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Mode aus Potsdam bei "Potsdam Now": Fein und frech

Die Modemesse "Potsdam Now" ist gestartet. Dort präsentieren die Designerinnen Carolina Simm und Kristin Müller Abendkleider und passende Hüte - made in Potsdam.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Bauschige Federborten, feine Spitze und individuelle Schnitte gepaart mit verzierten Krempen, frechen Details und gedeckten Farben. So lassen sich die Kreationen von Designerin Carolina Simm und Hutmacherin Kristin Müller kurz beschreiben. Wirklich gerecht wird es den modischen Kunstwerken allerdings nicht, denn die muss man eigentlich fühlen, anfassen und vor allem immer wieder anschauen, um alle liebevoll gesetzten Details entdecken zu können.

Die Besucher der Potsdamer Fashion Week „Potsdam Now“ haben am heutigen Dienstag die Gelegenheit dazu – zumindest zum Anschauen. Denn die beiden Potsdamer Modekünstlerinnen präsentieren gemeinsam stilvolle Abendmode, die auf den Hut gekommen ist. „Es geht schon darum, Kleid und Hut in Kombination, also als Einheit zu präsentieren“, sagt Designerin Carolina Simm, die ihr Atelier in der Großbeerenstraße 144 betreibt. „Mal liegt der Fokus dabei auf dem Kleid und ein anderes Mal wieder auf dem Hut.“

Potsdamerin nähte Kostüme

Seit drei Jahren arbeitet die gebürtige Potsdamerin als freiberufliche Designerin. Nach ihrer Schneiderausbildung an der Staatsoper in Berlin arbeitete sie viel beim Film und war dort für die Kostüme verantwortlich. Auch für Werbungen und Dokumentarfilme hat sie das Modestyling übernommen. „Ich mag beide Arbeiten sehr gerne, weil sie auch so unterschiedlich sind“, so die 36-Jährige, die schon als Kind von den Kostümen in den Winnetou-Filmen begeistert war. „Beim Kostüm kreiert man etwas für bestimmte Charaktere, bei der Werbung will man Begehrlichkeiten wecken.“

Am schönsten ist für sie aber die Arbeit an der eigenen Mode, wobei sie von Alltagsmode bis hin zu Hochzeitskleidern alles designt – Letzteres auch auf Anfrage. „Mein Schwerpunkt liegt auf Kleidern und Jacken für Damen“, sagt Simm. „Herrenmode möchte ich auch gerne mal machen, aber dafür brauche ich noch ein wenig Zeit.“ Ein Markenzeichen ihrer Kollektionen ist eine besondere Stickerei, die auf jedem ihrer Stücke zu finden ist.

Anders als ursprünglich geplant

Die Inspirationen für ihre Mode holt Carolina Simm sich von überall, wie sie sagt: aus Modezeitschriften, Eindrücken, Menschen. Oft entstehen dabei Mindboards, an denen Bilder, Collagen und manchmal auch Stoffstücke gesammelt werden. Von dem klassischen zeichnerischen Entwurf eines Kleidungsstückes hält sie allerdings weniger, sondern arbeitet direkt mit den Materialien. „Ich fange nicht auf dem Papier an, sondern am Stoff“, erklärt sie. „Das heißt, ich habe etwas im Kopf, drapiere den Stoff entsprechend, stecke ihn fest und dann wird immer wieder etwas geändert, bis ich schließlich anfange zu nähen.“ Um die einzelnen Schritte nicht zu vergessen, macht sie immer wieder Fotos. „Das muss dann schon sein“, sagt Simm lachend. „Schließlich muss ich alles wieder von der Puppe abnehmen, bevor daraus ein Kleidungsstück entstehen kann.“ Ihre Kollegin Kristin Müller, die sie vor drei Jahren bei einer Modenschau kennengelernt hat, arbeitet mit einem ähnlichen Konzept. Auch ihre Hüte entstehen meist direkt am Objekt und werden oft anders als ursprünglich geplant.

„Es gibt einfach so viele Möglichkeiten, so viele Materialien“, so die 39-Jährige, die seit neun Jahren in Potsdam lebt und 2008 ihr Hutatelier „Maliné“ in der Jägerstraße 36 eröffnet hat. „Da merkt man oft im Prozess, dass man noch das oder das machen könnte.“ Müller kam auf Umwegen zu ihren Beruf, studierte erst Sonderpädagogik, arbeitete nebenbei in einer Theaterwerkstatt, bis sie schließlich den Beruf der Modistin entdeckte und ihn in Münster erlernte. Danach arbeite sie lange Zeit an der Semperoper in Dresden und machte dort ihren Meister, bis sie sich schließlich selbstständig machte.

Auch historische Stücke gefertigt

In den Räumen ihres Ateliers werden Hüte sowohl hergestellt als auch verkauft. Dabei fertigt sie auch Kopfbedeckungen nach individuellen Wünschen an – sogar welche mit historischem Bezug. „Wir haben zum Beispiel schon einmal einen Dreispitz gefertigt“, erzählt Müller. „Und eine Dame hat sich einen Hut aus dem Film ‚Sommer in der Toscana‘ bestellt.“ Genauso wie ihre Kollegin möchte sie ihr Handwerk nicht mehr missen. „Das Handwerk ist einfach so schön“, schwärmt sie. „Und die Freude der Kunden an einem schönen Stück ist einfach so wunderbar anzusehen, da bekommt man viel zurück.“ Zweifel gibt es dennoch manchmal, wie auch Carolina Simm bestätigt: „Natürlich ist es manchmal schwer, man muss immer kreative Ideen haben und kämpfen“, sagt sie. „Aber letztendlich lohnt sich der Kampf immer.“

Auf der Potsdamer Fashion Week präsentieren die beiden Mode, die sie als „frisch, aber gediegen; fein und frech“ bezeichnen. „Wir werden nie ganz knallig in den Farben, aber es wird absolute Knalleffekte geben, wir wollen die Zuschauer wachrütteln“, so Simm lachend. „Da darf einem ruhig mal die Spucke wegbleiben, schließlich ist Mode ja auch immer ein Stück Kunst.“

Mode von Carolina Simm und Kristin Müller am Dienstag um 19.30 Uhr in der Schinkelhalle, Schiffbauergasse 4 a

Das Programm zur Potsdam Now finden Sie hier >>

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