen, gelben Ockerton der Fassade wolle man in jedem Fall durchsetzen. „Was ist denn ein solcher Beschluss noch wert, wenn es dann doch ganz anders wird?“, fragte sie. Ob ihr die gelben Einschließungen im grauen Sandstein genügen würden, ließ sie offen. „Das muss man sich erst mal anschauen“, sagte sie. Juristisch seien ihrer Initiative aber die Hände gebunden. Sie könne nicht klagen, da sie kein Vertragspartner sei.

Zuletzt hatte die Pro Potsdam beim Landgericht eine einstweilige Verfügung beantragt, um die graue Fassade zu verhindern. Allerdings lehnte das Gericht dies ab. Laut dem Pro-Potsdam-Justiziar Sven Klosa bedeutet die Entscheidung, dass nicht die Unterlassung von etwas gefordert werden kann, das noch gar nicht begonnen hat – in diesem Fall einer Fassade, die noch gar nicht da ist.

Um die neue Alte Post wird seit Jahren gestritten. Ein originalgetreuer Aufbau des Gebäudes scheiterte zunächst, weil kein Investor gefunden wurde. Schließlich einigte sich die Pro Potsdam mit der Stadtpolitik und der Stadtverwaltung auf den Redlich-Entwurf als Kompromiss. Die Pro Potsdam verkaufte das Grundstück, auf dem zuvor das Haus des Reisens gestanden hatte, 2013 im Auftrag der Stadt an die Volksbank. Die Auflage: Das Gebäude muss nach Vorgaben des Redlich-Entwurfs errichtet werden.

Stefan Engelbrecht

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