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Viel zu feiern. Im Sommer gibt es in Potsdam an fast jedem Wochenende Feste wie die Stadt für eine Nacht in der Schiffbauergasse. Diese Ballung könnte ein Grund dafür sein, warum es bei einigen Feiern zu wenig Besucher gibt.

© Andreas Klaer

Stadtfeste: Feste feiern, wie sie ausfallen

Sowohl das Tulpenfest als auch das Böhmische Weberfest wurde abgesagt. Stehlen sich die zahlreichen Stadtfeste in Potsdam gegenseitig die Besucher?

In Potsdam wird viel gefeiert: Stadt für eine Nacht, Feuerwerkersinfonie, Erlebnisnacht, Fête de la Musique, Stadtwerkefest, Schlössernacht und in diesem Jahr zusätzlich die Veranstaltungen rund um das 1025. Stadtjubiläum. Da gleichzeitig mit dem Tulpenfest und dem Böhmischen Weberfest zwei traditionelle Großveranstaltungen in diesem Jahr ausfallen (PNN berichteten), stellt sich die Frage, ob es in Potsdam nicht zu viele Stadtfeste für zu wenig Publikum gibt.

Dies vermutet Raimund Jennert, Geschäftsführer der Potsdam Marketing und Service GmbH: „Es gibt in Potsdam eine hohe Frequenz von innerstädtischen Festen und die Zielgruppe sind meist die Potsdamer selbst.“ Leider sind dabei immer wieder viele Veranstaltungen in einem kurzen Zeitraum, die besser über den Kalender verteilt werden müssten, so Jennert. „Ein Problem ist tatsächlich, dass viele Feste sich zu bestimmten Zeiten ballen. Damit wird Konkurrenz erzeugt“, sagt auch Stadtsprecher Markus Klier.

Zu viele Feste fast gleichzeitig?

Auch der Veranstalter des Weberfestes, die Coex Veranstaltungs-GmbH & Co. KG, hatte die gesunkenen Besucherzahlen im vergangenen Jahr als Grund für die Absage des Festes genannt: Nur 6000 bis 7000 Besucher seien an den drei Tagen gekommen. Als das Weberfest Mitte der Neunziger Jahre startete, lagen die Zahlen bei bis zu 20 000. Das führte zu Einbußen: 2017 hatten sich die Verluste beim Weberfest auf mehr als 10 000 Euro belaufen, aus ähnlichen Gründen war die Veranstaltung schon 2014 und 2015 ausgefallen.

Coex-Chef Eberhard Heieck sieht das Problem auch in den begrenzten Fördermöglichkeiten der Stadt, denn je mehr Feste es gibt, desto mehr müsse die Stadt entscheiden, welche sie unterstützt und welche nicht: „Irgendwann ist die Fahnenstange erreicht“, sagt Heieck, dasselbe gelte auch für große Sponsoren wie die Sparkasse.

Je mehr Feste, desto schwerer die Entscheidung für Fördermittelgeber

In diesem Jahr werden aus dem Kulturbudget der Stadt unter anderem die Stadt für eine Nacht mit 200 000 Euro, die Fête de la Musique mit 20 000 Euro, das Drewitzer Rock-Festival „Rock am Löschteich“ mit 5000 Euro und das Asiafest auf der Freundschaftsinsel mit 4000 Euro gefördert. Aus dem Marketingbudget kommen zusätzlich 25 000 Euro für das Sinterklaas-Fest, 9000 Euro für das Apfelblüten- und Apfelfest im Volkspark sowie 7000 Euro für die Böhmischen Tage, die als Ersatz für das Weberfest fungieren. Bei den Böhmischen Tagen sollen im Rahmen des Stadtjubiläums an drei Tagen drei verschiedene Veranstaltungen im Juni und Juli stattfinden.

Raimund Jennert appelliert vor allem daran, dass sich die Veranstalter besser austauschen, um eine Ballung von Events zu vermeiden: „Die verschiedenen Akteure sind in der Kommunikation noch nicht so weit zusammen, wie sie könnten. Was fehlt, ist ein übergreifendes Veranstaltungsmanagement für die Stadt.“ Große Hoffnungen setze er auf das demnächst startende „Tourismusnetzwerk Brandenburg“, das voraussichtlich zur Internationalen Tourismus-Börse Anfang März an den Start gehen soll. Auf diesem Internetportal sollen sich brandenburgische Tourismus- und Kulturveranstalter künftig miteinander vernetzen und austauschen können.

Ein neues Netzwerk zum besseren Austausch

Nicht alle Veranstalter sind der Meinung, dass sich die diversen Potsdamer Stadtfeste zu viel Konkurrenz machen: „Sowohl unser Sinterklaas-Fest als auch das Tulpenfest waren immer gut frequentiert, mit Besuchern von nah und fern“, sagt Gisela Schmidt vom Förderverein zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam. Zudem war das Tulpenfest in diesem Jahr nicht wegen Besuchermangels, sondern wegen Krankheit der Geschäftsführung abgesagt worden. Auch Uwe Stamnitz von der P3 Projekt GmbH, die den traditionellen Töpfermarkt im Holländischen Viertel organisiert, will nicht pauschal sagen, dass es zu wenig Publikum für die verschiedenen Feste in Potsdam gebe: „Ich glaube nicht, dass das zu viel ist für eine Stadt wie Potsdam. Die Leute sollen ja auch was geboten bekommen“, so Stamnitz. „Wir sehen das entspannt.“

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