zum Hauptinhalt
2014 wurde die Wissenschaftsetage über der Stadt- und Landesbibliothek in Potsdam eröffnet.

© A. Klaer (Archiv)

Kafka, Koran und Klimawandel: Fünf Jahre Wissenschaftsetage in Potsdam

Seit fünf Jahren präsentieren sich Potsdams Forschungseinrichtungen in der Wissenschaftsetage im Bildungsforum. Die Besucherzahl wächst. Ganz zufrieden ist man aber nicht.

Innenstadt - Wie groß ist das Universum? Wie viel Müll treibt im Meer? Wie wird aus Pflanzenabfall Arznei? Solchen Fragen und ihrer Beantwortung widmet sich seit fünf Jahren die Wissenschaftsetage im Bildungsforum in der Straße Am Kanal. 2014 wurde sie eröffnet. 

Am heutigen Dienstagabend wird deshalb gefeiert. Auch Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hat sich angekündigt, sein Vorgänger Jann Jakobs (SPD) soll ebenso kommen wie Vorstands- und Kuratoriumsmitglieder und viele Gäste aus der Wissenschaft. Auch der Träger, der Potsdamer Verein Pro Wissen, hat Grund zum Feiern: Ihn gibt es seit 15 Jahren. Los geht es um 18 Uhr.

Neue Ausstellung in der Wissenschaftsetage: Ein Blick zurück

Am Montag liefen noch die letzten Vorbereitungen. Schautafeln und Bilder wurden aufgehangen. Denn die Gäste können auch gleich einen Blick in die neue Ausstellung werfen, die bis zum 10. Mai im Flur der Wissenschaftsetage zu sehen sein soll. Darin wird ein Blick zurück geworfen auf die Entwicklung, die letztlich die Wissenschaftsetage hervorgebracht hat. Los ging es 2003, als die Stadt Potsdam der Wissenschaft ein ganzes Themenjahr widmete. Aus der Zusammenarbeit der Potsdamer Wissenschaftseinrichtungen ging der Verein Pro Wissen hervor. Er organisierte über viele Jahre Projekte und Veranstaltungen. Doch lange mangelte es an einem festen Ort – bis vor fünf Jahren.

Simone Leinkauf leitet die Wissenschaftsetage im Bildungsforum.
Simone Leinkauf leitet die Wissenschaftsetage im Bildungsforum.

© Andreas Klaer

„Potsdam hat die höchste Wissenschaftsdichte in Deutschland“, sagt auch Pro Wissen-Geschäftsführerin Simone Leinkauf. Bezogen auf die Einwohnerzahl gebe es nirgends mehr Wissenschaftler. Fast 10 000 sind in Potsdam tätig, an der Universität, der Fachhochschule und zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Mit der Wissenschaftsetage seien sie nun auch in der Mitte der Stadt präsent. „Wir wollen, dass die Wissenschaft mit der Gesellschaft in einen Austausch treten kann“, sagt Leinkauf.

Besucher müssen keinen Doktortitel mitbringen

Kern der Wissenschaftsetage ist die Dauerausstellung „Forschungsfenster“ auf 300 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Auf sieben Kuben mit je vier Seiten wird spannenden Forschungsfragen auf den Grund gegangen. Dennoch müssen die Besucher dafür keinen Doktortitel mitbringen: Alles wird gut verständlich in verträglichen Häppchen dargeboten. Film- und Tonaufnahmen sind per Touchscreen abrufbar. In den Vitrinen werden Ausstellungsstücke gezeigt – zum Beispiel ein selbstgebauter Computer aus der DDR der 1980er-Jahre. Immer donnerstags gibt es um 10 Uhr eine kostenlose Führung.

Immer mehr Besucher

Fünf Jahre nach der Eröffnung finden auch mehr Besucher den Weg in die Wissenschaftsetage. 18.366 Gäste schauten sich im vergangenen Jahr Ausstellungen an und hörten Vorträge. Im ersten Jahr waren es rund 4000 weniger. „Die Tendenz ist steigend“, so Leinkauf. Jedes Jahr finden zwischen 400 und 500 Veranstaltungen statt, viele davon sind öffentlich, einige für Fachpublikum. Rund 100 organisiert Pro Wissen selbst. Das Themenspektrum ist breit aufgestellt: Ob Kafka, Koran oder Klimawandel – für jeden ist etwas dabei. Im Durchschnitt hören 25 Gäste bei den Vorträgen zu. Ein paar Favoriten haben die Potsdamer offenbar. „Ernährung, Astrophysik, Polarforschung und Müll im Meer“, sagt Leinkauf, seien die populärsten Themen. Aber auch, wenn nur 15 Interessierte kommen, sei das wichtig. „Wir bieten Informationen aus erster Hand.“

Räume sind im Bildungsforum fast etwas versteckt

Der Standort im vierten Stockwerk der Stadt- und Landesbibliothek hat bekanntlich seine Vor- und Nachteile. Einerseits kann sich die Potsdamer Wissenschaft an einem zentralen Ort präsentieren – eingebettet in ein Umfeld mit Volkshochschule und Bibliothek. Andererseits sind die Räume im Bildungsforum beinahe versteckt. 

Das Bildungsforum befindet sich Am Kanal in der Potsdamer Innenstadt.
Das Bildungsforum befindet sich Am Kanal in der Potsdamer Innenstadt.

© Andreas Klaer

Der Eingang rechts neben der Bibliothek mutet an wie ein Nebeneingang zu einem Parkhaus. Das hat einen Grund: Die vierte Etage war ursprünglich nicht für eine öffentliche Nutzung vorgesehen. Das Fenster der Potsdamer Wissenschaft sollte eigentlich in einem Neubau auf dem Areal des früheren Hauses der Wasserwirtschaft in der Friedrich-Ebert-Straße entstehen. 

Doch als das Land 2011 die zur Finanzierung vorgesehenen Hauptstadtmittel strich, platzte das Projekt. Laufkundschaft hat die Wissenschaftsetage nun nicht. „Wir haben kein Schaufenster, durch das man hier hineinfällt“, sagt Leinkauf.

Noch sichtbarer in Potsdam werden

Der Träger will die Wissenschaftsetage deshalb mit seinen Partnern noch sichtbarer in der Stadt machen. Bereits jetzt werden die Veranstaltungen im Fahrgast-TV in den Straßenbahnen angekündigt. Nun könnten noch mehr Plakate dazukommen. Außerdem können sich Interessierte den Veranstaltungskalender auf der Webseite der Wissenschaftsetage abonnieren. Seit Januar präsentieren sich Forschungsprojekte aus der Region am Bauzaun zwischen Bildungsforum und Landtag. 

Auch am Bauzaun Richtung Alter Markt soll künftig eine Ausstellung der Wissenschaftsetage über die Vermüllung der Weltmeere aufklären.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false