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Die neue Fakultät für „Digital Engineering“ entsteht zusammen mit dem Hasso-Plattner-Institut. Sie gilt als bundesweit einmaliges Projekt.

© Nestor Bachmann/dpa; Absolventen des HPI

Pläne der Universität Potsdam für 2017: Ganz hoch hinaus

Die Universität Potsdam hat für 2017 große Pläne: Bewerbung zur Exzellenzstrategie, eine neue Fakultät, ein interreligiöses Forum und dann steht noch die Präsidentenwahl an.

Potsdam - Für das neue Jahr hat sich die Universität Potsdam viel vorgenommen. Brandenburgs größte Hochschule mit über 20 000 Studierenden und mehr als 4000 haupt- und nebenberuflichen Mitarbeitern will sich 2017 an der Exzellenzstrategie des Bundes, der Förderinitiative Innovative Hochschule und der Personaloffensive für den wissenschaftlichen Nachwuchs beteiligen. Damit aber noch nicht genug: Als eine der ersten systemakkreditierten Hochschulen will sie das Verfahren der Re-Akkreditierung durchlaufen und erneut den Stand ihrer Internationalisierung begutachten lassen. Im April steht dann die Eröffnung der gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut auf den Weg gebrachten „Digital Engineering Fakultät“ an, der nunmehr sechsten Fakultät der Universität.

Exzellenzstrategie 

Zentraler Baustein der Bewerbung zur Exzellenzstrategie soll ein Clusterantrag an der Schnittstelle von Geo- und Biowissenschaften sein. Das Vorhaben trägt den Titel „EarthE“, es geht um die Verbindungen von geologischen, biologischen und klimatischen Prozessen im Erdsystem. Eine gute Grundlage zur Exzellenz-Bewerbung hat die Potsdamer Uni bereits im Vorjahr geschaffen. Unter anderem konnten vier neue DFG-Graduiertenkollegs, eine DFG-Forschergruppe, der Max-Planck-Forschungspreis sowie ein ERC-Consolidator-Grant eingeworben werden. „Vier neue DFG-Graduiertenkollegs – das dürfte bundesweit Spitze sein“, sagte Uni-Präsident Oliver Günther zum diesjährigen Neujahrsempfang (PNN berichteten). „All das sollte uns auch bei unseren Bewerbungen in und um die Exzellenzstrategie helfen.“ Flankiert wird die Exzellenz-Bewerbung von einem Antrag in der Förderlinie Innovative Hochschule. „Hier steht unser vielversprechender Standort Golm im Fokus“, so Günther. Hinzu kommt ein Antrag auf mehrere Tenure-Track-Juniorprofessuren – befristete Stellen mit Option zur Übernahme – in dem vom Bundesforschungsministerium koordinierten „Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“.

Präsidentenwahl

2017 wird an der Universität aber auch aus anderen Gründen ein außergewöhnliches Jahr. Denn zum 1. Januar 2018 wird das Präsidentenamt der Hochschule turnusgemäß neu besetzt. Die Stelle ist bereits ausgeschrieben, eine Findungskommission des Landeshochschulrates wird dem Senat der Hochschule im Laufe des Jahres einen oder mehrere Kandidaten vorschlagen, aus denen das Gremium den Nachfolger des Präsidenten wählt. Der seit 2012 amtierende Präsident Oliver Günther hat den PNN gegenüber bestätigt, sich erneut um das Amt bewerben zu wollen. „Ich bin gerne bereit, die erfolgreiche Arbeit als Präsident der Universität Potsdam gemeinsam mit den amtierenden Präsidiumsmitgliedern fortzuführen“, sagte der Wirtschaftsinformatiker.

Digitale Fakultät

Als einen Durchbruch bei der Verbindung der Universität mit dem Hasso-Plattner- Institut (HPI) bezeichnete Uni-Präsident Günther die neue eigenständige Fakultät „Digital Engineering“, die im April eröffnet werden soll. Die Fakultät ist als eine gemeinsame Einrichtung, getragen von Universität und HPI GmbH, angelegt. Sie wird komplett über die hinter dem HPI stehende Hasso-Plattner-Stiftung finanziert. „Ein bundesweit einmaliges Projekt“, erklärte der Uni-Chef. Nicht nur für die Potsdamer Universität, sondern für den IT-Standort Deutschland und Europa sei das Vorhaben ein guter und wichtiger Schritt. Damit werde Potsdam in der Informatik bundesweit und auch international ganz nach vorne rücken, erklärt Günther, der selbst Wirtschaftsinformatiker ist. Er dankte in seiner Neujahrsrede nicht nur dem Stifter Hasso Plattner und HPI-Direktor Christoph Meinel ausdrücklich für ihr Engagement, sondern explizit auch Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Denn er sei es letztlich gewesen, der die „wirklich entscheidende Sitzung“ mit Hasso Plattner und Christoph Meinel auf den Weg gebracht habe.

