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Anwohner schlagen Alarm: Gefährlicher Asbest-Abriss gestoppt

Das Landesgesundheitsamt greift auf einem städtischen Grundstück in Golm durch: Eine Baufirma soll ein Gebäude mit giftigen Materialien ohne Schutzmaßnahmen abgerissen haben. Die Anwohner sind empört.

Potsdam/Golm - Besorgte Anwohner haben mit Hinweisen einen Asbest-Abriss auf einem städtischen Grundstück am Kuhforter Damm gestoppt. Das bestätigten die Stadtverwaltung und das Gesundheitsministerium des Landes auf PNN-Anfrage. „Es wurden mehrere Rechtsverstöße begangen“, sagte Ministeriumssprecherin Marina Ringel. Das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) gehe derzeit von Fahrlässigkeit aus.

Anwohner hatten sich nach einem den PNN vorliegendem Schreiben bereits vor einer Woche an mehrere Behörden gewandt, wonach einige polnische Arbeiter auf dem Gelände ohne Sicherheitskleidung und auf „primitive Weise“ alte Asbest-Baracken abreißen würden. Das Asbest liege in offenen ungeschützten Containern zum Abtransport bereit, es bestehe eine Gesundheitsgefährdung, so die Sorge der Anwohner. Die Arbeiten sind inzwischen gestoppt, die Aufklärung läuft.

Im Gebäude sollen krebserregendes Asbestzement, Teerpappen oder alte künstliche Mineralfaserstoffe stecken

Laut LAVG ist folgendes passiert: Ein privater Investor habe im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages mit der Stadt Potsdam – als Ausgleichsmaßnahme für ein bereits realisiertes Bauvorhaben in der Berliner Vorstadt – den Abriss der Gebäude aufgetragen bekommen. Nach der Beschwerde seien LAVG und die Abfallbehörde der Stadt vor Ort erschienen – und trafen zwei Polen, die für eine Firma aus ihrer Heimat die Baracken und Scheunen abreißen sollten – im Auftrag des Investors. In den Gebäuden befänden sich gefährliche Abfälle und Gefahrstoffe wie krebserregendes Asbestzement, Teerpappen oder alte künstliche Mineralfaserstoffe.

Doch solche Arbeiten dürften nur von Fachfirmen ausgeführt werden, sagte Ministeriumssprecherin Ringel. Firmen aus anderen Ländern dürfen derartige Arbeiten in Deutschland nur dann ausführen, wenn die zuständige Behörde dies anerkannt habe – die polnische Firma habe so eine Anerkennung bisher nicht vorweisen können und die Arbeiten auch nicht schriftlich angezeigt. Auch der Investor habe laut Ringel bei der Planung und Beauftragung der Arbeiten nicht die geltenden gesetzlichen Regelungen eingehalten, weil er eben keine Fachfirma beauftragte.

Pfusch beim Abriss: Verstöße werden immer wieder festgestellt

Ebenso beanstandete das LAVG, dass die gefährlichen Abfälle nicht wie vorgeschrieben auf der Baustelle verpackt wurden. Allerdings seien zumindest Einweganzüge und Staubmasken vorhanden gewesen. Ob diese getragen wurde, sei aber unklar. Die Weiterführung der Arbeiten sei untersagt worden, bis der private Bauherr bestimmte Auflagen einhalte. Ob Bußgelder erhoben werden und in welcher Höhe, werde noch geprüft, hieß es weiter.

Stadtsprecherin Friederike Herold teilte wiederum mit, eine Gefährdung der Anwohner durch die Baumaßnahmen im Auftrag des Investors sei „unwahrscheinlich“. Man sei eigentlich davon ausgegangen, dass die Arbeiten auf dem kommunalen Grundstück ordnungsgemäß ausgeführt wurden – bis zu den Strafanzeigen der Anwohner, wie sie es nannte.

Ministeriumssprecherin Ringel sagte, leider würden solche Vorgänge immer wieder festgestellt: „Teils aus Unkenntnis, teils auch mit der Absicht, Geld für Fachfirmen und die Entsorgung zu sparen, versuchen private Bauherren und Hauseigentümer ihre alten gefahrstoffbelasteten Nebengebäude und Bauteile loszuwerden und verstoßen dabei fahrlässig oder vorsätzlich gegen Rechtsvorschriften.“ Jedoch sei die Sensibilität der Nachbarschaft, insbesondere beim Umgang mit Asbest, recht hoch. Beim LAVG und bei den Ordnungsbehörden würden immer wieder derartige Anzeigen eingehen.

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