Landeshauptstadt: Ganz viele Luftherzen

Am Wind liegt es nicht, dass der Herbst sich als Hochzeit des Drachensteigens etabliert hat. Der bläst nämlich im Frühling viel mehr, am stärksten im März. Warum der Drachen sich trotzdem zu einem Symbolbild für den Herbst entwickelt hat, kann sich Michael Steltzer auch nicht so richtig erklären. Der 69-jährige Berliner ist der künstlerische Leiter des Internationalen Drachenfestes, das an diesem Wochenende im Volkspark Potsdam stattfindet. Dabei präsentieren 70 Vertreter aus neun verschiedenen Ländern – Indonesien, Chile, Frankreich, Niederlande, Polen, Russland, Österreich, Schweiz und Deutschland – Drachen aus ihrer jeweiligen Kultur.

Die zeichne sich nicht nur durch die unterschiedlichen Drachen aus, sondern auch durch die jeweiligen Traditionen, wie Steltze sagt. In Deutschland hänge das herbstliche Drachenfieber wahrscheinlich mit dem Rhythmus der Landwirtschaft zusammen: „Die Ernte ist eingeholt, es ist mehr Zeit für die Familie“, so Steltze. „In China und Amerika lässt man Drachen hingegen im Frühling steigen“, erzählt er. „Der Winter ist dann vorbei, es geht raus in die Natur, in der alles erwacht.“ Für einen guten Drachenflieger spiele der Wind sowieso nur eine Nebenrolle, fügt der Drachenexperte hinzu, der in Berlin den Drachenladen „Flying Colors“ betreibt. Schließlich gebe es auch leichte Modelle, die sogar ohne Wind in die Luft gingen. „Flachdrachen, also Drachen mit nur einer Ebene, eignen sich dabei gut“, so Steltze. „Und durch eigene Bewegung erzeugt man künstlichen Wind.“ Wie ein solcher Drache gebaut wird und was nötig ist, damit er auch in der Luft bleibt, können Besucher am Wochenende erfahren. Es besteht die Gelegenheit, allen Drachenteams über die Schulter zu schauen und sich besondere Kniffe erklären zu lassen. Die Teams haben alles im Gepäck: Riesige Großdrachen, Drachenketten, Lenk- und Kampfdrachen. Es gibt auch einen extra Drachenbauworkshop, wie Steltze sagt. Für einen Beitrag von fünf Euro können Interessierte mit Profis einen 1,50 Meter großen Flugdrachen bauen. „Ich bin jetzt gerade im Großhandel und kaufe Materialien: Farbe, Kleber und so“, sagt Steltze während des Telefonats mit den PNN am Donnerstag. „Das wird schön.“

Wer allerdings beim Eintritt etwas sparen möchte, sollte gleich mit einem eigenen Drachen zum Fest kommen. Das Thema dafür ist vorgegeben: „Love is in the air“ lautet das diesjährige Motto der Veranstaltung. „Der Titel passt so schön zu uns, da unsere Leidenschaft, die Drachen, ja auch in der Luft sind“, so Steltze. Wer einen herzförmigen Drachen mitbringt, zahlt nur 2,50 Euro statt fünf Euro Eintritt. Auf der Webseite des Potsdamer Volksparkes gibt es passende Bauanleitungen. Auch die internationalen Teilnehmer haben sich Gedanken rund um die Liebe gemacht und entsprechende Modelle umgesetzt. „Ein Freund von mir aus Berlin hat etwa einen großen Fernsehturm mit einem Herzen darauf gestaltet, auf dem ’Berlin, ick liebe dir’ steht“, erzählt Steltze. Eine Drachenbauerin aus Frankreich, die auch Puzzle herstellt, hat hingegen „Das Puzzle der Liebe“ gebaut: Ein schwarzer Drache mit einem gelben Herz aus mehreren Teilen. „Was das bedeuten mag, kann jeder selbst interpretieren“, so Steltze.

Neben all den verschiedenen Drachen, wird es am Wochenende auch ein Familienprogramm geben. Unter anderem mit dem Musikatelier Smørrebrød, dem Musiktheater Pampelmuse, Clown Jopi, dem Figurentheater Marie Bretschneider und dem Mad Man Zirkus. Darüber hinaus gibt es Mitmachaktionen, wie Bungee-Trampolinspringen, Bastel- und Seifenblasen-Stationen, Bogenschießen für jedermann, Riesenrutschen, Bonbonfähren und Hüpfburgen. Musik und Essen sind auch an das Festmotto angepasst: unter anderem gibt es herzförmige Waffeln, wie Steltze sagt. „Wenn alles gut geht, liegt dann also wirklich Liebe in der Luft, vorausgesetzt das Wetter spielt mit.“

Internationales Drachenfest, Samstag 13 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro, für Kinder 2,50 Euro. Infos unter www.volkspark-potsdam.de