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Hans-Jürgen Weikert von der Firma DrillTec zeigt die Rohre, mit denen das Bohrloch ausgekleidet wird.

© Andreas Klaer

Geothermie in Potsdam: Optimismus am Bohrloch

Bei Potsdams erster Geothermiebohrung ist die EWP optimistisch. Die nächsten beiden Anlagen sollen im Süden entstehen.

Potsdams Wärmeversorgung könnte zu einem beträchtlichen Teil aus Geothermie gedeckt werden. „Wenn alles klappt wie erwartet, könnte die Wärmemenge für die Grundlast der ganzen Stadt ausreichen“, sagte der Geschäftsführer von Potsdams Energieversorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) Eckehard Veil den PNN. Das gelte unter der Bedingung, dass die geplanten acht Geothermieanlagen alle erfolgreich sind.

Von Frühjahr bis Herbst könnte die Wärmeversorgung damit größtenteils bestritten werden, so Veil. Anders sehe die Sache im Winter aus. Da sei der Verbrauch elf mal so hoch wie im Sommer. Außerdem schwankt der Wärmebedarf je nach Wetter und Uhrzeit stark. „Da brauchen wir eine andere Technologie als Ergänzung.“ Also eine Energiequelle, die sich flexibel hoch und runterfahren lässt. Die Geothermie hingegen habe den Vorteil, dass sie unabhängig von Wind und Sonnenschein konstant Wärme liefern kann.

Für die erste Anlage am alten Tramdepot an der Heinrich-Mann-Allee ist man bei der EWP optimistisch, wie am Freitag bei einem Rundgang über die Baustelle der Anlage deutlich wurde. Wie ergiebig die Nutzung der Erdwärme wirklich sei, lasse sich in rund drei Monaten abschätzen, so Veil. Derzeit liefen noch Tests von Gesteinsschichten in der Tiefe. „Aber es ist vielversprechend“, sagte Veil. Offenbar stimmt die Temperatur in der Tiefe. Unklar ist noch, ob auch genug Wasser durch das Gestein fließt.

Mitte Dezember hatte die Bohrung für Potsdams erste Tiefengeothermieanlage begonnen. Damit soll künftig das Neubaugebiet auf dem Areal des früheren Tramdepots und der früheren Tennisplätze hinter der Sporthalle an der Heinrich-Mann-Allee beheizt werden. 

Besucher schauen sich die Bohrkerne aus dem 2157 Meter tiefen Bohrloch an

© Andreas Klaer

Inzwischen ist der Bohrer auf einer Tiefe von 2157 Metern an seinem Ziel angekommen. Anfang März soll die zweite Bohrung für die Anlage beginnen. Gebohrt wird dabei nicht gerade nach unten, sodass die Enden der beiden Bohrlöcher später mehr als 500 Meter auseinander liegen werden.

Nächste Bohrungen im Süden

Insgesamt gibt es Pläne für weitere sieben Bohrungen an anderen Stellen in der Stadt. „Die Planungen liegen in der Schublade.“ Das Potsdamer Energieunternehmen hatte das erste Pilotvorhaben bereits vor der Energiekrise geplant. Angesichts der stark gestiegenen Kosten für Erdgas bekommen die Vorhaben Nachdruck. Erfolg am alten Tramdepot vorausgesetzt, sollen die nächsten beiden Geothermieanlagen im Potsdamer Süden in der Nähe des Kraftwerksgeländes entstehen. Maximal zwei Bohrplätze im Jahr seien technisch umsetzbar.

Endlos ist das Potenzial der Erdwärme allerdings nicht. In Potsdam komme eine Reihe von Flächen nicht infrage, weil sie Seen oder Wasserschutzgebiete sind. Und ein Schnäppchen ist die Bohrung auch nicht: 20 Millionen Euro setzt die EWP ein. Auch wenn die Anfangsinvestitionen hoch seien, erwartet man, dass sich die Kosten über die Laufzeit relativieren. Im Unterschied zu Solarthermie-Anlagen, die ebenfalls für die Wärmeversorgung genutzt werden, benötige die tiefe Geothermie viel weniger Fläche. „Diese Technologie kann ohne Einschränkungen für die Bewohner in ein Stadtquartier integriert werden.“

Angst vor Erdbeben muss man wegen den Bohrungen nicht haben. „Mikro-Beben können durch die bei unserem Projekt vorgesehenen Aufschlüsse des Untergrundes nicht ausgelöst werden“, teilt die EWP mit. Anders als beim Fracking gebe es keine Druckveränderungen und es werden auch keine Chemikalien eingebracht.

Das Erdwärme-Projekt in Potsdam ist nach Ansicht von Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) ein Antrieb für weitere Planungen im Land. Für die Energiewende müsse man auf Geothermie setzen, sagte der SPD-Politiker am Freitag bei einem Rundgang auf der Baustelle in der Landeshauptstadt. Das Vorhaben der Stadtwerke bezeichnete Steinbach als Vorzeigeprojekt. „Insofern versuchen natürlich andere Stadtwerke, jetzt auch nachzuziehen.“ 

Für den Rundgang konnten sich Interessierte anmelden. Die Plätze waren nach EWP-Angaben innerhalb weniger Stunden ausgebucht. „Aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen auf der Baustelle und die dadurch begrenzten Kapazitäten konnten leider nicht alle Anfragen berücksichtigt werden.“ Bei der EWP laufen bereits Überlegungen, wie ein solches Angebot noch einmal wiederholt werden könnte.

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