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Zu Beginn gleich die Hauptstrecke. Torben Schmidtkes erster Start in Glasgow sind die 100 Meter Brust, auf denen er schon Silber bei den Paralympics gewann.

©  Tobias Gutsche

Sport: Geil auf Gold

Bei drei großen internationalen Meisterschaften in Folge wurde der paralympische Schwimmer Torben Schmidtke Zweiter über 100 Meter Brust – bei der Weltmeisterschaft in Glasgow lechzt der Potsdamer nach mehr

Paralympics-Silber 2012 in London, WM-Silber 2013 in Montreal, EM-Silber 2014 in Eindhoven. Torben Schmidtke ist internationaler Medaillensammler, aber kein Titelträger. Immer vorne dabei, allerdings nie ganz vorn. „Es wäre geil, auch mal Gold zu gewinnen“, meint der erfolgreichste paralympische Schwimmer des SC Potsdam. Während er in den vergangenen Jahren das Dauerabo auf Platz zwei über 100 Meter Brust bezog, war der internationale Thron stets für seinen ukrainischen Rivalen Yevheniy Bohodayko reserviert. „Bei allen drei Großereignissen war er vor mir“, erzählt Torben Schmidtke, der bei der am kommenden Montag in Glasgow beginnenden Weltmeisterschaft nun erneut als Herausforderer des Champions ins Wasser gehen wird.

Nach den bisherigen Saisonleistungen sind die Rollen zwischen diesen beiden allerdings vertauscht. „Zum ersten Mal bin ich in der Weltrangliste besser platziert als er“, berichtet der Potsdamer von einer durchaus ungewohnten Situation. Doch es gibt ein dickes Aber. Schmidtke steht nämlich nicht an der Spitze des Rankings, sondern ein 17-Jähriger namens Carlos Serrano Zarate. Der Kolumbianer schwamm in diesem Jahr schlappe viereinhalb Sekunden schneller als der deutsche Vorzeigeathlet und liegt mit seiner Zeit sogar mehr als eine Sekunde unter dem Weltrekord von Bohodayko.

Diese Bestmarke hat jedoch weiterhin Bestand, denn auch bezüglich der Leistung des Youngsters drängt sich ein Aber auf. „Er wird erst vor der WM in Glasgow noch mal eingehend untersucht und verbindlich klassifiziert. Es ist gut möglich, dass er noch in eine andere Startklasse eingeordnet wird“, sagt Schmidtke. Eine Versetzung des aufstrebenden Südamerikaners könne er sich gut vorstellen. „Bislang wird er von seinem Behinderungsgrad her als Kleinwuchs gewertet. Auf Bildern sieht er dafür aber recht groß aus.“ Zudem passe seine in diesem Jahr erbrachte Zeit verhältnismäßig nicht in Schmidtkes Startklasse, sondern sei eher für die eine Stufe höher teilnehmenden Aktiven angemessen.

Von den Klassifizierungen lebt der paralympische Sport, sie sollen Chancengleichheit und Vergleichbarkeit generieren. „Bei den vielen verschiedenen Behinderungen gestaltet sich dies aber immer sehr problematisch“, erklärt Dörte Paschke, SCP-Cheftrainerin. Einer Jury im Training und Wettkampf vorschwimmen gehört ebenso zum Klassifizierungsprozedere wie Vermessungen des Körpers, Kraft-, Koordinations-, Beweglichkeits- und Funktionstests.

„Die Sportler müssen da viel über sich ergehen lassen“, sagt Paschke zu den Untersuchungen, auf deren Grundlage Punkte vergeben werden, die in der Summe einer konkreten Startklasse entsprechen. „Völlig gerecht wird das Ganze nie sein. Das muss man akzeptieren.“

Ebenso wie die Tatsache, wenn ein Kontrahent schneller ist als man selbst. Sportlich fair spricht beispielsweise Torben Schmidtke über Yevheniy Bohodayko, seinen langjährigen Widersacher im Becken, und bezieht zugleich Motivation aus seiner eigenen Rolle als Nummer zwei. Den Ukrainer zu schlagen, sei ein Ansporn, erklärt Schmidtke, der dieses Ziel vergangenes Jahr bereits fast erreicht hatte. Bei der EM brachte der 26-Jährige den fünf Jahre jüngeren Bohodayko an den Rand einer Niederlage. „15 Meter vor dem Anschlag lag ich noch in Führung, doch dann ist er vorbeigezogen. Er weiß jetzt jedoch genau, dass ich an ihm dran bin.“

Ein Jahr vor den nächsten Sommerspielen ist der Weltrekordhalter auf den 50 und 200 Metern Brust, die bei internationalen Meisterschaften nicht geschwommen werden, schon in Angriffsstimmung. Auf dem Weg nach Rio, sagt Schmidtke, seien die Welt-Titelkämpfe in Schottland nun die Generalprobe. Und ein gute Gelegenheit, um mit einer Goldpremiere das Platz-zwei-Dauerabo zu kündigen. tog

Torben Schmidtkes Starts bei der WM in Glasgow: 100 Meter Brust, 50, 100, 400 Meter Freistil, 100 Meter Schmetterling, 200 Meter Lagen

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