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Discoreihe „Mama geht tanzen“ startet am 20.10. in Potsdam in Clärchens Parkdeck. Initiatorin Julia Wolf bietet dieses Format in Berlin und jetzt auch in Potsdam an.

© Andreas Klaer

Feiern unter Frauen: Die Partyreihe „Mamagehttanzen“ kommt nach Potsdam

Um 20 Uhr auf der Tanzfläche stehen, um 23 Uhr ist Schicht. Was für Clubgänger wie ein No-Go klingt, ist für müde Eltern ein verlockendes Angebot.

Von Alicia Rust

Abschalten, durchatmen, tanzen. Ohne an Windeln zu denken, an Impfungen, Winterschuhe oder was auch immer. Innerhalb eines Schutzraums, in dem sich vor allem Mütter mal fallen lassen dürfen. Darum geht’s bei Mamagehttanzen, der bundesweiten Partyreihe für Mütter. 

Anfang des Jahres wurde sie von den zwei Müttern Anna Schumacher-Stolina und Andrea Rücker aus Wuppertal ins Leben gerufen, von Nordrhein-Westfalen aus verbreitete sie sich bundesweit und bewirkte ausverkaufte Events. Köln, Duisburg, Stuttgart, Niedersachsen. Jetzt kommt die Veranstaltung erstmals nach Potsdam. „Es geht darum, dass die Frauen für den Moment eines Abends zu einer für sie akzeptablen Uhrzeit ausgehen können und unter ihresgleichen sind“, sagt Julia Wolf, die Mamagehttanzen mit Unterstützung der Gründerinnen nach Potsdam bringen wird.

Zwei Wochen nachdem ich abgestillt habe, war mein einziger Wunsch, endlich wieder tanzen zu gehen.

Julia Wolf, Veranstalterin von Mamagehttanzen in Potsdam und Berlin.

Drei Stunden durchtanzen, ohne Dresscode, ohne grimmigen Türsteher. Nur ein Lächeln zur Begrüßung sei erwünscht, sagt Wolf.  Ausgerichtet wird der Partyabend im kürzlich wiederbelebten Club Parkdeck by Clärchens.

„Meine erste Erfahrung als Veranstalterin“, sagt Wolf. Aufgeregt ist sie schon. Es gibt so viel zu bedenken: Einen Begrüßungs-Shot mit oder ohne Alkohol wird es geben, alkoholfreie Cocktails, Flyer müssen verteilt werden, um die Kommunikation über Instagram muss sie sich auch kümmern. 

Keine K.-o.-Tropfen und Grabscherei

Zum Tanzen wird sie am Freitag, dem 20. Oktober, kaum kommen. „Ich werde am Einlass Karten einscannen und sehen, dass alles funktioniert“, sagt die Working Mom, die sich in der Elternzeit mit ihrem Herzensprojekt beschäftigt. Während für den ersten Event in Berlin nach zwei Wochen alles ausverkauft war, harrt Wolf den Anfragen aus Potsdam noch entgegen. „Es sind Herbstferien, ich bin gespannt, wie die Menschen auf unser Angebot reagieren“, sagt Wolf. 

Natürlich seien nicht nur Mütter willkommen. „Frauen ohne Kinder kommen auch gern, weil sie ihre Getränke nicht vor K.-o.-Tropfen schützen und keine Angst haben müssen, begrabscht zu werden“, sagt Wolf. Was die Musik betrifft: vor allem tanzbar. „Mainstream, Charts und 90er“, sagt Wolf. Seit Wochen hat sie sich auf Instagram über Musikwünsche ausgetauscht. 

Warum tut sie sich den Stress mit zwei kleinen Kindern an? Wolf erzählt über ihr Leben, bevor sie Mutter wurde. „Ich hatte einen Vollzeitjob in der öffentlichen Verwaltung, ich reiste gern, ging regelmäßig in angesagte Clubs“, sagt Wolf. Sie tanze einfach für ihr Leben gern. „Nach der Geburt hat sich alles für mich verändert“, sagt die 40-jährige. Ihre Kinder sind inzwischen zwei und drei Jahre alt. Plötzlich habe sie zu Hause gesessen und festgestellt, wie begrenzt das Angebot für Mütter in Elternzeit war. Besonders, wenn die Kinder noch so klein sind.

Alles dreht sich ums Stillen, Windeln wechseln, durchwachte Nächte oder Koliken, sagt Wolf. Niemand spreche darüber, wie anstrengend es sei, plötzlich Mutter zu sein. In unserer Gesellschaft gelte es viel zu sehr, das Bild einer stets funktionierenden Mutter aufrechtzuerhalten. Wolf wünscht sich mehr Solidarität unter Frauen. Vor allem kein Mom-Shaming mehr, die Kritik gegenüber Müttern sei oft verletzend. 

Eine leidenschaftliche Mutter ist sie. Doch neben dem Alltag und den Herausforderungen, die eine Elternschaft mit sich bringe, gäbe es noch mehr im Leben, sagt Wolf. Als sie einen TV-Bericht über die Gründerinnen von Mamagehttanzen gesehen habe, sei das ein Erweckungserlebnis gewesen. „Ich habe Anna und Andrea angeschrieben, weil ich feststellte, dass es keinen Event in Potsdam und in Berlin gab“, sagt Wolf.

Um 20 Uhr auf der Tanzfläche

Die Gründerinnen boten ihr das Konzept als Franchise an und unterstützten sie mit Rat und Online-Schulungen. „Besonders in Brandenburg und in Potsdam gibt es weniger Möglichkeiten für Frauen und Mütter, die Clubszene ist deutlich kleiner als etwa in Berlin“, sagt Wolf. Viele ihrer Freundinnen arbeiten in Potsdam, doch zum Feiern gehe es meist nach Berlin. Das findet sie schade.

In Sebastian Michalske habe sie einen engagierten Mitstreiter gefunden, was auch daran liege, dass er selber Vater sei und das Problem des begrenzten Angebots für Eltern kenne. Insbesondere Mütter seinen oftmals zu müde, um zu später Stunde noch auszugehen.

„Zwei Wochen nachdem ich abgestillt habe, war mein einziger Wunsch, endlich wieder tanzen zu gehen. Aber ich habe nichts gefunden, was zu einer akzeptablen Uhrzeit stattgefunden hätte“, sagt Wolf. Daher habe sie sich so für das Konzept der Partyreihe begeistert: „Die Events finden immer von 20 bis 23 Uhr statt. Ab 19.30 Uhr ist Einlass, damit die Frauen ab acht auf der Tanzfläche stehen“, sagt Wolf. Nach einer durchfeierten Nacht in Ruhe auszuschlafen, sei mit Kleinkindern nicht möglich, sagt die 40-Jährige. „Meine Kinder stehen schon ganz früh auf der Matte“, sagt Wolf. Da helfe es auch nicht, dass der Papa das Frühstück mache.

Update: Derzeit ist die Veranstaltung ausverkauft

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