Neben der neuen Fakultät wird exzellente Informatik an Potsdams Uni auch in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät mit dem Uni-Institut für Informatik und Computational Science, in der Humanwissenschaftlichen Fakultät mit der Computerlinguistik und in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät mit einer starken Wirtschaftsinformatik betrieben. Insgesamt zählt die Alma Mater mit der neuen Fakultät dann fast 40 informatiknahe Professuren. „Das ist auch im bundesweiten Vergleich bemerkenswert“, sagte der Uni-Präsident.

Interreligiöses Forum

Im neuen Jahr wird auch die Jüdische Theologie, die 2013 eingerichtet worden war, komplettiert. Die Universität etabliert das „Forum Religionen im Kontext“ als zentrale wissenschaftliche Einrichtung. Sie soll den Dialog zwischen den Religionen sowie den Austausch von Religion und säkularen Wissenschaften stärken – die Religionswissenschaften haben in Potsdam eine interreligiöse Ausrichtung. „Durch diese Einrichtung finden neben dem jüdischen Glauben auch die christlichen Religionen und der Islam einen festen Platz in unserem akademischen Curriculum und unserer universitären Struktur“, so Günther. Bereits existierende konfessionsbezogene Einrichtungen wie das Kanonistische Institut, das Evangelische Institut für Kirchenrecht und die School of Jewish Theology sollen intensiv mit dem Forum kooperieren. Die Eröffnung ist für den Sommer vorgesehen.

Roadmap Golm

Die Transferaktivitäten der Universität haben sich in den vergangenen Jahren offenbar sehr positiv entwickelt. Mittlerweile liege man mit 30 bis 50 Start-up-Ausgründungen pro Jahr bundesweit regelmäßig ganz vorne. „Wir sehen insbesondere in Golm noch viel Potenzial, weshalb wir uns in engem Schulterschluss mit Stadt und Land in die Roadmap Golm eingebracht haben und für Golm eine Förderung im Rahmen des BMBF-Programms ,Innovative Hochschule’ beantragen werden“, erklärte Günther. Aber auch in weniger technikaffinen Studienrichtungen reüssiert die Potsdamer Universität. So soll 2017 der jüngst gegründete Gesundheitscampus zusammen mit der BTU Cottbus-Senftenberg und der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane mit Leben erfüllt werden. Auch das 2015 neu aufgestellte Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung macht mit neuen – empirisch fundierten – Wegen der Lehrerausbildung von sich reden. „Eine Tradition an unserem Standort am Neuen Palais, der wir uns verpflichtet fühlen“, so Günther.

Debatte zur Uni-Gründung

Bei so viel Ausblick gab es zum Neujahrsempfang noch einmal einen etwas versöhnlichen Rückblick auf die erhitzt geführte Debatte um die Gründungsgeschichte der Hochschule vom 25. Jubiläumsjahr 2016. Die Debatte sei nicht immer einfach gewesen, da die Erinnerungen ebenso divergieren wie die Sichtweisen auf dieselben, sagte Günther. „Aber sie war notwendig.“ Neben aller Kontroverse müssten allerdings auch die „völlig unbestrittenen außerordentlichen Verdienste der Gründergeneration“ gewürdigt werden: Wissenschaftliche Mitarbeiter, Mitarbeiter in Technik und Verwaltung, Professoren und Studierende der ersten Stunde 1991 hätten Außerordentliches geleistet, „um unter Nutzung vorhandener Ressourcen das neue Gebilde Universität Potsdam umgehend operativ und produktiv werden zu lassen“. Und das nicht nur in der Lehre, wie Günther betonte, sondern auch in der Forschung. Gerade an der Frage der Forschungsleistung von wissenschaftlichen Mitarbeitern, die von der Pädagogischen Hochschule an die Uni übernommen worden waren, hatte sich der Streit vor allem entzündet. Nun zollte Günther allen Beteiligten ausdrücklich Dank und Respekt. Was mit tosendem Zwischenapplaus quittiert wurde.

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