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Gemeinsam feiern in der Heinrich-Heine-Klinik in Potsdam: Gegen die Einsamkeit

Die Heinrich-Heine-Klinik in Neu Fahrland lädt zum gemeinsamen Feiern ein. Niemand sollte zum Weihnachtsfest so allein sein wie der Mann im Werbespot.

Potsdam - Als die Mitarbeiter der Heinrich-Heine-Klinik in Fahrland den Werbespot der Supermarktkette Edeka sahen, waren sie sehr berührt. Das ist genau unser Thema, sagten sie sich. In dem kurzen Film geht es um einen alten Mann, der seit Jahren das Weihnachtsfest allein verbringt, weil seine erwachsenen Kinder es nicht schaffen, ihn zu besuchen. Stattdessen schicken sie ihm Videobotschaften. Und so täuscht er seinen Tod vor, lädt alle zur Beerdigung ein – um sie alle endlich einmal an einen Tisch zu bekommen. Nicht alle Mitarbeiter fanden den Spot angemessen, manche sogar ein bisschen pietätlos. „Er ist ein bisschen makaber – aber er beinhaltet eine klare Botschaft“, sagt Chefarzt Martin Lotze.

Wenn sich ein Krankenhaus in ein Hotel verwandelt

In der Klinik für psychosomatische Erkrankungen wie Burnout oder Depression kann man die Geschichte gut nachvollziehen. Jedes Jahr verwandelt sich deshalb die Klinik über die Weihnachtstage von einem Krankenhaus in ein Hotel. Jeder, der einsam oder allein ist und nicht weiß, wie er die Feiertage verbringen oder besser: rumbringen soll, ist dann dorthin eingeladen. An Heiligabend gibt es ein festliches Menu, mit 15 Euro ist man dabei. Danach wird gemeinsam gesungen, vielleicht sogar getanzt. Es soll ein fröhlicher Abend werden, sagt die Krankenhausleitung. In diesem Jahr hat sich der langjährige Oberarzt Johannes Kreissel als Gast angemeldet und wird die Sänger am Klavier begleiten. Ein großer geschmückter Christbaum steht schon lange im Klinikfoyer, kurz vor Heiligabend soll er durch einen frischen ersetzt werden.

Die Klinik bietet über die Feiertage auch eine günstige Übernachtungsmöglichkeit an, inklusive Nutzung des hauseigenen Schwimmbads. Die Zimmer, die weniger nach Krankenhaus, sondern eher nach Kurhaus aussehen, stehen über die Feiertage ohnehin zumeist leer. Und auch Silvester ist geöffnet, dann wird zur Party mit Buffet, Musik und Feuerwerk eingeladen. Bis zum 18. Dezember läuft die Anmeldefrist für den Heiligabend, bis zum 23. die für Silvester.

Weihnachten: Ältere Menschen sind immer häufiger allein 

Wer sich jedoch nicht entschließen kann, sich rechtzeitig anzumelden, darf auch spontan am Heiligen Abend dazu kommen, heißt es von der Klinikleitung. „Wir sind ja irgendwie doch ein Krankenhaus – wir lassen selbstverständlich niemanden vor der Tür stehen.“

Dass Menschen über die Feiertage allein sind, ist kein neues Phänomen – aber es trete immer gehäufter auf, sagt Lotze. Es sind überwiegend ältere Menschen, die vielleicht einen Partner verloren haben, keine Kinder oder andere Angehörige haben oder deren Angehörige weit weg wohnen. „Im Rest des Jahres fällt das nicht so sehr ins Gewicht. Aber zu den Feiertagen spürt man die Einsamkeit um so mehr“, sagt Lotze.

Depressionen möglich

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Während jüngere Menschen, die allein sind, sich in so einem Fall mit anderen zusammentun oder von befreundeten Familien eingeladen werden, scheuen sich ältere davor. „Weihnachten, das ist ein Familienfest, da geht man nicht aus“, sagt Lotze. Wenn dann noch Erinnerungen an frühere Feste dazukommen, kann sich daraus auch eine Depression entwickeln.

Etwa ein Dutzend Gäste nahmen im vergangenen Jahr das Angebot der Klinik an, darunter waren auch viele Nachbarn aus Fahrland. In diesem Jahr rechnet die Klinik mit mehr Besuchern.

Anmeldung und Kontakt: Heinrich-Heine-Klinik, Am Stinthorn 42, Tel. (033208) 560.

Lesen Sie weiter: Chefarzt Martin Lotze gibt Tipps gegen Feiertagsstress >>

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